Schweizer Güter weniger gefragt
Corona schwächt Exportstatistik

Die zweite Corona-Welle hat nun auch die Exportwirtschaft fest im Griff. Pandemie bedingt sinken die Ausfuhren. Es gibt allerdings Hoffnung: In Asien steigt die Nachfrage nach Schweizer Uhren wieder.
Publiziert: 19.11.2020 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2021 um 21:18 Uhr

Die Schweizer Exportwirtschaft hat im Oktober einen weiteren Dämpfer erlitten. Die Ausfuhren sanken wie schon im Vormonat. Dies nachdem sie sich davor während dreier Monate zum Teil fulminant vom Corona-Einbruch erholt hatten.

Konkret nahmen sie gegenüber September saisonbereinigt um 0,4 Prozent auf 17,80 Milliarden Franken ab. Real – also preisbereinigt – resultierte eine Abnahme um 0,5 Prozent, wie den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) vom Donnerstag zu entnehmen ist.

Die aktuellen Werte sind somit nach wie vor weit von jenen der Vor-Corona-Zeit entfernt. So hatte die Schweizer Exportwirtschaft davor zum Teil pro Monat Waren im Wert von über 20 Milliarden Franken ins Ausland abgesetzt. Als die Krise eskalierte, sanken die Ausfuhren dann auf gut 16 Milliarden Franken.

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Foto: Keystone
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Importe noch stärker rückläufig

Noch ausgeprägter war der Rückgang im Oktober bei den Importen. Sie nahmen um 3,3 Prozent auf 14,93 Milliarden ab (real: –3,4 Prozent). Für die Handelsbilanz ergibt dies einen Überschuss von 2,87 Milliarden Franken.

Hauptverantwortlich für den Rückgang bei den Importen waren laut den Angaben der Zollverwaltung die stark gesunkenen Bezüge von chemisch-pharmazeutischen Produkten.

Bei den Exporten waren ebenfalls die Bereiche Chemie und Pharma sowie die Präzisionsinstrumente für den Rückgang verantwortlich. Derweil befanden sich die Exporte von Uhren (+4,1 Prozent), Maschinen und Elektronik (+3,3 Prozent) sowie von Metallen (+2 Prozent) gegenüber dem Vormonat im Aufwärtstrend.

Aufgeschlüsselt nach Absatzmärkten entwickelten sich die Ausfuhren nach Europa (+2,2 Prozent) deutlich besser als jene nach Nordamerika (–4,1 Prozent) und Asien (–0,8 Prozent).

Durchzogene Bilanz bei Uhrenexporten

Die Exporte von Schweizer Uhren sind im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat – also im Jahresvergleich – erneut zurückgegangen, allerdings nicht mehr ganz so stark wie in den Monaten davor. Auftrieb geben der Branche die im Vergleich zum Vorjahr wachsenden Bestellungen in China und neuerdings auch in Hongkong.

Insgesamt beliefen sich die Uhrenexporte im Oktober auf 1,88 Milliarden Franken, wie der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) am Dienstag mitteilte. Damit sind die Ausfuhren nominal um 7,1 Prozent zurückgegangen. Im September und August sanken sie um jeweils 12 Prozent, noch drastischer war der Einbruch in den Monaten davor.

Die Uhrenbranche wurde vor allem im Frühling von der Coronakrise mit voller Wucht erfasst. Die wegen der Pandemie verordneten Ladenschliessungen und Reisebeschränkungen hatten die Ausfuhren im April und Mai um 80 beziehungsweise 70 Prozent einbrechen lassen. Im Juni zeigten sich dann erste Erholungszeichen, als der Rückgang «nur» noch gut ein Drittel betrug. Nach zehn Monaten verzeichnen die Uhrenexporte einen Rückgang von 26 Prozent auf 13,3 Milliarden Franken.

Hoffungsschimmer Asien

Entgegen dem allgemeinen Trend sind die Ausfuhren von Zeitmessern in den mittlerweile für die Branche grössten Absatzmarkt China zuletzt deutlich angestiegen. Auch im Oktober nahm das Exportvolumen zu, und zwar um 15 Prozent. China hat sich früh im Jahr von den Folgen der Coronakrise erholt und Geschäfte öffnen können. Zudem kaufen Chinesen nun vermehrt Luxusgüter in ihrer Heimat statt wie vor Corona auf Reisen durch Europa oder ins Shoppingparadies Hongkong.

Hongkong war über Jahre die wichtigste Drehscheibe für den Verkauf von Schweizer Uhren, hat diesen Stellenwert mittlerweile aber verloren. Erste Einbrüche gab es ab Mitte 2019, als politische Unruhen das Leben in der ehemaligen britischen Kolonie teilweise zum Stillstand brachten. Später verzichteten wegen Corona noch mehr kaufhungrige Chinesen auf Reisen nach Hongkong.

Im Oktober sind die Uhrenexporte nach Hongkong allerdings erstmals seit März 2019 wieder angestiegen. Im Vergleich zur eher tiefen Vorjahresbasis zogen sie um 3,5 Prozent an. Deutliche Abnahmen müssen die Uhrenhersteller aber nach wie vor in grossen Märkten wie Grossbritannien (–8,1 Prozent) oder Japan (–17 Prozent) hinnehmen. In den USA fällt das Minus in der Exportstatistik mit 5,3 Prozent etwas geringer aus.

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