Schweizer Arbeitsmarkt kühlt ab
Wer einen Job sucht, hat es jetzt schwerer

Die Umsätze im Feststellen-Geschäft sind um 21 Prozent gesunken, der Temporärmarkt verliert 4,9 Prozent. Unternehmen zögern nun mit neuen Stellen.
Publiziert: 29.07.2024 um 10:45 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2024 um 10:54 Uhr
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Am Schweizer Arbeitsmarkt hat die jüngste Konjunkturabkühlung für eine Trendwende gesorgt. Nach dem bereits schwachen ersten Quartal hat sich der Rückgang bei den vermittelten Feststellen und Temporärarbeitskräften im zweiten Quartal beschleunigt.

Im Feststellen-Geschäft sind die Umsätze der Personaldienstleister im zweiten Quartal um knapp 21 Prozent zurückgegangen, wie der am Montag publizierte «Swiss Staffingindex» des Verbands der Personalvermittler Swissstaffing zeigt. Stärke und Geschwindigkeit des neuen Trends kämen überraschend, heisst es dazu. Die abflauende Konjunktur erschwere die Stellensuche.

Auch das Minus der Einsatzstunden im Temporärmarkt ist laut Swissstaffing mit 4,9 Prozent deutlich. Das Doppelminus von Fest- und Temporärstellen signalisiere einen wirtschaftlichen Abschwung. Aufgrund der schlechteren Auftragslage zögerten die Unternehmen mit der Schaffung neuer Stellen und würden auch weniger Temporärpersonal brauchen.

Der Arbeitsmarkt hat sich vom Arbeitnehmer- zum Arbeitgebermarkt gewandelt. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Fachkräftemangel nur noch in spezifischen Berufsprofilen

Die Zeiten des Arbeitskräftemangels sind vorbei, so das Fazit von Swissstaffing. Die Unternehmen handelten derzeit äusserst kostenbewusst. Statt neue Mitarbeiter zu rekrutieren würden Stellen zusammengelegt oder Überbrückungslösungen gesucht. Was den lange vorherrschenden Mangel an Fachkräften betrifft, so gibt es diesen laut dem Verband immerhin noch in spezifischen Berufsprofilen.

Als Beispiel wird etwa der IT-Sektor angeführt. Hier ging die Zahl der Stelleninserate im Vergleich zu zweiten Quartal 2023 um ein Viertel zurück. Der Bedarf an Netzwerkarchitekten sei bei den Personaldienstleistern aber ungebrochen. Hier stieg die Anzahl der Stelleninserate innert Jahresfrist um knapp ein Drittel.

Und auch im Gesundheitswesen bleibt der Arbeitsmarkt aufgrund des demografischen Wandels angespannt, ebenso sind Schreiner sehr gesucht.

Paradox in der Baubranche

Mit Blick auf die Baubranche sieht Swissstaffing indes ein Paradox: Der Bau schwächelt trotz heisslaufendem Wohnungsmarkt mit steigenden Preisen für Mieten und Eigentum. Die Marktlage hier sei schwierig, heisst es. Die Bauunternehmer könnten die Aufträge derzeit grösstenteils mit ihrem Stammpersonal abwickeln. Deshalb liege die Zahl der verliehenen Temporärarbeitenden erstmals seit Jahren deutlich hinter dem Vorjahr zurück, sei es bei Kranführern, Bodenlegern oder Hilfsarbeitern.

Als Konsequenz aus der neuen Arbeitsmarktphase sieht der Verband eine Verschiebung der Gleichgewichte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zurück zu Ersteren. Stete Weiterbildung als Investition in die eigene Arbeitsmarktfähigkeit werde für Arbeitnehmende denn auch zunehmend wichtiger.

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