Präsidentin der Berner KB wettert gegen andere Banken
«Wo hohe finanzielle Anreize dominieren, mangelt es an Werten»

Sich selbst hat die Bankerin Antoinette Hunziker-Ebneter den Lohn gekürzt. Grund: Geld verdirbt den Charakter. Auch zum Fall Vincenz hat die Bankenpräsidentin eine klare Meinung.
Publiziert: 23.04.2018 um 18:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:57 Uhr
Hat sich selbst den Lohn um ein Drittel gekürzt: BEKB-Präsidentin Antoinette Hunziker-Ebneter.
Foto: GAETAN BALLY
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Nach der Finanzkrise vor zehn Jahren gingen die Banker-Boni kurzzeitig zurück – mittlerweile sind sie wieder im Steigflug. Eine Kritikerin dieser Entwicklung arbeitet bei der Berner Kantonalbank (BEKB). «Wo hohe finanzielle Anreize dominieren, mangelt es an Werten, oder diese werden sabotiert», stellt BEKB-Präsidentin Antoinette Hunziker-Ebneter fest. Bankenchefs könne es nicht schaden, wieder etwas kleinere Brötchen zu backen.

Die Lernkurve der Banken verlaufe je nach Institut sehr unterschiedlich, sagte Hunziker-Ebneter auf die Frage, ob die Banken aus der Krise vor zehn Jahren gelernt hätten.

BEKB gibt kleine Boni ab

Wenn sie in einem aktuellen Vergütungsbericht (Anmerkung der Redaktion: jenem der Credit Suisse) lese, dass die Obergrenze für die langfristig ausgerichteten Boni von 325 auf 425 Prozent des Grundlohns erhöht werden solle, habe sie ihre Zweifel, heisst es in einem in den Tamedia-Zeitungen «Bund», «Berner Zeitung» und «Tages-Anzeiger» publizierten Interview.

«Bei der BEKB darf das Verhältnis des tiefsten zum höchsten Lohn nicht mehr als 1:20 betragen, aktuell liegt es sogar bei 1:14», sagte die ehemalige Chefin der Schweizer Börse und Ex-Handelschefin der Bank Julius Bär. Die Boni bei der BEKB seien klein und an langfristige Ziele gekoppelt. «Wer also einseitig monetär motiviert ist, kommt nicht zu uns», so Hunziker-Ebneter weiter.

Zeit für Bescheidenheit

Ihren Lohn habe sie sich um ein Drittel gekürzt, um ein Zeichen zu setzen, dass es Zeit für etwas mehr Bescheidenheit sei. In den 30 Jahren im Banking habe sie viel gesehen. Sie sei schockiert gewesen vom Fall des ehemaligen Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz, wegen der Systemrelevanz der Bankengruppe, aber vor allem auch darüber, dass «ein so erfolgreicher Mann, der sich immer volksnah gab, sich angeblich persönlich bereichert und das Vertrauen der Genossenschafter ausgenutzt hat».

Ob dies im gesetzlichen Rahmen geschehen sei, könne sie nicht beurteilen, ethisch-moralisch sei sein Verhalten so oder so fragwürdig. Dass bei Raiffeisen Vincenz' Ehefrau noch während seiner Amtszeit zur obersten Rechtschefin ernannt worden sei, lasse sich nicht mit den Prinzipien der guten Geschäftsführung vereinbaren.

Laut Hunziker-Ebneter sitzen in vielen Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten «lauter Männer zwischen 60 und 70 Jahren, die sich seit langem kennen und sich nicht wehtun wollen». Bei der Diversität gebe es auch bei der BEKB Nachholbedarf. Im Verwaltungsrat sei sie mit zwei weiblichen von insgesamt acht Mitgliedern angemessen. In der Geschäftsleitung dauere das noch länger. Die Bank gebe aber Gegensteuer. (jfr/SDA)

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