Nach Trumps Gewaltverherrlichung
Facebook prüft Umgang mit umstrittenen Posts

Wegen der anhaltenden Debatte zum Umgang mit umstrittenen Äusserungen von US-Präsident Donald Trump hat Facebook gewisse Verbesserungen in Aussicht gestellt. Dies kündigte Facebook-Chef Mark Zuckerberg an.
Publiziert: 06.06.2020 um 03:16 Uhr
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Aktualisiert: 08.06.2020 um 16:00 Uhr
Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat Änderungen bei seinem Sozialen Medium angekündigt.
Foto: Nick Wass
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Facebook stellt nach massiver Kritik an der Untätigkeit des Online-Netzwerks bei umstrittenen Äusserungen von US-Präsident Donald Trump einige seiner Regeln auf den Prüfstand. Unter anderem gehe es dabei um den Grundsatz, dass die Androhung von Gewalt seitens des Staates auf der Plattform bleiben darf, wie Gründer und Chef Mark Zuckerberg am Wochenende ankündigte.

Twitter versteckt Trumps Tweet

Diese Themen waren auch der Auslöser der aktuellen Kontroverse um den Umgang mit Trump, in der Facebook ausdrücklich eine andere Position als Twitter bezog. Erst unterzog Twitter einen Tweet von Trump, in dem er behauptete, Briefwahl erhöhe das Risiko von Wahlfälschung, einem Faktencheck. Trumps Aussage wurde darin als falsch eingeordnet. Auch versteckte Twitter einen Tweet von Trumps hinter einem Warnhinweis, weil er gegen das Verbot von Gewaltverherrlichung auf der Plattform verstosse.

Facebook lässt gewalttätige Aussage stehen

In dem Tweet, der auch auf Trumps Facebook-Profil gespiegelt wurde, reagierte der Präsident auf erste Ausschreitungen nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt mit den Worten «wenn Plünderungen beginnen, wird geschossen». Mit diesem Satz hatte 1967 der damalige Polizeichef von Miami ein hartes Vorgehen in Wohnvierteln von Schwarzen angekündigt. Facebook liess den Beitrag Trumps auf der Plattform, während Zuckerberg persönlich die Äusserungen verurteilte. Er argumentierte aber unter anderem, für Menschen sei es wichtig, zu wissen, wann der Staat Gewalt gegen sie anwenden wolle.

Zuckerberg vertrat bisher die Ansicht, dass solche Warnhinweise keine gute Lösung seien - ein Beitrag müsse entfernt werden, wenn er gegen Regeln verstosse, argumentierte er. Jetzt will er Alternativen prüfen lassen, die am Ende auch auf Warnhinweise hinauslaufen könnten.

«Während wir weiterhin dafür einstehen werden, dass jeder seine Stimme hörbar machen kann und im Zweifel für die Redefreiheit entscheiden - selbst wenn es Ansichten sind, mit denen wir zutiefst nicht einverstanden sind - will ich dafür sorgen, dass wir auch für die Teilnahme an Wahlen und Gerechtigkeit in Rassenfragen kämpfen», versprach Zuckerberg.

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Brief an die Angestellten

An die Facebook-Angestellten schrieb er: «Ich weiss, viele von Euch denken, wir hätten die Posts des Präsidenten in der vergangenen Woche auf irgendeine Weise mit Hinweisen versehen sollen.» Zuckerberg warnte allerdings, einen solchen Weg einzuschlagen, könnte Facebook dazu bringen, auch gegen Posts vorzugehen, die dem Unternehmen schlicht inhaltlich nicht gefielen, die aber nicht klar gegen die Regeln der Plattform verstiessen. «Ich glaube, wir müssen hier sehr vorsichtig vorgehen», schrieb er.

Der 36-jährige Unternehmensgründer war wegen seiner Haltung beim Umgang mit Trumps Äusserungen zuletzt stark unter Druck geraten, unter anderem bei den eigenen Beschäftigten. Seine erklärte Position ist, dass eine Plattform wie Facebook nicht entscheiden dürfe, was falsch und was richtig sei. Deshalb sind bei Facebook Äusserungen von Politikern grundsätzlich von Faktenchecks ausgenommen.

Mitarbeiter wollen Ausnahme aufheben

Vor einer internen Videokonferenz mit Zuckerberg wurde die Aufforderung, diese Ausnahme aufzuheben, von 5500 Mitarbeitern unterstützt, wie die «Washington Post» berichtete. Zuckerberg hält Facebook-Aktien mit mehr Stimmrechten, was ihm letztlich die volle Kontrolle bei dem Online-Netzwerk sichert.

Corona soll Wahlen nicht einschränken

Auch will Facebook Massnahmen, die dafür sorgen sollen, dass Menschen nicht von der Teilnahme an Wahlen abgehalten werden, an die Corona-Krise anpassen. Dabei steht zunächst die US-Präsidentenwahl im Mittelpunkt. «Es ist wahrscheinlich, dass es beispiellose Angst und Verwirrung rund um den Urnengang im November geben wird - und einige dürften versuchen, diese Verwirrung auszunutzen», räumte Zuckerberg ein. Das werfe zum Beispiel die Frage auf, wann Diskussionen von Politikern über Briefwahlen in verschiedenen US-Bundesstaaten als legitime Debatten einzuordnen seien und wann als Versuch, Wähler von der Stimmabgabe abzuhalten.

Informationsbereich auf Facebook

Als eine der Massnahmen soll auf Facebook ein Informationsbereich mit verlässlichen Informationen zu Wahlen eingerichtet werden. Ähnlich informiert das Online-Netzwerk bereits über das Coronavirus, auch um Verschwörungstheorien oder falsche Angaben zu kontern. (SDA)

Der brutale Tod von George Floyd (†46)

Am Montagabend, 25. Mai, rückt die Polizei von Minneapolis aus, um den Afroamerikaner George Floyd (†46) festzunehmen. Der Grund: Ein mutmassliches Fälschungsdelikt. Während der brutalen Verhaftung wird Floyd tödlich verletzt. Er stirbt kurz darauf im Spital.

Die letzten schmerzhaften Minuten seines Lebens wurden auf Video festgehalten. Der Clip verbreitete sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer. Entsetzen und Ausschreitungen in zahlreichen Städten der USA sind die Folge.

Die Aufnahmen zeigen, wie ein weisser Polizist sein Knie an den Hals des Afroamerikaners drückt. Minutenlang. Floyd fleht wiederholt um Hilfe, versprach, widerstandslos mitzukommen. «Ich kann nicht atmen», sagt er zuletzt. Dann bleibt er still, verliert sein Bewusstsein.

Passanten schreien die Polizisten an. Doch der Beamte Derek Chauvin presst mit seinem Knie Floyds Kehlkopf weiterhin auf den Asphalt. Erbarmungslos. Später rufen die Beamten die Ambulanz. Im Spital wird der Festgenommene für tot erklärt.

Nach der Verbreitung des Videos werden die vier beteiligten Polizisten aus dem Dienst entlassen. Derek Chauvin wird am Freitag, 29. Mai festgenommen. Er steht unter Mordverdacht.

Floyds Tod treibt in den ganzen USA die Menschen auf die Strasse. Sie demonstrieren gegen Polizeigewalt, insbesondere an dunkelhäutigen Menschen. Die Proteste eskalieren teils in heftigen Ausschreitungen und Verwüstungen.


Am Montagabend, 25. Mai, rückt die Polizei von Minneapolis aus, um den Afroamerikaner George Floyd (†46) festzunehmen. Der Grund: Ein mutmassliches Fälschungsdelikt. Während der brutalen Verhaftung wird Floyd tödlich verletzt. Er stirbt kurz darauf im Spital.

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