Totgesagte fliegen länger
Der Superjumbo A380 feiert überraschendes Comeback

Wars das mit dem A380? Der Airbus-Typ wurde im Sommer öffentlich gescholten und von vielen Airlines eingemottet. Doch jetzt feiert der Superjumbo vielerorts ein überraschendes Comeback. Die Gründe.
Publiziert: 22.11.2021 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2021 um 22:13 Uhr
Nicola Imfeld

Der A380 von Airbus wurde von Luftfahrtfans und Aviatik-Experten einst bejubelt. Superlative wie «Gigant der Lüfte», «Superjumbo» oder «Wundervogel» wechselten sich ab. Kein Wunder, der A380 ist schliesslich ein Rekordjet. Mit Platz für bis zu 853 Passagieren ist er das grösste und gleichzeitig für die Insassen leiseste Flugzeug der Welt. So leise, dass die Piloten nun statt dem konstanten Brummen der Triebwerke die Geräusche der Passagiere hörten und deshalb schlecht schliefen.

Doch das war nicht der Grund, weshalb bis vor Kurzem das Ende des A380 – nur 16 Jahre nach dem ersten Flug – besiegelt schien. Im Coronajahr 2020 gab es nur noch 25'000 Linienflüge mit dem Maschinen-Typ. 2019 waren es noch über 119'000. Bedeutet: Der A380 war von der coronabedingten Aviatikkrise wegen seiner Grösse und Ineffizienz überdurchschnittlich stark betroffen.

Branchengrössen wie Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker rechneten im Sommer mit dem Airbus-Typ ab. «Der Kauf von A380 war der grösste Fehler, den wir je gemacht haben», schimpfte er in einem Interview und erklärte: «Wir haben den A380 gegroundet, weil er ein sehr treibstoffineffizientes Flugzeug ist.» Ein Comeback? Schien ausgeschlossen. Und doch ist wenige Monate später wieder alles anders.

Der Airbus A380 feiert ein Comeback.
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Zuerst eingemottet, dann wiederbelebt

Seit die Impfquoten weltweit steigen und Geimpfte immer mehr Reisefreiheiten zurückerhalten, steigen die Buchungszahlen für Flugreisen sprunghaft an. Das konnte man auch am Flughafen Zürich-Kloten beobachten: Während der Herbstferien und Anfang November – mit der Öffnung der USA – kam es zuweilen zu einem Chaos und langen Schlagen in den Checkin-Hallen.

Und was müssen die Airlines bei steigender Nachfrage tun? Die Kapazitäten erhöhen. Da kommt der A380 auf einmal gelegen. Gutes Beispiel: British Airways. Seit November sind vier der insgesamt zwölf A380 im Besitz von British Airways wieder im Einsatz. Derzeit setzen die Briten den Riesen sogar auf Kurzstrecken wie beispielsweise London nach Frankfurt ein. Zuerst muss man nämlich wieder die Besatzungen trainieren, um sie im Winter nach Los Angeles, Miami und Dubai schicken zu können.

Auch bei Singapore Airlines hat man mehrere A380 wieder aus dem Hangar geholt. Seit letzter Woche gibts wieder drei tägliche Flüge mit dem Riesen. «Die A380, von der wir künftig zwölf mit der neuesten Kabine betreiben werden, bleibt ein sehr wichtiger Teil unserer Flotte», sagte der Singapore-Vizechef Lee Lik Hsin gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Sogar in Katar besinnt man sich zurück

Ein weiterer Beweis für das A380-Comeback ist die überraschende Kehrtwende bei Qatar Airways. Seit November sind fünf von insgesamt zehn Superjets der Wüsten-Airline wieder in Betrieb – trotz der Schelte des Chefs im Sommer. Der Grund: Bei Qatar herrscht wegen eines Problems der A350 Flugzeugknappheit. «Unglücklicherweise haben wir keine Alternative, als die A380 wieder zu fliegen», musste Al Baker einsehen.

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Nur die Lufthansa bleibt stur. Die A380 bleiben dort eingemottet. Emirates nimmt im November und Dezember derweil die beiden allerletzten je gebauten Superjumbos in Empfang. «Das ist ein sehr potentes Flugzeug, und wir werden es bis weit in die 2030er-Jahre hinein nutzen», sagt Emirates-Chef Tim Clark. Mehr als 50 Maschinen sollen bis Jahresende wieder 27 Ziele bedienen – fast so viele wie vor der Pandemie.

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