PresseTV gehört zum BaZ-Deal
Billag-Gelder für Tamedia

Letzte Woche ging Christoph Blochers «Basler Zeitung» an Tamedia über – und damit auch eine Beteiligung an PresseTV. Pikant: Jetzt fliessen Billag-Gelder ans Zürcher Medienhaus.
Publiziert: 22.04.2018 um 13:27 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:45 Uhr
Neu als Aktionär bei Presse TV: Tamedia-Verleger Pietro Supino.
Foto: Keystone
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Wie die Jungfrau zum Kind: So überraschend ist der Zürcher Medienkonzern Tamedia AG zu Sendungen im Schweizer Fernsehen der SRG gekommen. Als Verleger Pietro Supino letzte Woche mit alt Bundesrat Christoph Blocher dessen «Basler Zeitung» gegen eigene Lokalblätter tauschte, kaufte er automatisch eine Beteiligung von 20 Prozent der BaZ an PresseTV AG mit. Dieses PTV strahlt seit 1995 Produktionen verschiedener Verlagshäuser in Zusammenarbeit mit der SRG in Programmfenstern beim SRF aus.

Die neue Situation ist speziell: Tamedia hat kürzlich den Kauf an der TV-Vermarktungsfirma Goldbach AG angekündigt und ist so als Verkäufer der Werbung für die deutschen Privatsender die grösste Konkurrenz zur SRG. Mit den beiden PTV-Sendungen der «Basler Zeitung», «Gesundheit heute» und «BaZ Standpunkte» kann Tamedia künftig gleichzeitig von der Infrastruktur von SRF und ihrer grossen technischen Verbreitung profitieren. Mehr noch: Konkurrent Tamedia kann sich am Gebührentopf der SRG bedienen und sich ihre Sendungen bezahlen lassen.

Tamedia bestätigt

Tamedia kann sich nun auch am Gebührentopf der SRG bedienen.
Foto: Keystone

Pietro Supino muss die neue Lage erst analysieren. Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer bestätigt: «Wir übernehmen die gesamte Basler Zeitung AG und damit auch die Beteiligung an PresseTV. Sobald die Wettbewerbskommission der Übernahme zugestimmt hat, werden wir uns ein Bild der verschiedenen Unternehmensteile machen und anschliessend entscheiden, wie wir weiter vorgehen.» Bis auf Weiteres seien bei den beiden Sendungen keine Änderungen geplant.

Beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom), das für die Zusammenarbeitsverträge der SRG mit anderen Veranstaltern zuständig ist, will man die neue Situation ebenfalls überprüfen.

An PresseTV, vor über zwanzig Jahren gegründet, sind heute unter anderem die NZZ, Ringier Axel Springer, die BaZ sowie die Churer Somedia beteiligt. Tamedia lehnte 1995 ein Angebot ab, sich beim Verlegerfernsehen zu beteiligen. Man liebäugelte an der Werdstrasse schon damals mit einem eigenen TV-Sender. Der Traum mit TV3 platzte 2001 mit einem Verlust in dreistelliger Millionenhöhe.

Der Deal mit dem Verlegerfern­sehen ist für die SRG ein gutes ­Geschäft. Sie profitiert von den kostengünstigen PTV-Sendungen. Die Jahresabgeltung an die Produk­tionskosten aller PTV-Sendungen beträgt heute 3,7 Millionen Franken. Die Summe wird leistungsbezogen unter den Aktionären aufgeteilt. Beispielsweise würde Tamedia künftig für jede produzierte Sendung von «BaZ Standpunkte» 10000 Franken kassieren.

Die SRG tendiert auf Verlängerung

Der gegenwärtige Vertrag mit der SRG läuft Ende 2018 aus. Dem Vernehmen nach tendiert SRG-Generaldirektor Gilles Marchand auf eine Verlängerung. Verhandlungen mit der Geschäftsführung von PTV, die bei der NZZ liegt, ­seien im Gange.

Dass Tamedia plötzlich über die PTV bei den Programmen von SRF mitmischen kann, hat auch PresseTV überrascht. Verwaltungsrat für die NZZ, Jurist Hanspeter Kellermüller: «Wir werden das weitere Vorgehen mit den Aktionären besprechen. Es gibt bei uns Ideen für einen weiteren Ausbau von PTV.»

Im Verwaltungsrat vertreten zurzeit Chefredaktor Markus Somm und Verlagsleiter Rolf Bollmann die Interessen der BaZ. Pietro Supino dürfte die beiden wohl bald durch Vertreter mit Tamedia-DNA ersetzen. Das setzt allerdings vo­raus, dass die Wettbewerbskommission mit einem Ja zum BaZ-Wechsel bald über die Interessenverwicklungen um PTV den Mantel der Nachsicht ausbreitet.

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