Pleite um René Benko
Auch Victorinox hat ins Signa-Imperium investiert

Schweizer Investoren haben bei Signa Sports United Millionen verpulvert – dazu zählt auch die Traditionsmarke Victorinox.
Publiziert: 20.12.2023 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2024 um 17:16 Uhr
Stefan Barmettler
Handelszeitung

Im Wochentakt melden Firmen aus dem Reich von René Benko Insolvenz an. Geplatzt ist der Traum vom weltumspannenden Mischkonzern, dafür ist jetzt Schadensbegrenzung angesagt. Das gilt auch bei Signa Sports United, einer E-Commerce-Plattform für Sportartikel, die vor zwei Jahren den Schritt an die US-Techbörse Nasdaq wagte.

Fulminant war der Start, auf 3,3 Milliarden Dollar wurde die Digitalfirma bewertet, doch dann ging es südwärts. Vor ein paar Wochen wurde die Firma von der Börse genommen, der Schlusskurs lag bei mikroskopischen 0,004 Dollar, gestartet war sie mit 8 Dollar je Aktie. Dabei waren die Werbesprüche reziprok zum Erfolg. Einer lautete: «Inspiration durch Leistung. Vereint in Leidenschaft.»

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Die Leistung: 2022 wies die Firma bei einem Umsatz von einer Milliarde Euro einen Verlust von 566 Millionen Euro aus. Und weil sich das Geschäft nicht wie angekündigt entwickelte, sollte die Signa Holding der noch jungen Tochter in den USA mit einem Zuschuss über 150 Millionen Euro unter die Arme greifen. Als Benko das Geld aber zunehmend ausging, war an den versprochenen finanziellen Zuschuss nicht mehr zu denken. Was blieb, waren hohe Lagerbestände und tiefe Umsätze.

Victorinox hat ebenfalls Geld in Signa gesteckt.
Foto: Keystone
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Lindt-&-Sprüngli-Präsident Ernst Tanner besonders involviert

Heute ist die Firma pleite, Investoren zittern um ihre Millionen. Zu den Aktionären gehörten neben Staatsfonds, Beamtenlebensversicherungen oder Millionären auch zwanzig Firmen, Fonds, Family-Offices und Einzelpersonen aus der Schweiz, wie Dokumente der US-Börsenaufsicht zeigen. Darunter ein Kadermann der Bank Julius Bär, die Benko mit 606 Millionen Kredit alimentiert, darunter sind auch diverse Unternehmer.

Besonders engagiert war Ernst Tanner, Präsident von Lindt & Sprüngli, mit 3 Millionen Aktien. Investiert waren auch sein Sohn Derek Tanner und die AE Familienholding des Ostschweizer Industriellen Arthur Eugster mit 2,5 Millionen Aktien. Weiter waren auch der Messerhersteller Victorinox und die Pensionskasse von Victorinox engagiert, und zwar mit je 100’000 Aktien.

Eine Firmensprecherin schreibt auf Anfrage: «Die Positionen gehören als kotierte Anlagen zum Anlagebestand in einem breit diversifizierten Portfolio und machten deutlich unter ein Prozent des Anlageportfolios aus.» Das bedeute auch, dass der Abschreibungsbedarf im Rahmen der normalen Portfolio-Volatilität sei.

«Verlust ist durch Familie Elsener gedeckt»

Zum Investment der Victorinox-Pensionskasse heisst es: «Ein allfälliger Verlust bei der Pensionskasse ist durch die Familie Elsener gedeckt.» Die Familie ist seit Generationen bestimmend beim Industrieunternehmen aus dem Kanton Schwyz. Im Fall Signa Sports United zeigt sich exemplarisch, wie abenteuerlich Benkos Firmenreich konstruiert ist: Die E-Commerce-Firma war an der Börse in New York kotiert, hat ihren Rechtssitz in Amsterdam und den Hauptsitz in Berlin.

Zur Hälfte gehörte sie der Signa International Sports in München, deren Besitzer die Signa Retail Selection in Zürich ist, welche wiederum im Besitz der Signa Holding in Innsbruck ist. Letztere hat kürzlich Konkurs angemeldet und weist Schulden in der Höhe von 5,3 Milliarden Euro aus. Nun sind Insolvenzverwalter in diversen Ländern gefordert.

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