Sika-Anwalt Urs Schenker könnten die Felle davonschwimmen
Dealmaker im Abseits

Der Kurs der Sika-Aktie steigt und steigt. Teile der Familie Burkard haben langsam genug von den Querelen. Und vor Gericht spielte sich eine Posse ab. Neues vom bizarrsten Übernahmekampf des Landes.
Publiziert: 18.02.2018 um 14:19 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:12 Uhr
Sika ist ein weltweit tätiges Unternehmen der Spezialitätenchemie.
Foto: Keystone
René Lüchinger

Es waren bizarre Szenen, die sich vergangenen Donnerstagvormittag am Kantonsgericht Zug abspielten.

Als Hauptdarsteller traten die drei Sika-Verwaltungsräte Monika Ribar, Christoph Tobler und Ulrich Suter auf, eingeklagt von der Familienholding der Burkard-Sippe.

Gegen den erbitterten Widerstand von Verwaltungsrat und Management der Sika versuchen die fünf Geschwister seit drei Jahren, ihre Stimmenmehrheit für 2,75 Milliarden Franken an die französische Saint-Gobain zu verkaufen – daher auch die Verantwortlichkeitsklage: Die Erben klagen, der Verwaltungsrat habe widerrechtlich Millionen in den Kampf gegen ihre Verkaufsabsichten investiert, also gegen die Sika-Besitzer. Das Gericht hatte in dieser Sache zur Hauptverhandlung geladen.

Doch die Regie im Gerichtssaal übernahmen weder die Beklagten noch die Richter, sondern einer, der eigentlich als Zeuge geladen war: Ein Mann mit Glatze und Schnauz setzte sich zwischen die prozessierenden Anwälte der Erben und steckte diesen abwechselnd Zettelchen zu – damit sie auch ja das Richtige sagen: Nämlich, dass dieser Prozess zu sistieren sei, schliesslich finde die eigentliche Entscheidung vor Obergericht statt: Dort wird in zweiter Instanz darüber befunden, ob ein Verkauf der vinkulierten Aktien durch die Erben rechtens ist; ein Urteil steht unmittelbar bevor. Im Übrigen, trat einer der Anwälte nach, seien Ribar & Co. ohnehin widerrechtlich gewählt.

Verkaufswillig: Urs Burkard, Sika-Erbe und Verwaltungsrat.
Foto: Keystone
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Regisseur dieser Posse war ein Mann, der sich gewöhnlich im Hintergrund hält: Urs Schenker, der grosse Strippenzieher in der Causa Sika. Er ist der Architekt des Deals mit Saint-Gobain, bei dessen erfolgreichem Abschluss ihm eine Prämie von rund 50 Millionen Franken winkt. Dass er sich nun in einem juristischen Nebenschauplatz derart sichtbar ins Zeug legt, hat einen Grund: Die Felle drohen ihm davonzuschwimmen.

Seit die Sika-Aktie Woche für Woche neue Rekorde bricht, dreht der mit Saint-Gobain vereinbarte Preisaufschlag für die Sika-Erben ins Minus. Bei einem Aktienkurs von etwas über 6300 Franken ist der vereinbarte Aufpreis durch das Kurswachstum kompensiert – vergangenen Freitag aber schloss der Sika-Titel bei 7775 Franken.

Schenker weiss, was das bedeutet: Die Burkards verkaufen zu billig. Am Tag nach dem Gerichtsverfahren schrieb der «Tages-Anzeiger» Schenker wolle «die Konditionen anpassen», die im Vertrag mit Saint-Gobain fixiert seien. Das würde heissen: nach oben. Warum aber sollten die Franzosen mehr bezahlen, als abgemacht ist? Die Franzosen liessen jedenfalls umgehend ausrichten, sie hätten «einen robusten Vertrag mit der Familie Burkard und eine Option, diesen bis Ende Jahr zu verlängern». Gestern musste der «Tages-Anzeiger» eine Klarstellung abdrucken, nach der sich Schenker zu «allfälligen Konditionen nicht geäussert» habe. Was deutlich macht: Der Dealmaker hatte es verpasst, für den Fall steigender Kurse eine Indexierung in den Kaufpreis einzubauen.

Die Nervosität steigt

Und dies zeigt: Der Mann ist nervös. Denn auch bei den Burkards bröckelt der Support. Clan-Chef Urs Burkard leidet darunter, dass sein Bruder und zumindest eine der Schwestern den Dauerkampf um den Verkauf langsam leid sind.

Ersterer lässt im Freundeskreis verlauten, die Chance für einen Sieg der Burkards liege noch bei 50 Prozent. Und: zurück in die Firma wolle er sowieso nie mehr.

Zu gern, so ist zu hören, wüssten die Burkards auch, wie hoch die Offerte wäre, die das Sika-Management für den Kauf ihrer Aktien bereithält. Auf diesem Wege könnten sich die Burkards doch noch mit Anstand von ihrem Erbe trennen. Käme ein solcher Deal zustande, wäre der grosse Dealmaker Urs Schenker aus dem Spiel.

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