Steigende Nachfrage und Preise
Schweizer Raffinerie profitiert vom Ölembargo

Die EU will den Import von russischem Öl bis Ende Jahr um 90 Prozent reduzieren. Welche Auswirkungen das auf die letzte Schweizer Raffinerie in Cressier NE hat.
Publiziert: 01.06.2022 um 00:46 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2022 um 14:12 Uhr
Martin Schmidt

Raffinerien machen dank dem Ukraine-Krieg den grossen Reibach. Der Ölpreis, der bereits stark gestiegen ist, hat nochmals angezogen. Ein ansehnlicher Teil des Geldes fliesst in die Kassen der Raffinerien. Das Ölembargo gegen Russland befeuert die Preise nun erneut. Am Dienstagnachmittag wurde ein Fass Brent-Rohöl für über 123 Dollar gehandelt. Auch in der letzten Schweizer Raffinerie Cressier im Kanton Neuenburg dürfte man sich wegen der aktuellen Preise freuen.

Die Raffinerie wird von der Varo Energy mit Sitz im Steuerparadies Zug betrieben. Blick wollte Varo einige Fragen zu den aktuellen Rahmenbedingungen auf dem Ölmarkt stellen. Doch der Konzern ist am Dienstag nicht erreichbar.

25 Prozent der Inlandsnachfrage

Die Raffinerie verarbeitet jährlich knapp 3 Milliarden Tonnen Rohöl zu Fertigprodukten wie Benzin, Diesel oder Heizöl und deckt so 25 Prozent der Inlandsnachfrage ab.

Die Raffinerie in Cressier NE produziert 25 Prozent der Rohöl-Fertigprodukte für die Schweiz.
Foto: Keystone
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Mit dem Ölembargo gegen Russland drohen dem Konzern keine Engpässe. 2020 wurden in Cressier gerade einmal 0,3 Prozent russisches Rohöl verarbeitet, mittlerweile soll der Anteil gar bei 0 liegen. Mit fast 90 Prozent des Rohöls stammte 2020 der grösste Anteil aus Libyen, Nigeria und den USA.

Die Rohölversorgung erfolgt über eine Pipeline beim Seeschiffs-Terminal bei Marseille (F), führt durchs französische Rhonetal in die Schweiz. Mit dem Ölembargo werden Fertigprodukte aus russischen Raffinerien wegfallen und die Nachfrage bei europäischen Produzenten wird weiter angekurbelt. Experten gehen deshalb in den nächsten Wochen und Monaten von weiteren Preisanstiegen und höheren Erträgen für die Raffinerien aus.

In Schieflage

Die letzte Schweizer Raffinerie wurde 1964 in Betrieb genommen. Ende 2011 steckte sie unter dem früheren Eigentümerkonzern Petroplus in grossen finanziellen Schwierigkeiten. Petroplus ging im Folgejahr Konkurs. Die Raffinerie wurde von Varo Energy aufgekauft, die am Standort heute 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Raffinerien fürchten seit Jahren, dass eine Förderung der energetischen Sanierungen und der Elektromobilität ihr Geschäft künftig erschweren wird. Doch im letzten Herbst profitierten die Raffinerien von einer starken wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie – und neuerdings vom Ukraine-Krieg.

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