Sparen, sparen, sparen!
So will CEO Gottstein die CS retten

Die Credit Suisse steckt tief in der Krise. Der Befreiungsschlag blieb am Investorentag aber aus. Sparen will die Bank vor allem bei der Technologie – und nicht bei den Stellen.
Publiziert: 29.06.2022 um 00:36 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2022 um 08:29 Uhr
Christian Kolbe und Nicola Imfeld

Pause muss sein, auch wenn die eigene Bank gerade arg in Schieflage ist: «Wir machen jetzt 20 statt 15 Minuten Kaffeepause, das haben wir uns verdient», heisst es zur Halbzeit am Investorentag der Credit Suisse. Verdient? Nicht alle Anlegerinnen und Anleger, die am Dienstag über die Strategie und Fortschritte der zweitgrössten Schweizer Bank informiert wurden, dürften das unterschreiben.

Denn der Aktienkurs der CS dümpelt immer noch in der Nähe des historischen Tiefstands dahin. Gestern ging das Papier mit einem Minus von 0,2 Prozent bei 5.73 Franken aus dem Handel. Das Wort Krise ist bei der Credit Suisse ein Dauerbrenner – spätestens seit der Beschattungsaffäre und den Milliardenverlusten wegen des Greensill- und Archegos-Debakels. Dazu kommt nun noch eine Verurteilung wegen Mängel in der Geldwäschereibekämpfung durch das Bundesstrafgericht.

Mehr erwartet

Gewinne sind für die Credit Suisse momentan in weiter Ferne, zu garstig ist das Marktumfeld, zu schwer drücken die Altlasten. Nach dem Verlust im ersten Quartal und dem angekündigten im zweiten Quartal drohen der Bank auch für das gesamte Jahr rote Zahlen. Einzelne Analysten haben die Hoffnung aufgegeben, dass es die CS schafft, die Verluste aus dem Semester in der zweiten Jahreshälfte wettzumachen.

Die CS-Spitze am Investorentag (v. l.): David Wildermuth (Risikochef), Joanne Hannaford (Technologiechefin), Thomas Gottstein (Konzernchef), Rafael Lopez Lorenzo (Chef-Aufpasser) und Francesco De Ferrari (Leiter Vermögensverwaltung).
Foto: Screenshot
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Da hätten viele Anleger wohl einen Befreiungsschlag am Investorentag erwartet. Doch ausser weiterer Sparpläne gab es keine News. Die Bank bekräftigte ihr Vorhaben, 200 Millionen Franken für dieses und nächstes Jahr einzusparen. Mittelfristig könnten es nochmals 400 Millionen Franken pro Jahr sein. «Das herausfordernde Umfeld an den Finanzmärkten wird unseren Umbau nicht verzögern», sagt CS-CEO Thomas Gottstein (58).

Kein Stellenabbau im Moment

Gespart werden soll vor allem durch eine Zentralisierung im Bereich Technologie. Das heisst, die Informatiksysteme sollen entschlackt werden. Die Bank will künftig schlanker und agiler arbeiten.

Sparen? Das geht oft auch über die Streichung von Stellen. Allerdings aktuell nicht bei der CS. Die Medienstelle der Grossbank verneint solche Pläne auf Anfrage von Blick im Moment. «Im Vordergrund stehen dabei Einsparungen durch den Einsatz von Technologie und Prozessoptimierung», sagt ein Sprecher.

Die Hoffnung der Bank ruht auch auf den steigenden Zinsen. Die Zinserträge sollen bis in zwei Jahren um 800 Millionen Franken steigen. Ob das reicht, muss sich erst noch weisen. Bankchef Gottstein gab sich am Investorentag offenkundig locker und zuversichtlich. Sogar über Fussball konnte gelacht und gewitzelt werden.

Immerhin erlebt der bekennende FCZ-Fan Gottstein in diesem Bereich eine Erfolgsgeschichte. Die Zuversicht für seine Bank hat der CS-Boss aber auch nicht verloren: «Wir sind auf einem guten Weg», betonte er am Investorentag mehrmals.

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