Onlineshop wirbt mit «Mode aus Zürich» – und liefert Blick-Leser Markus Steiner Billighosen aus China
«Dass ich darauf hereingefallen bin, ist mir schon etwas peinlich»

Als Blick-Leser die neuen Hosen von einem vermeintlichen Zürcher Onlineshop auspackt, ist er bitter enttäuscht. Denn die Ware kommt von weit her. Dabei hatte das Produkt super Bewertungen.
Publiziert: 12.12.2023 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2023 um 09:10 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Eine Situation wie die von Markus Steiner* kennen viele: Als der Blick-Leserreporter durch Instagram scrollt, ploppt auf einmal eine Werbung für Hosen auf. Perfekt für die Arbeit, denkt er sich. Solche wollte er sowieso kaufen. Anbieter ist – wie es scheint – ein Zürcher Onlineshop: vlizo-zurich.ch. 

Steiner schöpft keinen Verdacht. Schliesslich kann man mit Twint, die App funktioniert nur in der Schweiz, bezahlen: «Da war für mich klar, dass es ein Schweizer Shop sein muss.» Gleich unter dem Produkt tauchen auch Bewertungen von Trustpilot auf: 4,7 Sterne bekommen die Hosen bei 1664 Bewertungen. Vielversprechend!

Als das Päckli dann aber über eine Woche nicht ankam, wurde Steiner langsam misstrauisch. Nach etwa zehn Tagen findet er die Hosen im Briefkasten. Zufrieden ist er ganz und gar nicht: «Die Hosen sind ganz dünn und die Qualität ist schlecht.» Der Absender auf dem in Plastik verpackten Paket stammt direkt aus China. 

Beim Scrollen durch Instagram entdeckt Blickleser Markus Steiner ein paar Hosen.
Foto: Lesereporter
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Die Hosen haben gute Bewertungen.
Foto: Lesereporter

Kunden allgemein unzufrieden

«Dass ich darauf hereingefallen bin, ist mir schon etwas peinlich», meint Steiner im Nachhinein. Denn eigentlich will er Shops mit Billigmode aus China nicht unterstützen. Ein Blick auf die Bewertungsplattform Trustpilot zeigt denn auch: Der Webshop vlizo-zurich.ch kommt bei den Kundinnen und Kunden nicht gut an. Alle 88 Bewertungen des Shops zeigen nur 1 Stern. Es ist von schlechter und defekter Ware die Rede. 

Wer die Ware zurückschicken will, muss das Porto nach China selber bezahlen. «Auf meine E-Mail habe ich nur eine Standard-Antwort erhalten», sagt Steiner zu Blick. Die bezahlten rund 72 Franken hat er dann trotzdem zurückerhalten. Aber nicht etwa von Vlizo – sondern von seiner Rechtsschutzversicherung. «Sie haben aber gemeint, es lohne sich nicht, hier rechtlich vorzugehen», so Steiner.

Denn solche Betrugs-Onlineshops gibt es viele. Mit dem Namen Vlizo Zurich suggeriert der Shop, dass es sich um einen Schweizer Anbieter handelt. Laut Impressum steckt jedoch die niederländische Firma Woofer Media B.V. dahinter. Im Schweizer Handelsregister ist diese nicht zu finden, dafür aber angeblich im Niederländischen.

Warnhinweis: AGB fehlen

Im Kleingedruckten steht bei den Informationen zu Lieferung und Versand deutlich, dass die Ware direkt aus China an die Privatadresse geliefert wird. Auch, dass der Kunde selbst für die Rücksendung aufkommen muss, ist in den Rückgaberichtlinien erwähnt. Stutzig machen könnte es den Kunden, dass er beim Kaufabschluss keine AGB vorfindet. «AGB sind zwar keine Pflicht für Onlineshops, aber ein wichtiges und hilfreiches Instrument, um den Kunden transparent über die wesentlichen Punkte des Kaufvertrags zu informieren», sagt E-Commerce-Expertin Alexandra Scherrer (32), Geschäftsführerin bei Carpathia.

Blick hat Trustpilot auf den Webshop aufmerksam gemacht. Inzwischen hat die Rechtsabteilung der Plattform Vlizo wegen der gefälschten Bewertungen unter den Produkten verwarnt. Man werde das Unternehmen weiter beobachten.

Neben Vlizo Zurich betreibt das Unternehmen noch zahlreiche weitere Onlineshops wie Vlizo, Vlizo Oslo oder Vlizomode. Die Seiten sind optisch alle ziemlich ähnlich, die Produkte dieselben.

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