«Man kann gezielter trainieren»
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Personal-Training boomt:«Man kann gezielter trainieren»

So fit sind Schweizer Gyms ein Jahr nach Corona
Wer die Fitnesscenter erobert und was wir fürs Abo zahlen

Fitnesscenter haben in der Pandemie harte Zeiten durchlebt. Doch jetzt geht es wieder deutlich aufwärts. Eine aktuelle, gross angelegte Studie zeigt, wie sehr sich die Branche gewandelt hat.
Publiziert: 20.06.2023 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2024 um 16:18 Uhr
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

So sieht man im Fitnesscenter sonst definitiv niemanden trainieren: Der junge Mann trägt eine Sonnenbrille und Badehose, das offene Hemd entblösst Brust und Bauch, die Füsse stehen auf einer bunten Badedecke und stecken in türkisfarbenen Flipflops. Er schultert eine Langhantel und geht für eine Kniebeuge tief in die Hocke. Auf dem Werbeplakat der grössten Fitnesskette der Schweiz lockt der Spruch «Schon fit für den Sommer?».

In den Sommermonaten kehrt in den Fitnesscentern immer ein wenig Flaute ein. Wird es wärmer, bewegen sich viele Leute lieber draussen, gehen Radfahren, Schwimmen oder Joggen. Zahlreiche Anbieter setzen deshalb auf Sommerrabatte. Doch die Momentaufnahme täuscht über die derzeitige Stimmung bei den Betreibern der Fitnesscenter hinweg: Diese ist beinahe durchweg positiv, wie eine aktuelle Studie zum Schweizer Fitnessmarkt im Auftrag des Branchenverbands Swiss Active zeigt. «Die Pandemie hat in der Branche tiefe Wunden hinterlassen, die noch nicht ganz verheilt sind, aber der Optimismus und die Zuversicht sind zurück», sagt Reto Conrad (57), Präsident von Swiss Active. Die Studie zeigt, dass die Branche grosse Veränderung durchlebt hat.

Der Optimismus ist zurück

514 Gesundheits- und Fitnesscenter haben an der Studie teilgenommen. 73 Prozent schätzen ihre wirtschaftliche Situation im Jahr 2022 als «eher gut» oder «gut» ein. Knapp ein Viertel spricht von «zufriedenstellend» und nur 2,1 Prozent beurteilen die Situation als «eher schlecht» oder «schlecht». Ein Jahr davor bewerteten noch 30 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als «eher schlecht». Die Zugangsbeschränkungen und Schliessungen in den Pandemiejahren haben den Centern stark zugesetzt. Vom Dezember 2019 bis Ende 2022 sank die Zahl der Studios um knapp 100 auf 1283 Stück. Doch nun kehren die Kundinnen und Kunden zurück. Im vergangenen Jahr betrug das Plus 11,7 Prozent. Das Vor-Corona-Niveau aus dem Jahr 2019 konnte noch nicht erreicht werden. 99 Prozent der Betreiber gehen aber davon aus, dass sich ihre Geschäftszahlen in den nächsten zwölf Monaten weiter verbessern. «Die Fitnesscenter sind 2023 sehr gut ins Jahr gestartet», sagt Reto Conrad.

Die Sommerwerbung der Migros-Kette Active Fitness.
Foto: screenshot
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Junge erobern die Studios

Gut die Hälfte der Kunden in den Studios sind weiblich. Und 64 Prozent sind 2022 weniger als 40 Jahre alt. Damit hat die Zahl der jungen Kunden deutlich zugenommen. Ein Jahr davor machten sie noch 54,6 Prozent der Kundschaft aus. Mit 4,7 Prozentpunkten am stärksten zugelegt hat die Altersklasse der 20- bis 30-Jährigen, die neu 28 Prozent der Kunden ausmachen. Das Durchschnittsalter liegt bei 39,7 Jahren. Was sich ebenfalls zeigt: Die Kunden gehen häufiger ins Fitnessstudio.

Grosses Potenzial bei den Älteren

Die Studienautoren sehen bei der älteren Zielgruppe das grösste Potenzial. Denn: Die über 40-Jährigen machen 2022 gerade mal noch 37 Prozent der Kunden aus. Ihr Anteil ist damit gegenüber dem Vorjahr um 8,4 Prozentpunkte gesunken. Gerade ältere Kunden hätten während der Pandemie Angst gehabt, ihre Abos zu erneuern. Ziel müsse es sein, diese Zielgruppe wieder vermehrt «zu bewegen» und sich so künftig noch stärker als Gesundheitsdienstleister zu etablieren.

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Die Center haben ihr Angebot und ihre Ausrichtung an die neuen Kundenbedürfnisse angepasst: Der Gesundheitsaspekt wird für die Kundschaft immer wichtiger, genauso wie die Verbesserung der Leistungsfähigkeit. Fitness als Lifestyle-Produkt hingegen verliert an Bedeutung. Besonders zugelegt hat die Nachfrage nach Personal Training. Fast die Hälfte der Studios bietet diese Leistung inzwischen an. Eine Zunahme um 14,3 Prozentpunkte. Geradezu durch die Decke geschossen sind mit einem Plus von 21 Prozentpunkten Angebote für Ernährungsberatung – mittlerweile setzen 37,4 Prozent der Studios darauf.

Bis zu 1790 Franken pro Jahr

Die Zahl der Mikro- (-4,4 Prozent) und Einzelcenter (-3,9 Prozent) ist weiter gesunken. Die Zahl der Studios bei den Fitnessketten stieg um 4,2 Prozent. Gerade bei den Jungen stehen Ketten hoch im Kurs.

57,6 Prozent der Fitnesstempel haben ihre Preise erhöht – knapp 40 Prozent rechnen damit, dass sie die Preise in diesem Jahr weiter erhöhen werden. Ein Jahresabo in einem Mikrocenter kostet im Schnitt 1263 Franken. In einem Einzelstudio muss man 954 Franken berappen. Ketten sind mit 858 Franken pro Jahr am günstigsten. Innerhalb eines Jahres sind die Durchschnittspreise um 61 Franken gestiegen.

Die Gebühren für ein Jahresabonnement variieren je nach Anbieter stark. Der Vergleichsdienst Comparis hat die Preise der Fitnessketten im Land im Juni unter die Lupe genommen. Als Kette gelten Anbieter mit mindestens fünf Studios. Dabei zeigt sich, dass die günstigsten Jahresabos bei 498 Franken beginnen und bis zu 1790 Franken reichen. Je nach Preiskategorie profitieren die Kunden von ganz unterschiedlichen Leistungen. Bei den teureren Studios sind zum Teil Gruppenkurse, Kinderbetreuung, Sauna oder Getränke im Angebot enthalten.

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