Saron oder lieber Festhypothek?
Das bedeutet der SNB-Zinsentscheid für Eigenheimbesitzer

Laut Vergleichsdiensten im Internet dürften sich Saron-Hypotheken in den nächsten Tagen nochmals deutlich verteuern. Was heisst das für die Hypothekarnehmenden? Finanzexperten geben Ratschläge.
Publiziert: 20.06.2023 um 11:50 Uhr
|
Aktualisiert: 22.06.2023 um 12:57 Uhr
Saron-Hypothekarnehmer warteten gespannt auf den Nationalbank-Entscheid von Ende Juni 2023.
Foto: Philippe Rossier
1/5
RMS_Portrait_AUTOR_1058.JPG
Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Kaum Bewegung bei den Kosten von Festhypotheken, dafür umso mehr bei der Saron-Hypothek. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im Juni den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 Prozent angehoben. Der Saron nimmt diese Bewegung praktisch 1:1 mit und verteuert sich nochmals deutlich.

Beim Saron bleiben oder doch lieber auf eine Festhypothek setzen? Laut der Vergleichsplattform Moneypark gibt es aktuell attraktive Angebote, insbesondere von Versicherungen und teils auch von Pensionskassen.

«So kostet die günstigste zehnjährige Festhypothek aktuell 2,25 Prozent und ist damit günstiger als eine durchschnittliche Saron-Hypothek», heisst es in der neusten Auswertung von Moneypark. Bis Ende Jahr sei kaum Bewegung bei den Zinsen für Festhypotheken zu erwarten, kaum einer der Befragten rechnet mit einer Korrektur nach unten oder oben.

Was empfehlen die Finanzexperten? Blick hat bei Comparis, VZ Vermögenszentrum und Moneypark nachgefragt.

Marktschwächen nutzen

Dirk Renkert (58) vom Vergleichsdienst Comparis rät Hypothekarschuldnerinnen und -schuldnern: Marktschwankungen beobachten und den richtigen Zeitpunkt für den Hypothekarabschluss nutzen. «Wer vorübergehend, eventuell mehrere Jahre, auch deutlich höhere Zinsen finanzieren könnte, kann die Zinsrisiken einer Saron-Hypothek auf sich nehmen», sagt der Finanzexperte. Die Moneypark-Experten geben zu bedenken: «Die Differenz von Fest- zu Saron-Hypotheken ist derzeit so gering, dass man mit einer Saron-Hypothek ein erhöhtes Risiko für eine verhältnismässig kleine Ersparnis auf sich nimmt.»

Angemessene Risikostrategie wählen

Langjährige Festhypotheken sollten für Rentnerinnen und Rentner, Familien und risikoaverse Kunden, bei denen Planungs- und Budgetsicherheit im Vordergrund stehen, weiterhin erste Wahl sein, heisst es bei Moneypark. Wer Flexibilität brauche, um beispielsweise seine Immobilie zu verkaufen, oder in absehbarer Zeit Rückzahlungen vornehmen möchte, für den könne eine variable Hypothek, eine Saron-Hypothek oder ein Mix aus Saron- und Festhypothek sinnvoll sein. Renkert von Comparis: «Wer höhere Zinsen nicht mehr bedienen könnte, sollte sich für die Planungssicherheit von Festhypotheken entscheiden.»

Wichtige Fristen bei der Planung

Wessen Festhypothek demnächst ausläuft und wer vor einer Erneuerung steht, sollte die vertraglichen Kündigungsfristen beachten. Diese können laut den Vergleichsdiensten bis zu 6 Monate betragen. «Frühzeitig mit der Planung beginnen», rät Renkert. Das heisst auch: Dossiers für den Hypothekenantrag umfassend aufbereiten. «Zwei bis drei Monate Vorlaufzeit für die Eingabe der Dossiers bei den Kreditgebenden einkalkulieren», empfiehlt der Finanzexperte. Das VZ Vermögenszentrum rät: «Gleisen Sie die Anschlussfinanzierung am besten ein Jahr vor dem Ablauf auf.»

Tragbarkeit im Alter berücksichtigen

Besondere Bedeutung hat die Einkommenssituation bei der Pensionierung. «Aufgrund eines geringeren Einkommens könnte die Tragbarkeit bei einem unverändert hohen Hypothekendarlehen nicht mehr gegeben sein», sagt Renkert von Comparis. «Dieser Aspekt ist auch bei einer Frühpensionierung zu prüfen.» Wer genügend liquide Mittel hat, der könnte eine Teilamortisation in Betracht ziehen.

Nicht das erstbeste Angebot akzeptieren

«Das beste Angebot ist mehr als nur der Zins. Dazu gehören auch Faktoren wie Eigenkapital, anrechenbare Einkommenselemente, Amortisationspflicht und mehr», heisst es bei Moneypark. Auch Comparis gibt zu bedenken: «Zwischen den Zinsen, die die Hypothekarinstitute ins Schaufenster (Richtzinsen) stellen, und den bestverhandelten Zinsen, klafft meist eine grosse Lücke.» Ein Beispiel des Vergleichsdienstes zeigt Sparpotenzial pro Jahr von 4575 Franken und 54'900 Franken über die gesamte Laufzeit auf. Dazu die Annahmen: Durchschnittlicher Schaufensterzins (10 Jahre) von 2,96 Prozent, bestverhandelter Zinssatz: 2,35 Prozent. Zinsdifferenz pro Jahr: 0,61 Prozent. Die zugrunde liegende Hypothek beträgt 750'000 Franken.

Achtung vor Lockvogelangeboten

Und noch ein Tipp vom VZ Vermögenszentrum: Achtung vor Lockvogelangeboten. «Spezialangebote können wie Schnäppchen aussehen. Prüfen Sie kritisch, was dahintersteckt», sagt Hypotheken-Experte Adrian Wenger (51). «Häufig ist die Vergünstigung zum Beispiel nur auf die ersten zwei, drei Jahre beschränkt oder sie gilt nur für einen Teil des Kredits.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.