Schweizer Einkommensschere öffnet sich
Spitzenverdiener lassen Mittelstand weit zurück

In den letzten dreissig Jahren sind die Schweizer Reallöhne angestiegen. Spitzenverdiener sahnen dabei am meisten ab. Beim Mittelstand ist die Lohnzunahme vergleichsweise moderat.
Publiziert: 03.06.2023 um 14:49 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2023 um 09:33 Uhr

Trotz Ängsten um eine Explosion von Mieten und anderen Lebenskosten steht es gut um die Reallöhne von Schweizer Arbeitnehmenden – zumindest auf lange Sicht. Seit 1990 ist das inflationsbereinigte Einkommen von Schweizerinnen und Schweizern über alle Einkommensklassen angestiegen.

Drei Millionen Franken Lohn

Das zeigt eine Auswertung des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) für die «NZZ». Für gewöhnlich werden Schweizer Löhne alle zwei Jahre vom Bundesamt für Statistik (BFS) erhoben. Der Haken: Vor allem im Privatsektor sind Daten für die obersten Einkommensprozente nur schwierig zu eruieren.

Die Daten des BSV beziehen sich dagegen auf alle AHV-pflichtigen Löhne; auch die der 535 Angestellten, die 2021 mehr als drei Millionen Franken verdienten. Sie sind es denn auch, die ihr Einkommen seit 1990 am meisten steigern konnten. In diesem Zeitraum konnten die obersten 0,1 Promille – das entspricht laut «NZZ» 516 Angestellten – ihren Reallohn um 160 Prozent steigern.

Die Reallöhne von Schweizerinnen und Schweizern sind seit 1990 angestiegen. Jedoch unterschiedlich stark.
Foto: Keystone
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Lohnungleichheit nimmt zu

Ähnlich rosig sieht es für das oberste Promille (Anstieg um 95,1 Prozent) und das oberste Prozent (Anstieg um 45,2 Prozent) aus – Wasser auf die Mühlen von Politikerinnen und Politikern, die eine Amerikanisierung der Arbeitswelt mit exzessiven Boni und Managerlöhnen fürchten.

Denn im Vergleich zu den bestverdienenden Angestellten profitierte die Mittelschicht in den letzten 30 Jahren nur bedingt vom steigenden Lohnniveau. Der Medianlohn, der 2021 bei 61'695 Franken lag, ist seit 1990 um 19,3 Prozent angestiegen.

Die «NZZ» beobachtet aber einen Trendwechsel. Seit 2010 hat sich das Wachstum des Medianlohns beschleunigt. Das Gegenteil ist bei den oberen zwei Prozent der Fall. Trotzdem: Der prozentuale Anstieg bleibt höher für Topverdienende. (ste)

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