Portfoliomanagerin (46) legt ihr Budget offen
«Letztes Jahr verdiente ich fast 400’000 Franken»

Für die Beobachter-Serie legen Leute ihr Einkommen offen – und wofür sie ihr Geld ausgeben. Anna Liechti* arbeitet bei einer Privatbank. Ihr Ziel: eine Eigentumswohnung.
Publiziert: 05.05.2024 um 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2024 um 11:40 Uhr
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Katrin Reichmuth
Beobachter

Meine Person: Ich bin 46 und arbeite Vollzeit als Portfoliomanagerin in einer Genfer Privatbank. Zusammen mit meinem Team manage ich Anlagefonds und Mandate für unsere Kundschaft. Nach dem Gymnasium habe ich an der Universität Zürich Wirtschaft studiert. Ich wollte immer mal im Ausland arbeiten. Deshalb habe ich nach meinem Abschluss bei einer internationalen Privatbank ein zweijähriges Traineeprogramm absolviert und teils in London, teils in den USA gelebt. Eine Stelle als Händlerin für strukturierte Produkte führte mich dann erstmals nach Genf. Nach ein paar Jahren, in denen ich für eine Grossbank in Zürich gearbeitet habe, bin ich nun zurück in Genf, arbeite aber immer noch ab und zu in Zürich.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

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Meine Einnahmen: Der Nettolohn für mein 100-Prozent-Pensum beträgt 14'500 Franken, 13-mal im Jahr. Dazu kommt der jährliche Bonus. Dieser variiert von Jahr zu Jahr, je nachdem, wie viel Anlagevermögen unser Team in den von uns gemanagten Anlageportfolios aufgebaut hat. Letztes Jahr habe ich netto ungefähr 155’000 Franken Bonus erhalten. Mein Nettojahreslohn hat sich damit nochmals um ungefähr 80 Prozent erhöht. Zudem vermiete ich seit sieben Jahren zwei 4,5-Zimmer-Wohnungen im Zürcher Oberland. Dafür erhalte ich jeden Monat 3200 Franken. Die Kosten für den Hypothekarzins sowie Neben- und Reparaturkosten sind bereits abgezogen. So kam ich im letzten Jahr auf ein Nettomonatseinkommen von 31’800 Franken. 

Wohnen: Ich pendle zwischen Genf und Zürich. An drei bis vier Tagen die Woche bin ich in Genf. Die Miete für meine schöne, helle 3-Zimmer-Wohnung kostet mich jeden Monat 3700 Franken, inklusive Nebenkosten. Die restlichen Wochentage und am Wochenende lebe ich mit meinem Partner zusammen in einer Wohnung in der Nähe von Zürich und bin dort angemeldet. Ich beteilige mich an der Miete zu einem Drittel. Das sind 950 Franken pro Monat. 

Eine Portfoliomanagerin hat einen hektischen Alltag – wird aber auch gut dafür entlöhnt (Symbolbild).
Foto: Getty Images

Telefon, Internet und Abos: Für Telefon und Internet gebe ich jeden Monat 140 Franken aus. Ich habe ein Abo für Spotify und einen Account bei Netflix. Dafür zahle ich monatlich 40 Franken. Dazu kommt die Serafe-Gebühr von 335 Franken pro Jahr. Diesen Betrag teilen sich mein Partner und ich. 

Gesundheitskosten: Ich bin privat versichert und habe eine Zusatzversicherung. Ich gehe nicht oft zum Arzt, deshalb habe ich die höchstmögliche Franchise, 2500 Franken. Das macht 630 Franken Krankenkassenprämie pro Monat. Für Franchise, Selbstbehalt und Arztkosten, die ich selber übernehmen muss, zahle ich zirka 1000 Franken im Jahr. Einmal pro Monat buche ich mir eine klassische Massage. Zudem versuche ich, jeden Monat in die Akupunktur zu gehen. Beide Behandlungen werden teilweise von meiner Zusatzversicherung übernommen. 160 Franken muss ich jedoch selbst bezahlen. Zweimal pro Jahr gehe ich zur Dentalhygiene. Das kostet mich zusammen 260 Franken. Insgesamt gebe ich für meine Gesundheit also 895 Franken pro Monat aus.

Versicherungen: Ich habe eine Privathaftpflicht- und Hausratversicherung sowie für meinen Schmuck eine Wertsachenversicherung. Dafür gebe ich pro Jahr 1200 Franken aus. Es kam auch schon vor, dass ich mit meiner Vermieterschaft in Genf nicht gleicher Meinung war, deshalb habe ich eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen. Das kostet mich 300 Franken pro Jahr. Zudem habe ich vor Jahren für eine grössere Reise eine Reiseannullationsversicherung abgeschlossen, die ich zwar noch nie gebraucht, aber bisher nicht gekündigt habe. Sie kostet mich jährlich 200 Franken. 

Mobilität: Ich bin viel unterwegs. Hauptsächlich mit dem Zug – das Generalabonnement für den öffentlichen Verkehr zahlt mein Arbeitgeber –, manchmal auch mit der Vespa. Ich habe sowohl in Zürich als auch in Genf eine ältere Vespa. So kann ich in beiden Städten spontan und schnell von A nach B flitzen. Die Motorfahrzeugsteuer kostet insgesamt 90 Franken pro Jahr, die Motorradversicherung 410 Franken und für Benzin gebe ich jährlich ungefähr 180 Franken aus. Zudem habe ich in Zürich ein Auto. Ich habe es vor vier Jahren für 74'000 Franken gekauft. Das Auto brauche ich fast nur im Winter für die Anreise in die Skigebiete. Die Autoversicherung kostet jährlich 1400 Franken, die Motorfahrzeugsteuer 700 Franken pro Jahr und für Benzin gebe ich zirka 400 Franken aus. Ohne die Anschaffungskosten für Vespa und Auto gebe ich also pro Monat 265 Franken für meine Mobilität aus – ohne Ferienreisen.

Haushalt: Mein Kühlschrank in Genf ist ziemlich leer. Ich kaufe jeden Tag ein, was ich gerade brauche. Je nachdem, ob ich zu Hause esse oder nicht, kaufe ich mir mein Abendessen und ein paar Dinge für den Haushalt wie beispielsweise Toilettenpapier, Seife oder Waschmittel. In der Regel esse ich ungefähr drei Mal pro Woche zu Hause. Ich kaufe vorwiegend Bioprodukte und Schweizer Bio-Fleisch. Pro Einkauf gebe ich im Schnitt 25 Franken aus. Das macht ungefähr 300 Franken pro Monat. Mein Freund und ich kochen gerne, auch mal für Gäste. Wir haben kein Haushaltskonto. Es zahlt einfach derjenige, der den Einkauf erledigt. Dafür gebe ich ungefähr 250 Franken pro Monat aus. Ich rauche ungefähr ein bis zwei Päckli Zigaretten pro Woche. Das kostet mich monatlich 60 Franken. Ich bestelle vier Mal pro Jahr Gesichtspflegeprodukte. Das macht ungefähr 150 Franken pro Bestellung. Zudem gehe ich vier Mal pro Jahr zum Coiffeur (Schneiden und Mèches). Jeder Besuch kostet mich 350 Franken. In den Sommermonaten gehe ich gelegentlich in die Pedicure. Dafür gebe ich insgesamt 300 Franken aus. Alles in allem komme ich so für den Haushalt auf zirka 800 Franken im Monat. Es ist aber wie bei den meisten Posten so, dass ich kein Budget mache, ich kaufe einfach, was mich notwendig dünkt oder was ich gerne habe.

Verpflegung ausser Haus: Mittagszeit ist Sportzeit. Entweder besuche ich eine Yogastunde oder jogge eine Runde um den Block. Zeit fürs Mittagessen bleibt danach nicht viel. Ich hole mir jeweils einen Salat oder ein Sandwich. Das kostet mich ungefähr 20 Franken. Das heisst: Ich gebe pro Monat zirka 400 Franken für mein Mittagessen aus. Dazu kommt ein bis zwei Mal pro Woche ein Abendessen mit Freunden. Dafür gebe ich zwischen 80 und 100 Franken pro Essen aus. Am Wochenende trinken wir auch mal eine Flasche Wein, dann kann es auch mal 100 bis 150 Franken kosten. Da läppert sich schon was zusammen, sicher 1200 Franken im Monat.

Kleidung und Schuhe: Mein Schrank ist sehr voll. Die meisten Kleider, Schuhe und Taschen habe ich aber schon lange. In der Schweiz habe ich selten Zeit zum Shoppen. Wenn ich im Ausland bin, schaue ich mich aber gerne in den Läden um. Ich kaufe dann drei bis vier Mal pro Jahr für ungefähr 600 Franken ein. Zwei bis drei Mal pro Jahr kaufe ich mir neue Schuhe. Ein paar Pumps meiner Lieblingsmarke kostet ungefähr 400 Franken. Zudem habe ich zwei Handtaschen eines Luxusbrands. Jede Tasche war eine Investition von zirka 5000 Franken. In meinem Job ist ein gepflegtes, stilvolles Äusseres sehr wichtig. Auch privat lege ich Wert darauf. 

Freizeit: Sport ist ein sehr wichtiger Ausgleich für mich. In Genf habe ich ein Monatsabo fürs CrossFit. Das kostet mich 195 Franken. In Zürich habe ich ein Yoga-Abo und ein Fitnessabo. Dafür gebe ich 100 Franken pro Monat aus. Im Sommer gehe ich ab und zu auf dem Genfersee wakesurfen. Das kostet pro Session ungefähr 65 Franken. Zudem habe ich mir vor zwei Jahren für 2000 Franken ein Mountainbike gekauft. Im Winter gehe ich zirka vier Mal pro Saison mit einer Gruppe auf Skitouren. Der Bergführer kostet pro Person und Tag etwa 150 Franken. Die Ausrüstung habe ich mir letztes Jahr gekauft, sie hat 2000 Franken gekostet.

Ausflüge und Ferien: Ich habe fünf Wochen Ferien im Jahr. Einmal pro Jahr mache ich zwei Wochen am Stück Ferien. Letztes Jahr haben wir einen Roadtrip in den USA gemacht. Dafür haben wir 6000 Franken ausgegeben. Dazu kommen meistens noch Badeferien, zum Beispiel auf Mauritius. Das kostete mich letztes Jahr für zehn Tage 4000 Franken. Auch eine Surfwoche darf nicht fehlen. Das kostet ungefähr 2500 Franken. Ein, zwei Mal pro Jahr gehe ich auf einen Städtetrip. Dafür gebe ich im Schnitt zirka 1000 Franken aus. Im Winter gehen wir öfter mal für ein Wochenende zum Skifahren in die Berge. Je nachdem, ob wir in die Ferienwohnung der Eltern meines Partners gehen oder in ein Hotel, gebe ich dafür im Schnitt zwischen 300 und 1300 Franken aus für Essen, Skipass und Hotel.

Spenden: Ich spende pro Jahr ungefähr 2000 Franken an diverse Hilfsorganisationen, zum Beispiel Médecins Sans Frontières, Rotes Kreuz oder Heilsarmee. 

Geschenke: Ich mache gerne Geschenke. Als dreifaches Gotti wird es mir auch nicht langweilig, Geschenkideen zu überlegen. Jedes Kind erhält jeweils am Geburtstag (für zirka 50 Franken) und an Weihnachten (für zirka 100 Franken) ein Geschenk von mir. Und ich zahle jedes Jahr 200 Franken auf ein von mir eröffnetes Geschenksparkonto. Meinen Freundinnen und Freunden mache ich gerne ein Geburtstagsgeschenk (für zirka 100 Franken). Das Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk für meinen Partner kann auch mal mehr kosten, also ungefähr 1000 Franken.

Altersvorsorge: Seit ich erwerbstätig bin, zahle ich den Maximalbetrag in die dritte Säule ein. Letztes Jahr also 7056 Franken. 

Steuern: Ich zahle jedes Jahr ungefähr 50'000 Franken Steuern. Das Geld dafür nehme ich von meinem jährlichen Bonus. 

Sparen und Investitionen: Etwa die Hälfte meines Bonus investiere ich in die von meinem Team gemanagten Fonds. Das ist für mich eigentlich mein «Sparkonto». Ein Drittel geht für die Steuern weg und mit dem Rest finanziere ich Einkäufe in meine Pensionskasse. 

So fühle ich mich: Ich lebe komfortabel und muss mir keine Sorgen um meine finanzielle Lage machen. Es war nicht ganz einfach für mich, für die einzelnen Ausgabeposten eine Gesamtzahl zu beziffern. Die grossen Ausgabeposten respektive monatlich wiederkehrenden Ausgaben wie Steuern, Miete und Versicherungsprämien budgetiere ich natürlich. Sonst lebe ich mehr oder weniger nach Bedarf und Laune. Deswegen weiss ich nicht immer so genau, wie viel Geld ich beispielsweise für Restaurantbesuche, Ausflüge oder Einkäufe ausgebe. Nichtsdestotrotz: Mein Partner und ich würden uns gerne eine 4,5-Zimmer-Wohnung in der Umgebung von Zürich kaufen. Wir sind nun schon eine Weile auf der Suche. Bisher haben wir nichts Passendes gefunden. Die Preise scheinen uns überhöht für die Immobilien, die zum Kauf angeboten werden.

Was mein Freundeskreis über meinen Lohn weiss: Ich spreche mit meinen Freunden nur selten über meinen Lohn. Die meisten können sich in etwa vorstellen, in welchem Lohnsegment ich mich befinde. Ich habe auch schon mal einer Freundin erzählt, wie hoch mein Bonus war. Die eine oder andere denkt sich bestimmt, dass ich zu viel verdiene. In meiner Branche ist das jedoch üblich. Mein Lohn entspricht total dem Lohnband. Aber natürlich verstehe ich die Aussage, dass Banker zu viel verdienen. Andererseits steht es ja jedem frei, in den Finanzsektor zu gehen. Das ist aber sicher nicht jedermanns Sache. 

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