Krankenkassen und Inflation
Das sind die grössten Sorgen von Schweizerinnen und Schweizern

Die Krankenkassen-Prämien gehen erneut durch die Decke. Das stresst viele Schweizerinnen und Schweizer. Eine neue Studie zeigt aber, dass das noch längst nicht alle Sorgen sind. Blick hat die Übersicht: Das bedrückt Herr und Frau Schweizer wirklich.
Publiziert: 26.09.2023 um 17:02 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2023 um 17:32 Uhr
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Es sind harte Zeiten für Schweizerinnen und Schweizer. Die Krankenkassen-Prämien stiegen. Erneut. Und zwar so richtig happig. Leider nicht zum ersten Mal. Konkret: 2024 steigt die mittlere Prämie für die obligatorische Grundversicherung um durchschnittlich 8,7 Prozent. Die mittlere Monatsprämie beträgt damit 359.50 Franken – das sind fast 29 Franken mehr als derzeit. Für Erwachsene sind es 426.70 Franken, für jugendliche Erwachsene von 19 bis 25 Jahre 300.60 Franken und für Kinder 111.80 Franken. Das geht ins Geld. So richtig. Und tut so richtig weh. 

Und doch: Die grössten Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer haben sich verschoben. Aktuelle Daten aus der Studie GfK Consumer Life zeigen, was die Schweizerinnen und Schweizer derzeit am meisten umtreibt. Die Überraschungen halten sich im Rahmen. Die Angst vor der Inflation führt in diesem Jahr das Sorgenbarometer an. Entsprechend wachsen auch die Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer um steigende Gesundheitskosten an. Und darum, ob sie noch genügend Geld haben, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Diese Sorgen liegen auf den Plätzen zwei sowie drei und verdrängen damit die Sorge um den Klimawandel auf den vierten Platz.

Sorge vor Pandemien rutscht ab

Immerhin: Während sich die Welt erst so richtig von der Corona-Pandemie erholt, rutscht die Sorge vor Pandemien in der Rangliste von Rang 7 auf Rang 11. Stattdessen steigt die Furcht vor Immigration und Zuwanderung in der Liste der grössten Sorgen der Verbraucher um fünf Ränge nach oben. Allerdings gibt es grosse Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Während bei den Jungen (15- bis 19-Jährige) nur 7 Prozent Immigration zu den drei grössten Sorgen zählen, ist es bei den über 50-Jährigen ein Viertel.

Gesundheitsminister Alain Berset erklärt vor den Medien die Erhöhung der Krankenkassenprämien im 2024.
Foto: keystone-sda.ch
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Und doch: Knapp 60 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer blicken trotz der Sorge um Inflation und steigende Preise optimistisch in die Zukunft und erwarten, dass sich die eigene wirtschaftliche Zukunft im kommenden Jahr verbessern wird – trotz steigender Krankenkassenprämien. Insbesondere jüngere Personen und Männer sind diesbezüglich sehr zuversichtlich, wie die Studie zeigt. Zum Vergleich: In Deutschland sind es nur 46 Prozent, die eine positive Entwicklung der eigenen wirtschaftlichen Situation erwarten.

Ungeachtet der wirtschaftlichen Lage bleibt der Klimawandel für Schweizerinnen und Schweizer ein wichtiges Thema. Selbst wenn er vom ersten auf den vierten Platz zurückfällt. Wer sich grosse Sorgen um Inflation und Preissteigerungen macht oder Angst hat, seine Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können, für den hat der Klimawandel derzeit geringere Priorität. Für die junge Generation der 15- bis 29-Jährigen ist der Klimawandel dennoch die zweitgrösste Sorge.

Tendenz hin zu bewusstem und anspruchsvollem Konsum

Denn: Die heutigen Sorgen haben einen Einfluss auf die aktuellen Konsumententrends. Der bewusste und anspruchsvolle Konsum ist ein Trend, der an Bedeutung gewinnt, so die Studie. Rund ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer zieht es vor, lieber weniger, dafür hochwertige Produkte zu besitzen. Anja Reimer, Expertin für Konsumententrends bei GfK, ordnet ein: «Hier muss relativiert werden: Viele Konsumentinnen und Konsumenten müssen derzeit stärker auf das Geld schauen und suchen nach kostengünstigen Alternativen. Sie kaufen bei Discountern, suchen gezielt nach Preisaktionen, sogenannten refurbished- oder allenfalls sogar Secondhand-Produkten. Andererseits gibt es den Trend zu einem bewussten Konsum – weniger kaufen, dafür hochwertig.»

Aber nicht nur die Qualität ist entscheidend, auch der Einklang mit den eigenen Werten spielt eine Rolle: Rund ein Viertel der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten kaufen nur Produkte und Dienstleistungen, die ihren Überzeugungen, Werten oder Idealen entsprechen. Das bleibt nicht ohne Folgen: Gleichzeitig wächst im Moment das Bedürfnis nach Erlebnissen. Bereits während der Corona-Pandemie wurde vielen Konsumentinnen und Konsumenten bewusst, wie wertvoll Erlebnisse für das Wohlbefinden sind. Damals waren es zum Teil einfache Dinge, wie Zeit in der Natur oder ein Treffen mit Freunden. Heute sind es die Erlebnisse, die lange Zeit nicht möglich waren, so die Studie: Auslandsreisen oder auch Grossanlässe. 36 Prozent der Schweizer finden derzeit, dass Erlebnisse wichtiger sind als Besitz.

24 Ängste zur Auswahl

GfK-Consumer-Life ist die umfassendste und längste Konsumenten-Trendstudie der Welt. Sie deckt die 26 wichtigsten nationalen Märkte auf allen Kontinenten ab und wird jährlich durchgeführt. Um die grössten Sorgen der Verbraucher zu ermitteln, sollte jeder Befragte aus einer Liste von 24 Ängsten die drei auswählen, die ihn persönlich am meisten beschäftigen. Darüber hinaus wurde die wirtschaftliche Zuversicht der Befragten erhoben, indem sie gefragt wurden, wie zuversichtlich sie sind, dass ihre persönliche wirtschaftliche Situation in 12 Monaten besser sein wird als heute.

Zudem erhebt GfK Consumer Life Daten zur Demografie, Lebenseinstellungen, Konsumentenstimmung, Freizeitgestaltung, digitalen Medien und Umwelt. Ermittelt werden dabei kaufrelevante Einstellungen und Verhalten in den Bereichen Geld und Finanzen, Lebensmittel und Getränke, Gesundheit und Wellness, Mobilität, Technologie und Gaming. Handelsunternehmen und Hersteller können die Daten der Consumer Life nutzen, um ihre Strategien präzise auf die gewünschten Zielgruppen auszurichten und durch zahlreiche zusätzliche Angebote von GfK anreichern. Dazu gehören unter anderem GfK Green Gauge, GfK Roper Consumer Styles, GfK POS Retail Daten und GfK Consumer Panel.

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