«Skandalbank», «Bank der Spione», «Reformbedarf»
So fallen die internationalen Reaktionen auf den neuen CS-Skandal aus

Die CS soll über Jahre Kriminelle als Kunden akzeptiert haben. «Noch immer schützt das Bankengeheimnis Autokraten und Betrüger», schreibt die «Süddeutsche Zeitung» dazu stellvertretend für die ausländische Presse. Nur hiesige Zeitungen urteilen milder.
Publiziert: 21.02.2022 um 18:32 Uhr

Der Schweizer Grossbank Credit Suisse dominiert einmal mehr die Negativschlagzeilen. Eine internationale Recherche von 47 Mediengruppen deckte auf, dass die Grossbank zwischen den 1940er-Jahren und 2015 tausende dubiose Konten geführt hat – unter anderem für Kriminelle und Diktatoren. Die internationale Berichterstattung rückt dabei nicht nur die CS, sondern den gesamten Schweizer Bankenplatz in ein zweifelhaftes Licht.

So stellt die «Süddeutsche Zeitung», eine der beteiligten Mediengruppen, auf dem Schweizer Bankenplatz nach wie vor einen grossen «Reformbedarf» fest. Das Selbstbild der Schweiz bleibe trügerisch, schreibt die Zeitung. «Noch immer schützt das Bankengeheimnis Autokraten und Betrüger.»

Üppige Skandal-Liste

Die britische Tageszeitung «Guardian», ebenfalls an der Recherche beteiligt, sieht bei den Schweizer Banken aufgrund strengerer Regulierungen zwar eine deutliche Verbesserung im Umgang mit Geldern aus dubioser Herkunft. Er kritisiert aber den harschen Umgang der Schweiz mit Journalisten oder Whistleblower, die geleakte oder gestohlene Bankdaten publizieren.

Das Journalisten-Netzwerk «occrp» setzte bei seinen Recherchen den Fokus auf Konten von Geheimdienst-Mitarbeitern von Regimen, die wegen Korruption und Folter beschuldigt wurden.
Foto: Screenshots
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Deutschlands öffentlich-rechtlicher Sender ARD titelt wenig schmeichelhaft «Die Skandalbank vom Paradeplatz». Die Credit Suisse hat in wenigen Jahren eine üppige Liste an Skandalen angehäuft: Khan-Beschattungsaffäre, Greensill-Skandal, Achegos-Skandal, Quarantäne-Verstoss und Abtritt von CS-Präsident António Horta-Osório (58).

Konten von Spionen

Das Journalisten-Netzwerk «occrp» setzte bei den unter dem Titel «Bank der Spione» in seinen Recherchen den Fokus auf Konten von Geheimdienst-Mitarbeitern von Regimen, die wegen Korruption und Folter beschuldigt wurden. So soll der jordanische Superspion Sa'ad Khair auf einem CS-Konto 2009 über 28 Millionen Franken angehäuft haben.

Die «Handelszeitung» kommentierte die Enthüllungen als «eine krude Mischung von uralten Geschichten, alten Stories», angereichert mit «Ganoven» und «Geheimdienstschergen».

Auch die «NZZ» hebt den Zeitraum, in denen die Konten geführt worden sind, hervor – und meint: «Der Credit Suisse bleibt derzeit nichts erspart». Beim «Tagesanzeiger» steht die CS «im Sturm.» Die Enthüllungen würden das Image der zweitgrössten Schweizer Bank nach den vielen Skandalen weiter beschädigen. (smt)


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