Seilbahn-Direktor kontert Preis-Kritik
«Gäste zahlen im Schnitt knapp 39 Franken für einen Skitag»

Skifahren wird im nächsten Winter vielerorts teurer. Der Schweizer Seilbahnen-Boss Berno Stoffel erklärt die Gründe und zieht den Preisvergleich zum Ausland.
Publiziert: 14.09.2024 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2024 um 10:05 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Skifahren in der Schweiz wird teurer
  • Schweizer Skigebiete bieten viele Rabatte und Preismodelle
  • Preise in Österreich steigen im Winter um 7 Prozent
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Verpulvern Schweizerinnen und Schweizer für ihren Skisport viel zu viel Geld? Wie im letzten Jahr steigen auch diese Wintersaison wieder vielerorts in den Schweizer Bergen die Preise für das Pistenvergnügen, wie eine Umfrage von Blick zeigte. So könnten die benachbarten Skidestinationen, vor allem in Österreich, profitieren. Schweizer Seilbahnen-Direktor Berno Stoffel (54) kommt gerade aus den Niederlanden zurück – er machte dort Werbung für die Schweizer Bergwelt – als ihn Blick für ein Telefoninterview erreicht.

Die Preise fürs Skifahren sind in den letzten Jahren stärker angestiegen als die Teuerung. Woran liegt das?
Berno Stoffel: Die Bergbahnen sind mit Preiserhöhungen konfrontiert, die über die allgemeine Teuerung in der Schweiz hinausgehen. Sie müssen bei der Beschaffung von Material im Ausland bis zu 20 Prozent mehr bezahlen. Dazu kommen Mehrkosten bei Revisionen und Unterhalt. Und gerade die höheren Strompreise spürt die Branche stark.

Wieso höhere Strompreise? Es geht längst nicht mehr so dramatisch zu und her wie in den letzten Jahren ...
Die Entspannung tut gut, aber die Preise sind immer noch viel höher als vor der Strommangelkrise.

Berno Stoffel, Direktor Seilbahnen Schweiz, erklärt die Preiserhöhungen in der Schweiz.
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Wird Skifahren damit für den Mittelstand nicht langsam zu teuer?
Man vergleicht gerne alleine die Tageskartenpreise für Erwachsene in der Hochsaison. Im Durchschnitt zahlt ein Gast in der Schweiz fürs Skifahren pro Tag zwischen 38 und 39 Franken. Bei kleineren und mittleren Skigebieten sind es gar unter 30 Franken.

Persönlich: Berno Stoffel

Der Walliser Berno Stoffel (54) ist seit dem 1. Oktober 2020 Direktor von Seilbahnen Schweiz. Er hat einen Abschluss als Executive Master in Business Administration der Hochschule St. Gallen. Ursprünglich hatte er Theologie studiert und in Religionssoziologie an der Uni Freiburg promoviert. Mit der Tourismus- und Bergbahnwelt ist Stoffel bestens vertraut. Der Vermarktungsprofi war seit 2008 bis zu seinem Antritt bei Seilbahnen Schweiz Chef von Grächen-Tourismus und gleichzeitig Direktor der dortigen Bergbahnen.

Der Walliser Berno Stoffel (54) ist seit dem 1. Oktober 2020 Direktor von Seilbahnen Schweiz. Er hat einen Abschluss als Executive Master in Business Administration der Hochschule St. Gallen. Ursprünglich hatte er Theologie studiert und in Religionssoziologie an der Uni Freiburg promoviert. Mit der Tourismus- und Bergbahnwelt ist Stoffel bestens vertraut. Der Vermarktungsprofi war seit 2008 bis zu seinem Antritt bei Seilbahnen Schweiz Chef von Grächen-Tourismus und gleichzeitig Direktor der dortigen Bergbahnen.

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Wie kommen Sie auf diese Tiefstpreise?
Diese Preise kommen zustande, wenn man die vielen Saisonpässe, Mehrtageskarten, Familienrabatte und die tieferen Preise für Kinder und Jugendliche berücksichtigt, die einen grossen Teil der Verkäufe ausmachen. Unsere Gäste sagen auch, dass das Pistenerlebnis seinen Preis wert ist.

Ist die Schweiz im Vergleich mit Österreich und Südtirol keine Hochpreisinsel mehr?
Die Preise der Schweizer Skigebiete lassen sich mittlerweile problemlos mit jenen in Südtirol und Österreich vergleichen. Die Preise im Ausland sind in den letzten Jahren im Vergleich zur Schweiz überproportional stark angestiegen. In Österreich steigen sie im kommenden Winter im Schnitt um 7 Prozent an. In der Schweiz liegt der Schnitt bei ein bis zwei Prozent. 

Ein Blick auf die Tarife der 25 Skigebiete in der Blick-Umfrage zeigt eine Vielzahl an Preismodellen. Verliert der Gast da nicht die Übersicht?
Je mehr unterschiedliche Preise eine Bergbahn hat, desto beratungsintensiver wird es, dem Gast zu erklären, mit welchem Angebot er das für ihn beste Produkt erhält. Die Ausgangslage bei den verschiedenen Bergbahnen unterscheidet sich jedoch stark, gerade auch mit Blick auf die Gästestruktur und Erreichbarkeit. Manche haben mehr Tagesgäste und legen hier den Fokus auf angepasste Preismodelle wie Vormittagskarten, Zeitkarten etc. Andere haben mehr Übernachtungsgäste und legen den Fokus stärker auf Pauschalangebote. Viele wählen einen Mittelweg.

In den letzten Jahren fiel der Schnee regelmässig zu spät, der letzte Sommerstart war verregnet. Wird die Wetterabhängigkeit vermehrt zum Problem?
Das Wetter war langfristig betrachtet nie der entscheidende Faktor für den Erfolg der Bergbahnen, dies gleicht sich über die Jahre aus. Wir sehen jedoch, dass Wetterereignisse extremer werden und einen Einfluss auf den Betrieb haben, dies im Sommer und im Winter. Die Bahnen setzen alles daran, die Sicherheit zu gewährleisten, und dies führt auch dazu, dass Bahnen bei starken Winden, Lawinengefahr oder Gewittern nicht gestartet werden.

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