Samstag ist Tag der Wahrheit
Zweiter Anlauf zur grossen Migros-Reform

Die Rolle von Mario Irminger in der Verwaltung soll zurückgestutzt werden. Per neuer Vorlage will die Migros ihre Delegierten ins Boot holen.
Publiziert: 10.11.2023 um 17:27 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2024 um 11:35 Uhr
Andreas Güntert
Handelszeitung

Um ihr Kerngeschäft effizienter aufzustellen, will sich die Migros verschlanken. Neben der Gründung einer internen Supermarkteinheit, die landesweit alle Läden betreiben soll, ist auch geplant, die Verwaltung des orangen Riesen zu verkleinern.

Doch um dieses Gremium, das dem Verwaltungsrat einer Aktiengesellschaft entspricht, zu verkleinern, braucht es die Zustimmung der Migros-Delegierten. Das stiess bisher auf Widerstand. Das hundertköpfige Migros-Parlament stimmte dem ursprünglichen Vorschlag an der letzten Sitzung vom 9. September 2023 nicht zu; die Vorlage scheiterte am nötigen Zweidrittelsquorum.

Neuer Vorschlag: Irminger nur noch mit «beratender Stimme»

Wie die «Bilanz» damals berichtete, störten sich die Delegierten unter anderem daran, dass Migros-Chef Mario Irminger – offizieller Titel: Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) – auch die Position des Verwaltungsratsvize der neuen Supermarkt AG erhalten sollte und zudem in der Migros-Verwaltung gesetzt war. Da witterten die Delegierten eine zu starke Konzentration der Macht und legten ihr Veto ein.

Migros-Hauptsitz am Limmatplatz Zürich: Die Verschlankung der Verwaltung soll das Supermarkt-Geschäft schlagkräftiger machen.
Foto: Keystone
Artikel aus der «Handelszeitung»

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Mit ihrer Kritik haben die Delegierten nun offenbar Gehör gefunden. Wie es bei der Migros heisst, werde der neue Antrag für den Samstag, 11. November, angepasst: «Im neuen Vorschlag ist der Präsident der Generaldirektion MGB nicht mehr stimmberechtigtes Mitglied der Verwaltung, sondern nimmt mit beratender Stimme an den Sitzungen teil.» So also, wie es die Delegierten haben wollten, teilt die Migros dies mit und hofft damit, die Wogen zu glätten und den Weg frei zu machen für die neue Organisation: «Dies entspricht einer «good corporate governance» und war von den Delegierten gewünscht worden.»

Ob das dem Migros-Parlament so genügt, wird sich an der Versammlung vom 11. November zeigen.

Lateinische Schweiz aufwerten

War es zuvor darum gegangen, die Verwaltung von 23 auf neu 14 Mitglieder zu reduzieren, steht nun also eine Verkleinerung von 23 auf 13 Mitglieder an. Neben der Präsidentin Ursula Nold wären so fünf externe Vertreter, fünf Vertreter der regionalen Genossenschaften und zwei Mitarbeitervertretungen im Gremium.

Bei den externen Vertretungen soll es zudem so sein, dass «mindestens ein externes Mitglied aus der lateinischen Schweiz stammen muss». Damit sollen die Anliegen der kleineren Genossenschaften mehr Gehör erhalten. Bezüglich der Umsätze stehen bei den zehn Migros-Zellen die Genossenschaften Zürich, Aare, Ostschweiz und Luzern oben; am unteren Ende sind es die Genossenschaften Neuenburg-Freiburg, Wallis und Tessin.

Zeit drängt für die Migros

Um die neue Supermarkt-Einheit per Jahresbeginn 2024 offiziell zu starten, ist das Unternehmen auf den Support der Delegierten angewiesen. Die Zeit drängt. Der Migros drohen im Supermarktgeschäft die Felle davonzuschwimmen. Trotz Bevölkerungswachstum in der Schweiz konnten Duttis Erben in der jüngeren Vergangenheit nicht von der Zunahme der Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten profitieren.

Die Umsätze der einzelnen Genossenschaften rutschten 2022 ab. Auch deshalb, weil die Discounter ihre Präsenz im Land erweitern und in der inflationsgeprägten Nach-Corona-Zeit zu den Gewinnern gehören. Was dem neuen Migros-Chef Mario Irminger sehr bewusst ist, wie er im Gespräch mit dem «Blick» schonungslos zugab und dabei den Zeitraum noch weiter ausweitete: «Bei den Supermärkten verlieren wir seit einem Jahrzehnt substanziell Markanteile».

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