Oberster Hotelier Andreas Züllig warnt
«Jobverluste schon nächsten Monat»

Die Pessimisten-Prognose ist eingetroffen. Trotz Boom in den Bergen ist die Halbjahresbilanz der Hotellerie miserabel. Jetzt fürchtet Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig den Kahlschlag.
Publiziert: 04.08.2020 um 13:46 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2020 um 11:36 Uhr
Levin Stamm und Helena Schmid

Jetzt beweist es auch die Statistik: Die Schweizer Hotellerie erleidet im ersten Halbjahr 2020 einen historisch einzigartigen Einbruch. Um knapp die Hälfte ist die Anzahl Logiernächte gegenüber der Vorjahresperiode eingebrochen. Das macht das Bundesamt für Statistik (BFS) heute offiziell.

Das lässt beim obersten Hotelier der Schweiz die Alarmglocken schrillen. «Die Lage in der Hotellerie bleibt dramatisch. Ab September gehen Stellen verloren», sagt Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig (61) im Gespräch mit BLICK.

«Stadthotellerie ist tot»

Die Erklärung für den Kahlschlag: Am 1. September ändern sich die Bedingungen für die Beantragung von Kurzarbeit. «Das neue Kurzarbeitsregime ist bürokratischer und komplizierter», sagt Züllig. Besonders einschneidend für Hoteliers und Gastronomen: Für temporär Angestellte gibt es ab dann keine Kurzarbeit mehr.

Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig ist besorgt über die Halbjahreszahlen bei Schweizer Hotels: «Die Lage bleibt dramatisch.»
Foto: keystone
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Vor allem für die Stadthotellerie ist das ein harter Schlag. Züllig glaubt, dass sich deren Situation frühestens Ende Jahr verbessert. «Momentan ist der Markt in den Städten tot», sagt er. Die Hotels in den Regionen Zürich und Genf sind von der Corona-Krise am härtesten getroffen. Dort sind die Logiernächte um über 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen – trotz überdurchschnittlich gutem Geschäftsgang im Januar und Februar.

Sogar in den Bergen stehen Jobs auf der Kippe

Anders die Situation bei den Berghotels. Sie profitieren diesen Sommer vom Ansturm der einheimischen Touristen. So schliesst der Kanton Graubünden das erste Halbjahr mit einem Rückgang der Logiernächte von 22,9 Prozent ab und steht damit besser da als jede andere Schweizer Tourismusregion.

Sogar für die Berge könnte die neue Kurzarbeit-Verordnung einen Stellenverlust bedeuten. Im «Walliser Bote» warnt Markus Schmid, Präsident des Walliser Hotelverbandes: «Sollte tatsächlich zu einem zweiten Lockdown kommen, dann droht eine Entlassungswelle.»

Gesamthaft hat sich die Hotelbranche im Juni mit 1,4 Millionen Übernachtungen leicht erholt. Der Einbruch gegenüber dem Vorjahresmonat ist mit minus 62 Prozent zwar noch immer massiv. Im Vergleich zum Vormonat Mai konnte man die Anzahl Logiernächte aber mehr als verdoppeln.

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