Swiss-Chef Dieter Vranckx
«Frühbucher erhalten die besten Preise»

Gefühlt wird das Fliegen teurer. Stimmt nicht, sagt der CEO der Swiss. Ein Gespräch über Tiefstpreise, lange Schlangen am Flughafen – und die Klimajugend.
Publiziert: 31.03.2024 um 10:54 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2024 um 14:02 Uhr
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Herr Vranckx, Ihre prominenteste Flugbegleiterin ist Theres Rösti, die Ehefrau von Bundesrat Albert Rösti. Wie gut kennen Sie sich?
Dieter Vranckx: Ich habe Frau und Herrn Rösti im November 2022 kennengelernt, also bevor er Bundesrat wurde. Wir hatten ein sehr angenehmes Gespräch.

Welchen Wunsch an die Politik haben Sie deponiert?
Keinen. Wir haben uns über die Entwicklungen des Flugverkehrs während der Pandemie und der Zeit danach unterhalten und einen Blick in die Zukunft geworfen.

Letztes Jahr versprachen Sie, das Fliegen werde billiger.
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. 2023 waren die Durchschnittspreise rund drei Prozent tiefer als 2022. Swiss hatte nie Tiefstpreise, und es wird sie auch in Zukunft nicht geben. Fliegen muss einen Preis haben, damit wir die Investitionen in neue Flugzeuge und umweltfreundliche Technologien finanzieren können.

Bis Juli ist Dieter Vranckx CEO der Swiss.
Foto: Thomas Meier
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Viele Swiss-Kunden und der Preisüberwacher finden: Das Fliegen wird teurer.
Darum ist wichtig, sich auf Zahlen zu verlassen. Unsere Zahlen zeigen klar, dass wir über alle Flüge gesehen nicht teurer geworden sind.

Welchen Tipp geben Sie einer Familie?
Buchen Sie so früh wie möglich! Frühbucher erhalten die besten Preise.

Was ist mit anderen Tricks, etwa einem VPN-Client im Ausland?
Das sind populäre Mythen, die aber bei Swiss nicht stimmen. Auch macht es keinen Unterschied, ob man mit Apple- oder Microsoft-Gerät bucht oder ob man mitten in der Nacht ein Ticket kauft. Ausschlaggebend ist, wie früh vor dem Abflug die Buchung abgeschlossen wird.

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«Ich lade die Klimajugend ein, bei uns zu arbeiten.»
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Der Zürcher Flughafen ist nicht mehr erstklassig: In den Ferien kommt es zu langen Schlangen. Es gibt keine Ganzkörperscanner und keine schnellen Handgepäckscanner.
Auch ich wünsche mir, dass die technologischen Möglichkeiten voll ausgeschöpft werden und regelmässig Innovationen in unsere Abläufe einfliessen, damit unsere Kunden noch zufriedener sind. So sehen wir einiges Potenzial in künstlicher Intelligenz und vergleichbaren Technologien.

Die Personalprobleme bei der Kantonspolizei sind ein hausgemachtes Problem. Wie sauer sind Sie?
2023 gab es Wartezeiten, die nicht zum Premium-Standard von Swiss passen. Wir haben sie bereits im vergangenen Jahr angesprochen. Es bringt jedoch wenig, emotional zu werden. Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen und diese zusammen angehen. Da sind wir auf einem guten Weg.

Der in der Schweiz lebende Milliardär Klaus-Michael Kühne ist Ihr Grossaktionär. Er kritisiert: Sie verkaufen Swiss-Flüge, obwohl tatsächlich Air Baltic fliegt. Herr Kühne hält das für Etikettenschwindel.
Ich kenne die Meinung von Herrn Kühne, aber wir standen vor der Wahl: Sollen wir Flüge ausfallen oder von Air Baltic durchführen lassen? Wir wollen für unsere Kunden verlässlich sein. Ursache für die Zusammenarbeit mit Air Baltic sind die anhaltenden Probleme mit den Triebwerken von Pratt & Whitney.

Sie verkaufen auch für den Herbst noch Air-Baltic-Flüge.
Am liebsten möchten wir alle Flüge mit unseren Maschinen und unseren Besatzungen durchführen. Wir haben aber übers gesamte Jahr 2024 über zehn Kurzstreckenflugzeuge, die wir aufgrund von Triebwerksproblemen beim Hersteller nicht einsetzen können.

Wegen Air Baltic haben Sie ein Verfahren der Zürcher Volkswirtschaftsdirektion am Hals. Es geht um Lohndumping.
Jede Partei hat ihre Meinung. Es handelt sich um ein laufendes Verfahren, weshalb ich mich nicht weiter dazu äussere.

Zahlen Sie dem Air-Baltic-Personal inzwischen mehr?
Die Besatzungen von Air Baltic sind nicht bei uns angestellt und fliegen nur einen kleinen Teil ihrer Einsätze für Swiss. Mehrheitlich fliegen sie für ihre Airline. Über die Anstellungsbedingungen entscheidet Air Baltic und nicht Swiss.

SonntagsBlick hat letzte Woche über massive Missstände bei der Flugsicherung Skyguide berichtet. Machen Sie sich Sorgen um die Flugsicherheit?
Wir haben mitbekommen, dass Skyguide an verschiedenen Themen arbeitet. Wir sind im ständigen Kontakt, und ich habe vollstes Vertrauen, dass Skyguide die Herausforderungen meistern wird.

Die EU-Kommission hat grosse Bedenken gegen eine Übernahme der italienischen ITA durch die Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Swiss gehört. Warum sind Sie für einen Kauf der ITA?
Es braucht eine gewisse Konsolidierung, damit die europäische Luftfahrt konkurrenzfähig gegenüber der asiatischen, amerikanischen und arabischen Konkurrenz bleibt.

Auf der Strecke Zürich–Rom dürfte die Konkurrenz wegfallen. Wird dann alles teurer?
Über künftige Preisentwicklungen kann ich keine Aussage treffen. Fakt ist, dass die Preise von verschiedenen Faktoren abhängig sind.

Persönlich

Der belgisch-schweizerische Manager Dieter Vranckx (51) ist seit 2021 CEO der Swiss. Im Juli wechselt er in den Lufthansa-Vorstand «Globale Märkte und kommerzielle Steuerung Hubs». Vranckx kennt noch die Swissair-Zeiten – von 2000 bis 2001 war er als Senior -Manager für die Swissair tätig. Trotz des Wechsels zur Lufthansa bleibt er mit seiner Familie in Herrliberg ZH wohnen.

Der belgisch-schweizerische Manager Dieter Vranckx (51) ist seit 2021 CEO der Swiss. Im Juli wechselt er in den Lufthansa-Vorstand «Globale Märkte und kommerzielle Steuerung Hubs». Vranckx kennt noch die Swissair-Zeiten – von 2000 bis 2001 war er als Senior -Manager für die Swissair tätig. Trotz des Wechsels zur Lufthansa bleibt er mit seiner Familie in Herrliberg ZH wohnen.

Mehr

Sie erweitern die Swiss-Flugstrecken um Washington, Toronto und Seoul. Was kommt als Nächstes?
Die wirtschaftliche Entwicklung in Indien ist sehr vielversprechend. Weitere Ziele in Indien stehen daher auf unserer Beobachtungsliste.

Welche Botschaft haben Sie an die Klimajugend?
Ich lade die Klimajugend ein, bei uns zu arbeiten und uns zu helfen, nachhaltiger zu werden. Unsere Ziele sind ambitioniert: 50 Prozent weniger CO₂-Emissionen gegenüber 2019 bis 2030 und Netto-Null bis 2050. Wir brauchen jeden klugen Kopf, der uns hilft, diese grüne Transformation umzusetzen.

Die Klimajugend hält das für Greenwashing.
Wir meinen es ernst. Als weltweit erste Airline sind wir mit «Aeroshark» unterwegs: Das ist eine hauchdünne, von der Haifischhaut inspirierte Folie, die wir auf unseren Boeing 777 kleben. Das reduziert den Reibungswiderstand während des Flugs – wir verbrauchen jährlich um bis zu 1,5 Prozent weniger Treibstoff. Auch sind wir die erste Fluggesellschaft weltweit, die mit Kerosin aus Sonnenlicht von Synhelion fliegen wird und die mit Climeworks zusammenspannt. Das Schweizer Unternehmen ist weltweit führend mit der Direct-Carbon-Capture-Technologie. Dabei wird CO₂ direkt aus der Atmosphäre entfernt, um es permanent zu speichern.

Wie wäre es, den Inlandsflug von Genf nach Zürich zu streichen?
Wir möchten die Westschweiz optimal an unser Streckennetz anbinden.

Seit August ist der Gotthardtunnel gesperrt. Waren Sie versucht, die Strecke Lugano–Zürich wiederaufzunehmen?
Wenn irgendwann Elektroflugzeuge verfügbar sind, wäre das eine attraktive Strecke, um das Tessin mit unserem Drehkreuz in Zürich zu verbinden.

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