Stellen-Bilanz 2016 – Kahlschlag bei Staatsbetrieben – Frankenschock hallt nach
Post und SBB sind die grössten Jobkiller

Der starke Franken hat 2016 Tausende von Jobs gekostet. Doch den grössten Abbau gab es bei den Staatsbetrieben.
Publiziert: 26.12.2016 um 23:38 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:25 Uhr
Der Frankenschock ist nicht ausgestanden: Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes.
Foto: Keystone
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Michael Bolzli

Wer ist der grösste Jobschaffer im Land? Der Staat. Im Gesundheits- und Sozialwesen entstanden im ausgehenden Jahr rund 18'000 neue Arbeitsplätze. Doch der Staat gibt nicht nur, er nimmt auch: Die grössten Abbauprogramme kündeten 2016 die staatseigenen Betriebe SBB und Post an (siehe Tabelle). Die SBB wollen 1400 Arbeitsplätze wegrationalisieren. Bei der Post sind es 1200.

«Auch Staatsbetriebe müssen auf Veränderungen des Marktes reagieren», sagt Rudolf Minsch (49), Chefökonom des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse. Strukturelle Anpassungen seien darum von Zeit zu Zeit unumgänglich. Trotzdem: «Die SBB müssen dafür sorgen, dass dies ohne Qualitätsabbau geschieht», sagt Minsch.

Im Vergleich zur Privatwirtschaft dürfte der Abbau für die Beschäftigten relativ glimpflich über die Bühne gehen. Die SBB dürfen gemäss Gesamtarbeitsvertrag niemanden entlassen. Der ganze Abbau soll über natürliche Abgänge und Pensionierungen erfolgen. Bei der Post ist der Arbeitnehmerschutz nicht ganz so strikt, aber ebenfalls gut ausgebaut. 

Aderlass in der Industrie geht weiter

Beschäftigte in der Industrie fallen härter, wenn sie die Stelle verlieren. 8000 Jobs verschwanden in der Industrie. Der Sektor leidet noch immer unter dem Frankenschock. Für den Abbau von 4230 Stellen machten die Firmen explizit den starken Franken verantwortlich. Dies geht aus einer Erhebung des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) hervor, die BLICK vorliegt. 

Zählt man Firmen dazu, die den Stellenabbau nicht mit dem starken Franken begründen, steigt die Zahl auf 11'136. Die erste Hiobsbotschaft kam Mitte Januar: General Electric, die frühere Alstom, kündigte den Abbau von 1300 Jobs an.

«Der starke Franken setzt die Maschinenindustrie unter Druck», sagt SGB-Chefökonom Daniel Lampart (48). Insgesamt gingen laut der SGB-Erhebung in der Maschinenindustrie dieses Jahr rund 2300 Stellen verloren. Lampart blickt wenig optimistisch in die Zukunft: «Wenn die Unternehmen nicht die nötigen Erträge haben, können sie auch nicht investieren.» 

Minsch (49) ist optimistischer: «Die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie hat die Talsohle durchschritten», so der Economiesuisse-Chefökonom. Einige Betriebe stellten bereits jetzt Personal ein, andere müssten aber auch 2017 Kosten senken. 

Bilanz knapp positiv

Unter die Räder kam auch der Detailhandel. Der Schuhhändler Bata und die Kleiderkette Blackout machen ihre Türen für immer zu – 555 Jobs gingen so verloren. Zu den Verlierern zählen auch das Gastgewerbe (–4000 Jobs) und die Bauindustrie (–6000).

Unter dem Strich weist der Arbeitsmarkt Schweiz aber eine leicht positive Bilanz aus: Die Zahl der Beschäftigten stieg um 15'000 auf 4,918 Millionen. Die Arbeitslosenquote blieb konstant bei 3,3 Prozent.

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