Schilling-Report mit neuen Höchstwerten
«Durchbruch an allen Fronten bei Frauen im Topkader»

Was der Zeugnistag für die Jungen in der Schule ist, ist der Schilling-Report für die 100 grössten Arbeitgeber der Schweiz. Gemäss der neuen Auswertung wurden noch nie so viele Vakanzen in Chefetagen mit Frauen besetzt wie im vergangenen Jahr.
Publiziert: 04.03.2022 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2022 um 13:25 Uhr
Ulrich Rotzinger

Es geht vorwärts bei der Geschlechterdurchmischung auf Schweizer Chefetagen. Einen «Durchbruch an allen Fronten», meldet Headhunter Guido Schilling. Er ist der Herausgeber des Schilling-Reports. Dieser untersucht seit über einem Jahrzehnt die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber.

Diese haben für 36 Prozent der vakanten Geschäftsleitungspositionen eine Frau berufen. «Noch nie zuvor war dieser Wert höher», heisst es im Schilling-Report, der Blick vorliegt. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 26 Prozent.

Über zwei Drittel (69 Prozent) der Unternehmen beschäftigen mindestens eine Frau in der Geschäftsleitung. «Wenn ich bedenke, dass dieser Wert noch vor 4 Jahren 41 Prozent betrug, sieht man, welch grossen Schritt die Unternehmen allein in den vergangenen 48 Monaten vollzogen haben», sagt Schilling.

Guido Schilling: Er ist der Herausgeber des Schilling-Reports. Dieser untersucht seit über einem Jahrzehnt die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der 100 grössten Schweizer Arbeitgeber.
Foto: zVg
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Es läuft was in den Chefetagen

Der Headhunter spricht von einer «noch nie dagewesenen Dynamik», einem geschärften Bewusstsein bei den Arbeitgebern, auf das Geschlechterverhältnis zu achten.

Die Unternehmen des Schweizer Leitindex SMI nehmen hier eine Vorreiterrolle ein gemäss Report. Bei diesen 20 Unternehmen seien 19 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder weiblich, bei den Verwaltungsräten seien es 30 Prozent.

Nur 4 SMI-Unternehmen hätten noch keine Frau in der Geschäftsleitung, wobei ein Unternehmen bereits eine neue Geschäftsleitungskollegin angekündigt habe. Es Vorzeigebeispiele nennt der Report Holcim. Beim Bauzulieferer sind drei der zehn Geschäftsleitungsmitglieder Frauen, unter anderem die Finanzchefin Géraldine Picaud. Ob das der Einfluss der französisch geprägten Lafarge-Seite ist?

Gar 55 Prozent Frauenanteil im Verwaltungsrat hat der Versicherer Zurich, lobt Schilling. Auf fünf Männer kommen sechs Frauen, zum Beispiel Jasmin Staiblin und Sabine Keller-Busse. Präsident und Vizepräsident im VR sind allerdings Männer.

Immer mehr Frauen auf Finanzchefposten

Auffallend bei Nicht-SMI-Unternehmen: Immer mehr Finanzchefposten sind in Frauenhand. Aufgeführt werden: Annabella Bassler vom Blick-Herausgeber Ringier, Ricarda Demarmels von Emmi, Elodie Cingari von Landis+Gyr oder Annelis Lüscher von der Helvetia Gruppe. Bekannte Frauennamen in Verwaltungsräten sind Wendy Becker (Logitech), Nayla Hayek (Swatch) oder Monika Ribar (SBB).

Im europäischen Vergleich – was die Verwaltungsräte betrifft – ist der Schweizer Frauenanteil (26 Prozent) noch vergleichsweise tief. Schweden und der UK liegen bei einem Anteil von 38 Prozent - ohne vorgegebene Länderquote. Frankreich ist mit einem Frauenanteil von 45 Prozent im Verwaltungsrat Europas Spitzenreiter.

Bundesverwaltung mit Spitzenwert

Der Frauenanteil im Topkader des öffentlichen Sektors steigt von 21 auf 23 Prozent. «Erreicht wurde diese konsequente Erhöhung durch 39 Prozent Frauen unter
den neu berufenen Topkadern – der bisherige Höchstwert», heisst es.

Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung sei der Bund, der zum dritten Mal in Folge 50 Prozent aller Vakanzen mit Frauen besetzte und einen Frauenanteil von 38 Prozent im Topkader (37 Prozent im Vorjahr) verzeichnet. Schilling: «Der Bund fordert nicht nur ein, sondern lebt es vorbildlich vor.»

Abschliessend: Über die vergangenen 10 Jahre stieg das Durchschnittsalter der CEOs und CFOs kontinuierlich an. Betrug bis 2012 das Alter der CEOs noch 52 Jahre und
waren die neuen CEOs 48 Jahre alt, sind es aktuell 55 Jahre bzw. 52 Jahre. Eine ähnliche Entwicklung zeige sich auch bei den CFOs.

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