Neuer Name und 260 Jobs für das Atlantis
So baut der Milliardär aus Indien das Zürcher Luxushotel um

Der Inder Kabir Mulchandani hat das 5-Sterne-Hotel Atlantis in Zürich gekauft. Er hat grosse Pläne mit dem traditionsreichen Haus. Aber auch schon schmerzhafte Erfahrungen gemacht in der Schweiz – auf der Skipiste. BLICK hat ihn besucht.
Publiziert: 02.09.2020 um 18:58 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2020 um 11:38 Uhr
Patrik Berger

Kabir Mulchandani (47), Unternehmer im Immobilien- und Gastgewerbe und Vorsitzender der Hotelgruppe Five Holdings, steht auf der obersten Etage des derzeit leer stehenden 5-Sterne-Hotels Atlantis in Zürich. Locker gekleidet in Jeans, T-Shirt und Adidas-Turnschuhen. Einen Milliardär stellt man sich anders vor.

Der neue Eigentümer, einer der reichsten Inder, strahlt übers ganze Gesicht. «Schauen Sie sich diese Aussicht an. Einfach wunderbar», sagt er. «Das wird das neue Prunkstück des traditionsreichen Hauses werden. Diese Terrasse werden wir für die Öffentlichkeit zugänglich machen», freut er sich.

Er dürfte einen höheren dreistelligen Millionenbetrag für das Hotel bezahlt haben. Den genauen Kaufpreis behält er für sich. In einer Zeit, in der wegen Corona nicht klar ist, wann die internationalen Gäste wieder in die Schweiz reisen. Wenn sie überhaupt wieder kommen. Und wann Geschäftsreisen wieder so richtig anziehen, falls sie das – wegen des zunehmend aufkommenden und sich etablierenden Homeoffice – überhaupt tun. Mulchandani scheint davor keine Angst zu haben.

Kabir Mulchandani informiert die Medien über seine Pläne.
Foto: Patrik Berger
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«Grossartige Tradition»

«Die Corona-Krise ist irgendwann wieder überwunden. Dann sind wir gut aufgestellt», sagt er zu BLICK. Zudem sei die Schweiz ein guter Markt mit einer grossartigen Tradition im Luxustourismus. Eine erfrischend zuversichtliche Einschätzung in einer Zeit, in der eigentlich alles nur über die bevorstehende Schliessung von Hunderten Hotels spricht.

Mulchandani schafft im Atlantis, das noch einen neuen Namen bekommen wird, 260 neue Jobs. «In Zeiten von Corona ist es enorm wichtig, dass nicht nur Stellen abgebaut werden», sagt er. Die Tourismusbranche habe enorm gelitten. «Aber wir alle brauchen eine Beschäftigung. Nur zu Hause zu sitzen, ist extrem frustrierend.»

Es ist das erste Mal, das er mit seiner Hotelkette Five ausserhalb Dubais tätig wird. «Wir stehen finanziell gut da und wollen wachsen», sagt er. Man habe sich gefragt, wo die meisten Gäste herkommen, die Dubai besuchen. «Ganz klar aus Europa! Deshalb haben wir uns für Zürich entschieden», sagt er. «Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mit unserem Angebot die Hotellandschaft in Zürich bereichern können.»

«Etwas zu viel getrunken»

Mulchandani ist ein grosser Freund der Schweiz. «Ein wunderbares Land!», sagt er immer wieder. Und das, obwohl der Inder hierzulande nicht nur gute Erfahrungen gemacht hat. «Ich habe in Arosa Ski fahren gelernt und bin später in St. Moritz schwer gestürzt.» Die Folgen des Bruchs des Knies spürt er immer noch. Auf Nachfrage von BLICK gibt er zu: «Die Nacht vor der Abfahrt haben wir etwas zu viel getrunken.»

In den nächsten Monaten wird das Hotel gründlich umgebaut. Auf dem obersten Stock, dessen 2000 Quadratmeter für den Scheich Khalifa bin Hamad Al Thani reserviert waren, sollen eine neue Bar und Restaurants mit Sicht über die ganze Stadt entstehen. Der Scheich starb 2016 im Alter von 84 Jahren.

Bei den künftigen Zimmerpreisen hält sich Mulchandani noch bedeckt. «Grundsätzlich ist es mir egal, ob ein Gast 400 oder 600 Franken bezahlt», sagt er. Entscheidend sei, dass das Haus voll sei und sich die Gäste wohlfühlen. «Dann geben sie automatisch mehr aus.»

Mit Immobilien reich geworden

Kabir Mulchandani hat als junger Student das College abgebrochen. Und ist in das Geschäft des Vaters eingestiegen. «Ich bin in einer Unternehmerfamilie aufgewachsen, das hat mich geprägt», sagt er. So richtig Geld hat er mit Immobilien gemacht, bevor er in die Gastronomie wechselte.

«Das direkte Feedback der Menschen, die zufrieden ein Restaurant oder Hotel verlassen, gibt mir unglaublich viel.» Zum Ende des Gesprächs offeriert er den Journalisten noch ein Glas edlen Champagner. Zuvor gab es bereits üppige Häppchen und leckere orientalische Speisen. Das verstehe er unter Gastfreundschaft, sagt er noch, bevor er sich verabschiedet. Man nimmt es ihm ab. Und glaubt irgendwie, dass sein Projekt – Corona-Krise hin, üppige Hotel-Dichte in Zürich her, eine Chance haben wird.

Das Hotel am Fusse des Uetlibergs mit Aussicht auf das Stadtzentrum verfügt über 87 luxuriöse Suiten und mehrere Restaurants. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Besitzerwechseln. Zeitweise stand das Hotel leer. Es wurde besetzt oder als Unterkunft für Studenten genutzt. Diese Zeiten sind nun wohl definitiv vorbei.

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