Tisch reserviert und nicht aufgetaucht – einige Restaurants verlangen Gebühren
Ein leerer Teller kostet den Gast 100 Franken

Für Gastronomen ärgerlich: Eine Gruppe reserviert einen Tisch, taucht aber nicht auf. Der Tisch bleibt leer, Umsatz geht verloren. In der Ferienzeit kommen sogenannte No-Shows häufiger vor. Einige Restis in Bergdestinationen greifen nun durch und verlangen eine Gebühr.
Publiziert: 17.02.2023 um 18:01 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2023 um 06:20 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Der Tisch für sechs Personen ist schnell reserviert. Gerade jetzt in den Sportferien sind Restaurantplätze in den Skiregionen begehrt. Umso ärgerlicher ist es für den Beizer, wenn die Leute ihre Reservierung schwänzen. Das ist immer häufiger der Fall. Für kleine Restaurants in Skiresorts ist das besonders mühsam.

Das Restaurant Chesa in Flims GR verliert deshalb wichtige Umsätze. Etwa 40 sogenannte No-Shows gibt es jede Saison, sagt der Chesa-Gastgeber zu Blick, der namentlich nicht genannt werden möchte.

100 Stutz pro Person bei Nichterscheinen

Mit einer No-Show-Gebühr geht das Chesa seit letzter Wintersaison gegen die Schwänzer vor. Wenn die Gruppe nicht auftaucht, muss jede Person 100 Franken bezahlen. Das ist fast gleich viel wie ein 5-Gänge-Menü mit Rindsfilet, Onsen-Eier und Crème brûlée – und zeigt Wirkung. «Die No-Shows haben sich quasi auf null runtergespielt», sagt der Geschäftsführer des Chesa. Die letzte Busse mussten Gäste zahlen, die Anfang Jahr am WEF in Davos GR teilnahmen.

Das Restaurant Chesa in Flims GR hat eine No-Show-Gebühr eingeführt.
Foto: Zvg
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Die Strafgebühr gilt erst bei einer Reservation ab fünf Personen. Dabei muss eine Kreditkarte hinterlegt werden, wie es auch in den AGB steht. Die Gäste werden bei der Onlinereservation nochmals darauf hingewiesen.

Aber nicht jede Situation wird gleich behandelt. «Es braucht Kulanz. Wenn sich aber Gäste gar nicht melden und auf unseren Anruf mit Aussagen unter der Gürtellinie reagieren, müssen sie bezahlen.»

In einigen Restaurants im Skigebiet Laax GR gibt es mittlerweile auch No-Show-Gebühren, heisst es auf Anfrage. Diese sind aber weniger hoch als im Chesa: entweder 20 Franken pro Person oder den Preis eines Hauptgangs.

Gruppen tauchen immer häufiger nicht auf

Seit der Pandemie kommen No-Shows fünfmal häufiger vor, zeigen Zahlen der Restaurant-Plattform Lunchgate. «Vor Corona war das nicht so, zumindest nicht in diesem Ausmass», sagt René Sidler (62) von der Pizzeria Palüda in Davos GR.

Im Moment sei die Situation in seiner Pizzeria nicht schlecht, vor allem im Vergleich zum WEF. Damals hatte sich Sidler über das Verhalten der Gäste aufgeregt.

Das Problem seien vor allem Gruppen, meint er. «Sie reservieren in drei Restaurants und schauen dann spontan, ob sie mehr Lust auf Fondue oder Pizza haben.» Die anderen Restis würden auf der Strecke bleiben. Eine Absage wird gar nicht oder erst fünf Minuten im Voraus gemacht.

«Wir haben 65 Plätze. Wenn 10 Gäste nicht kommen, sind das ein paar Franken, die wir verlieren», sagt Sidler. Gerade einen grossen Tisch bringt er am Abend kaum noch weg. In der Ferienzeit reservieren mehr Gruppen: Firmen und Skiklubs.

Nicht alle wollen Kreditkarte angeben

Sidler ist der Meinung, dass eine No-Show-Gebühr nicht überall funktioniert. Er habe schon mal bei einer Reservation von sechs Personen eine Kreditkarte verlangt. «Dann überlegen es sich die Leute lieber nochmals. Und melden sich nicht mehr», sagt er.

Marc Tischhauser (44) von Gastro Graubünden vermutet, dass die Hemmschwelle, eine Kreditkarte zu zücken, bei Restaurantbesuchen grösser ist, da es sich um kleine Beträge handelt. «Wenn Sie einen Flug oder ein Hotel buchen, geben Sie die Kreditkarte ja auch an», sagt er.

In Ferienzeiten kommt es auch zu mehr No-Shows, weil generell mehr Leute im Ferienkanton sind. «Wir empfehlen den Restaurants, Onlinetischreservation mit genauen Kontaktangaben einzuführen. Das erhöht die Verbindlichkeit», sagt Tischhauser. Wenn es zu vielen No-Shows kommt, hält er es für sinnvoll, eine Kreditkarte zu verlangen.

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