Töfflitour, Gras-Skifahren, Ziplining
Schneemisere bringt kleine Skigebiete auf neue Ideen

Mountainbiken, Grasskifahren oder Wandern – eigentlich keine typischen Winteraktivitäten. Mit solchen und anderen Aktivitäten versuchen kleine und mittlere Skigebiete, trotz Schneemangels Leute auf ihre Berge zu locken.
Publiziert: 09.01.2023 um 15:59 Uhr
Samuel Walder, Dominique Schlund

Auch wenn es im Lauf der Woche bis auf 1000 Meter hinab schneien soll, ist damit noch lange nicht sicher, ob die weisse Pracht auch liegen bleibt.

Darum fahren Betreiber von Skiliften nun zweigleisig, wie eine Umfrage von Blick bei gut 30 Skigebieten, die zwischen 1000 und knapp 2000 Metern Höhe liegen, ergeben hat.

Töfflitour und Rodeln

Roger Meier (48) ist Geschäftsführer der Atzmännig Sportbahnen SG und hat sein Unternehmen auf Sommerbetrieb umgestellt. «Da wir schon in den letzten Jahren immer wieder wenig Schnee hatten, haben wir Übung darin, auf Sommerbetrieb umzustellen.»

Grün-braun statt weiss. Ähnlich wie hier in Pany GR sieht es in vielen kleinen und tiefer gelegenen Skigebieten der Schweiz aus.
Foto: zVg
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Meier: «Bei uns sind die Rodelbahn sowie die Töfflitouren und die Wanderwege offen. Für Kinder haben wir die Freizeitanlagen auch wieder in Betrieb genommen.» Doch die Erträge mit den Skifahrerinnen und Skifahrern fehlen ihm in den Kassen. Normalerweise würden im Atzmännig um diese Zeit bis zu 2800 Gäste täglich die Skipisten runterkurven. Nun sind es lediglich etwa 700 am Tag, die sich nun auf der Rodelbahn oder mit dem Töffli die Zeit vertreiben. Wenigstens können die Sportbahnen so ihre 25 Festangestellten weiter beschäftigen, auch wenn das Geschäft an schlechten Tagen nicht ganz kostendeckend sei, sagt Meier.

Grasskifahren und Ziplining

Ähnlich sieht es bei den Sportbahnen Marbachegg LU aus. Hier gibt es vergünstigte Fussgängertarife, geselliges Fondue-Essen auf dem Berg und Kinonachmittage für die Kinder. Doch damit nicht genug.

Sollte der Schnee weiterhin ausbleiben, öffnen die Betreiber auch die Bike-Strecke und bieten wie im Sommer Grasskikurse an. Die Infrastruktur für beides sei vorhanden, sagt eine Sprecherin zu Blick. Ob man bald mit Rollskis über die schneelosen, grünen Hänge kurven kann, entscheidet die Geschäftsführung der Sportbahnen in diesen Tagen. Der Entscheid sei abhängig von Schneefall und Temperaturen.

Auch auf dem Erlebnisberg Pradaschier GR setzt man aufgrund des mangelnden Schnees voll auf Sommeraktivitäten. Hier können die Gäste an sogenannten Ziplines oder auf der Rodelbahn statt auf Ski und Snowboards den Hang heruntersausen.

Vereine und Dorfbewohner helfen aus

Mehr Glück haben Skigebiete wie Aeschi im Berner Oberland. Hier wird der Skilift von Dorfbewohnern im Stundenlohn betrieben. «Die Kosten für den Skilift sind also sehr gering, wenn die Anlagen nicht in Betrieb sind», sagt Tanja Schäfli (50) Geschäftsführerin von Aeschi Tourismus. Sie wartet also, bis der Schnee kommt, und öffnet den Betrieb dann wieder. «Ich bin sehr überzeugt davon, dass es noch Schnee gibt», sagt sie.

Ähnlich sieht es in Hemberg SG aus. «Wir haben keine Personalkosten, da wir keine Festangestellten haben», sagt Hansueli Rechsteiner (60), Betriebsleiter der Hemberg Skilift AG. Dennoch hat er laufende Kosten für Unterhalt und Instandhaltung des Lifts.

Sponsoren und Zusammenarbeit mit Konkurrenz

Aber dafür hat Rechsteiner eine Lösung gefunden. Er lässt sich die rund 12'000 Franken, die der Unterhalt jährlich verschlingt, von Sponsoren bezahlen. Im Gegenzug macht er an der Hauptstrasse Werbung für Firmen, die ihn und den Skilift unterstützen. «So hätten die Kids die Möglichkeit, wenigstens ein bisschen Ski zu fahren», sagt Rechsteiner zu Blick.

Eine andere Strategie fährt man in Flüelen-Eggberge UR. Die Betreiber haben hier ein Abkommen mit dem in der Nähe liegenden und sehr schneesicheren Skigebiet Andermatt UR. Wer eine Saisonkarte für das Gebiet Flüelen-Eggberge kauft, kann damit die ganze Saison über in Andermatt zum halben Preis auf die Pisten.

«Wir haben viele Saisonkarten im Vorverkauf abgesetzt. Die Leute kaufen den Saisonpass bereits mit dem Wissen, dass wir eventuell gar nicht öffnen werden», sagt der Betreiber zu Blick.

Wochenendbetrieb und Kurzarbeit

In Jeizinen-Feselalpe im Kanton Wallis ist man zu Sparmassnahmen gezwungen. Wegen des wenigen Schnees konnte man über die Festtage lediglich zwei von sechs Liften betreiben. Nun hat man sich am Montag dazu entschieden, den Betrieb auf das Wochenende zu beschränken. Denn unter der Woche kämen schlicht zu wenige Gäste.

So geht es auch vielen anderen Skigebieten. Ein Betrieb unter der Woche ist oft nicht kostendeckend. Das Skigebiet Grimmialp-Diemtigtal im Berner Oberland hat sogar bereits Kurzarbeit beim Bund beantragt, um zu überleben.

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