Reise-Ärger dauert bis 2023
Swiss-Mutter entschuldigt sich in Brief auf Vorrat

Entschuldigung für das, was war – und für alles was noch kommt. Etwa so lässt sich ein Schreiben der Lufhansa-Chefs an ihre Kunden zusammenfassen. Ein kleiner Trost für geplatzte Ferienträume.
Publiziert: 28.06.2022 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2022 um 11:53 Uhr
Fabio Giger

Trotz Sommerhoch kracht und donnert es am Himmel der Flugbranche: Flugstreichungen, Personalnot und Ferienfrust sind an der Tagesordnung. Speziell der Lufthansa-Konzern, zu der auch die Swiss gehört, macht momentan schwierige Zeiten durch. Das Personal läuft am Anschlag. Hunderte Flüge im Sommerflugplan werden storniert. Zehntausende Menschen bangen um ihre Ferien – für die meisten die ersten nach Corona.

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Grund genug für die Konzernleitung der Lufthansa rund um Carsten Spohr (55), sich in einem persönlichen Brief an die Kunden der Lufthansa-Airlines zu entschuldigen – und das sogar auf Vorrat! «In den nächsten Wochen, mit steigenden Passagierzahlen (…) wird sich die Situation kurzfristig kaum verbessern», schreiben Spohr und Kollegen in einem handsignierten Mail, das Blick vorliegt.

Hunderte Leute auf die Strasse gestellt

Die Lufthansa-Leitung spricht in den ersten Zeilen sogar von einem «Grounding» der letzten zwei Jahren. Sie erklärt das Stornierungsdebakel der letzten Wochen: «Wenn in diesen Tagen auf der Nordhalbkugel der Sommer beginnt und die globalen Reisebeschränkungen nahezu vollständig entfallen, kommen alle Beteiligten im weltweiten Luftverkehr leider fast täglich an die Grenzen der aktuell verfügbaren Ressourcen.»

In diesem Mail entschuldigt sich die Lufthansa-Führung bei ihren Kundinnen und Kunden.
Foto: Screenshot
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Brief im Wortlaut

Sehr geehrter Frau T.,

hinter uns im Luftverkehr liegen zwei harte Jahre des gefühlten und des tatsächlichen Groundings. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lufthansa Group haben sich nichts sehnlicher gewünscht, als Sie, unsere Gäste, endlich wieder an Bord unserer mehr als 750 Flugzeuge begrüßen zu dürfen.

Doch wenn in diesen Tagen auf der Nordhalbkugel der Sommer beginnt und die globalen Reisebeschränkungen nahezu vollständig entfallen, kommen alle Beteiligten im weltweiten Luftverkehr leider fast täglich an die Grenzen der aktuell verfügbaren Ressourcen. Es bleibt Ihnen nicht verborgen, dass das Hochfahren des komplexen Luftverkehrssystems von fast Null auf derzeit wieder fast 90 Prozent nicht in der Verlässlichkeit, Robustheit und Pünktlichkeit gelingt, die wir Ihnen so gerne wieder bieten möchten.

Wir können uns dafür bei Ihnen nur entschuldigen und wollen dabei auch ganz ehrlich sein: In den nächsten Wochen mit weiter steigenden Passagierzahlen, ob Urlaub oder Geschäftsreisen, wird sich die Situation kurzfristig kaum verbessern. Zu viele Mitarbeitende und Ressourcen fehlen noch, nicht nur bei unseren Partnern, sondern auch in einigen Bereichen bei uns. Nahezu alle Unternehmen unserer Branche rekrutieren derzeit neue Kolleginnen und Kollegen, allein in Europa sind mehrere Tausend Neueinstellungen geplant. Dieser Kapazitätsaufbau wird sich allerdings erst im kommenden Winter stabilisierend auswirken können.

Hinzu kommt, dass der anhaltende Krieg in der Ukraine den nutzbaren Luftraum in Europa stark einschränkt. Das führt in der Folge zu massiven Engpässen am Himmel und damit leider zu weiteren Flugverspätungen.

Im Sommer 2023 erwarten wir dann rund um den Globus nicht nur ein deutlich verlässlicheres Luftverkehrssystem, sondern werden Sie auch wieder an Bord unserer Airbus A380 begrüßen dürfen. Wir haben heute entschieden, dieses nach wie vor sehr beliebte Flugzeug ab Sommer 2023 bei Lufthansa wieder in Betrieb zu nehmen. Darüber hinaus verstärken und modernisieren wir unsere Flotten allein in den kommenden drei Jahren mit rund 50 neuen Langstreckenflugzeugen vom Typ Airbus A350, Boeing 787 und Boeing 777-9 sowie über 60 neuen Airbus A320/321.

Wir versprechen Ihnen, dass die über 100.000 Mitarbeitenden der Lufthansa Group alles Menschenmögliche leisten, um Ihnen auch in den nächsten Wochen unter den aktuell schwierigen Umständen das bestmögliche Reiseerlebnis zu bieten. All dies mit einem Einsatz, der sicher nicht nur uns im Vorstand höchsten Respekt abverlangt.

Mit diesen offenen Zeilen ist daher auch im Namen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wunsch verbunden, dass Sie sich nach der von uns so sehnlich erwarteten Rückkehr bei uns an Bord herzlich willkommen fühlen. Wir alle danken Ihnen für Ihre Loyalität und – falls Ihre Reise nicht wie erwartet oder geplant verlaufen sollte – für Ihr Verständnis.

Wir setzen alles daran, Ihnen so schnell es geht, wieder die Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu bieten, die Sie von Ihren Airlines der Lufthansa Gruppe zu Recht erwarten.

Bleiben Sie uns gewogen.

Sehr geehrter Frau T.,

hinter uns im Luftverkehr liegen zwei harte Jahre des gefühlten und des tatsächlichen Groundings. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lufthansa Group haben sich nichts sehnlicher gewünscht, als Sie, unsere Gäste, endlich wieder an Bord unserer mehr als 750 Flugzeuge begrüßen zu dürfen.

Doch wenn in diesen Tagen auf der Nordhalbkugel der Sommer beginnt und die globalen Reisebeschränkungen nahezu vollständig entfallen, kommen alle Beteiligten im weltweiten Luftverkehr leider fast täglich an die Grenzen der aktuell verfügbaren Ressourcen. Es bleibt Ihnen nicht verborgen, dass das Hochfahren des komplexen Luftverkehrssystems von fast Null auf derzeit wieder fast 90 Prozent nicht in der Verlässlichkeit, Robustheit und Pünktlichkeit gelingt, die wir Ihnen so gerne wieder bieten möchten.

Wir können uns dafür bei Ihnen nur entschuldigen und wollen dabei auch ganz ehrlich sein: In den nächsten Wochen mit weiter steigenden Passagierzahlen, ob Urlaub oder Geschäftsreisen, wird sich die Situation kurzfristig kaum verbessern. Zu viele Mitarbeitende und Ressourcen fehlen noch, nicht nur bei unseren Partnern, sondern auch in einigen Bereichen bei uns. Nahezu alle Unternehmen unserer Branche rekrutieren derzeit neue Kolleginnen und Kollegen, allein in Europa sind mehrere Tausend Neueinstellungen geplant. Dieser Kapazitätsaufbau wird sich allerdings erst im kommenden Winter stabilisierend auswirken können.

Hinzu kommt, dass der anhaltende Krieg in der Ukraine den nutzbaren Luftraum in Europa stark einschränkt. Das führt in der Folge zu massiven Engpässen am Himmel und damit leider zu weiteren Flugverspätungen.

Im Sommer 2023 erwarten wir dann rund um den Globus nicht nur ein deutlich verlässlicheres Luftverkehrssystem, sondern werden Sie auch wieder an Bord unserer Airbus A380 begrüßen dürfen. Wir haben heute entschieden, dieses nach wie vor sehr beliebte Flugzeug ab Sommer 2023 bei Lufthansa wieder in Betrieb zu nehmen. Darüber hinaus verstärken und modernisieren wir unsere Flotten allein in den kommenden drei Jahren mit rund 50 neuen Langstreckenflugzeugen vom Typ Airbus A350, Boeing 787 und Boeing 777-9 sowie über 60 neuen Airbus A320/321.

Wir versprechen Ihnen, dass die über 100.000 Mitarbeitenden der Lufthansa Group alles Menschenmögliche leisten, um Ihnen auch in den nächsten Wochen unter den aktuell schwierigen Umständen das bestmögliche Reiseerlebnis zu bieten. All dies mit einem Einsatz, der sicher nicht nur uns im Vorstand höchsten Respekt abverlangt.

Mit diesen offenen Zeilen ist daher auch im Namen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wunsch verbunden, dass Sie sich nach der von uns so sehnlich erwarteten Rückkehr bei uns an Bord herzlich willkommen fühlen. Wir alle danken Ihnen für Ihre Loyalität und – falls Ihre Reise nicht wie erwartet oder geplant verlaufen sollte – für Ihr Verständnis.

Wir setzen alles daran, Ihnen so schnell es geht, wieder die Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu bieten, die Sie von Ihren Airlines der Lufthansa Gruppe zu Recht erwarten.

Bleiben Sie uns gewogen.

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Das Hochfahren des komplexen Luftverkehrssystems von fast Null auf derzeit wieder fast 90 Prozent gelinge nicht in der Verlässlichkeit, Robustheit und Pünktlichkeit, die man gerne bieten würde.

Tatsächlich kämpfen Flughäfen und die Lufthansa sowie ihre Tochter-Firmen mit enormen Personaleengpässen – teils auch selbstverschuldet. Die Swiss hatte Hunderte Kündigungen ausgesprochen. Swiss-Chef Dieter Vranckx (49) trimmte das Unternehmen voll auf Sparkurs. Das rächt sich jetzt. Fast die ganze Flugbranche hat sich mit ihrer Personalplanung voll verschätzt. Nach zwei Corona-Jahren ist die Reiselust so gross wie eh und je. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem.

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Zum Ausbaden ist es zu spät. «Allein in Europa sind mehrere Tausend Neueinstellungen geplant», heisst es im Lufthansa-Schreiben. Erst im Winter werde sich die Personallage wieder beruhigen. Bis alles wieder läuft wie gehabt, könnte es noch länger dauern: «Im Sommer 2023 erwarten wir dann rund um den Globus ein deutlich verlässlicheres Luftverkehrssystem.»

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Zu den Personalengpässen kommt der Krieg in der Ukraine hinzu. Auch dazu nehmen die Lufthansa-Chefs Stellung: Der anhaltende Krieg schränke den nutzbaren Luftraum in Europa stark ein. «Das führt in der Folge zu massiven Engpässen am Himmel und damit leider zu weiteren Flugverspätungen», schreibt die Lufthansa-Führung.

Ganz am Schluss danken die Absender ihren Kundinnen und Kunden für die Loyalität und das Verständnis, «falls eine Reise nicht wie erwartet oder geplant verlaufen sollte». Diese Worte lassen es nur erahnen: Das Sturmtief über der Flugbranche dürfte die Reisebranche noch lange beschäftigen.

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