Trotz CS-Übernahme
Die UBS-Aktie kommt einfach nicht vom Fleck

Seit März kommt die UBS an der Börse nicht in die Gänge. Ein Kurs von 30 Franken bleibt bis auf weiteres unerreichbar. Das hat Gründe.
Publiziert: 30.09.2024 um 19:59 Uhr

Auf einen Blick

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UBS-CEO Sergio Ermotti: In der Bank macht sich Katerstimmung breit.
Foto: Keystone
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Stefan Barmettler
Handelszeitung

Anfang Jahr, da waren die UBS-Granden noch in Festlaune. Eben war als Grossaktionär Cevian eingestiegen, was Sergio Ermotti und UBS-Präsident Colm Kelleher als starke Vertrauenskundgebung für ihre Bank sahen. Und dass Cevian-Mitgründer Lars Förberg bei Bloomberg TV verkündete, die UBS sollte mindestens so stolz wie Morgan Stanley bewertet sein, weckte das Nostalgiegefühl und Stolz. Denn Kelleher absolvierte einen Grossteil seiner Karriere bei Morgan Stanley, dem neuen Vorbild für die UBS.

Das war vor wenigen Monaten, heute ist die Euphorie in der Chefetage verklungen, Katerstimmung macht sich breit. Das liegt am Aktienkurs, der seit einem halben Jahr zwischen 25 und 28 Franken mäandert. Von den 50 Franken je Aktie, von der Cevian träumte, ist man weit entfernt. Der Börsenwert, der Ende 2023 die 100-Milliarden-Marke knackte, liegt heute bei knapp über 80 Milliarden Franken. Und das bei vielenorts steigenden Kursen.

Die Gründe für die enttäuschende Performance sind vielfältig. Die Bank hat aktuell wenig Prickelndes zu erzählen, sie liefert zwar ansprechende Resultate, aber ein starkes Wachstum etwa beim Neugeld fehlt. Umso schärfer reagiert die Aktie auf externe Faktoren, etwa aus den USA. Tauchen Morgan Stanley, Citi oder Bank of America, weil wieder Rezessionsgerüchte wabbern, ruckelt auch der UBS-Titel.

Doch es sind auch im Inland Kräfte am Wirken, welche die Aktie seit über einem halben Jahr unter 30 Franken halten. Dazu gehört die Finma n Bern. Kündigt ihr Chef Stefan Walter eine härtere Gangart gegen die Grossbank an, schwächelt der Aktienkurs. Richtig giftig wirds, wenn ein Mix Wirkung entfaltet: Marktkorrekturen in Amerika plus scharfe Worte von Walter.

Finma-Chef sieht in der UBS ein Klumpenrisiko

Das war bei den Kurseinbrüchen Ende Juli und Ende August der Fall: Weil in den USA Rezessionsängste die Runde machten, brachen die schweren Finanztitel ein, auch jener der UBS. Gleichzeitig gebärdete sich der Schweizer Regulator angriffslustig und kündigte «eine härtere Gangart» gegen die UBS an. Worauf die Aktie um 10 Prozent einbrach. Einen Monat später, als die Grossbankentitel unter negativen Arbeitsmarktdaten in den USA wackelten, pfefferte Walter nach: «Die UBS ist ein einzigartiges Klumpenrisiko.» Worauf die Aktie wieder abschmierte, diesmal um 8 Prozent.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Dabei geht es stets um die Frage der Kapitalausstattung, die Bern der UBS abverlangen will. Die Grossbank muss im Rahmen regulatorischer Ansprüche beim Eigenkapital ohnehin 19 Milliarden nachpolstern. Dann stehen weiter 5, 10 oder 20 Milliarden im Raum, die für die Kapitalausstattung der Auslandstöchter fällig werden könnten, wie die «Handelszeitung» vorrechnete.

Diese zusätzlichen Kapitalanforderungen hätten bei einer Einführung enorme Auswirkungen auf die Resultate der Bank. Auch da hat Walter klare Vorstellungen: «Grundsätzlich sollte die Bank den Wert der Auslandstöchter zu 100 Prozent mit Kapital absichern.» In der Vergangenheit waren es 60 Prozent gewesen. In diesem Punkt weiss Walter die SNB und auch die Finanzministerin hinter sich. 

Sorge vor erhöhten Kapitalanforderungen belastet

Ein massives Aufstocken wäre aber Gift für die Bank; es könnte ihre Dividende schmälern, die gemäss Sergio Ermottis Plänen steigen sollen. Und es könnte geplante Aktienrückkaufprogramme in Frage stellen. Ergo hält sich die Anlegerschaft zurück, bis die Zusatzkosten, welche der Bank aufgebürdet werden, definiert sind. Das kann lange dauern. 

Andreas Venditti, Bankenanalyst bei Vontobel, sagt: «Frühestens Anfang 2025 könnte es eine Indikation über die Höhe geben.» Zwar hat sich im Markt die Meinung gefestigt, dass die Eigenkapitalanforderungen in einem gewissen Ausmass erhöht würden. Nur viele Details, die höchst kursrelevant sind, bleiben ungeklärt: der Zeitrahmen der Aufstockung, die Art des zusätzlichen Kapitals, der Tochterfirma-Rabatt. Bis all diese Fragen geklärt sind, die schnell Dutzende Milliarden kosten, kann es Frühling werden. Vor allem in den Vorstellungen von Finma-Chef Walter, der Maximalforderungen stellt.

An einer Investorenkonferenz der Bank of America von vergangener Woche erklärte Ermotti dazu, dass das Management mit den Behörden hierzu «technische Diskussionen» führe. Über deren Ergebnis solle man nicht spekulieren, das sei zu früh. Die Unsicherheit bleibt also. Derweilen hielt Präsident Colm Kelleher im «Sonntagsblick» dagegen. «Es zeichnet sich ab, dass die Schweiz das bereits weltweit strengste Regime vor allen anderen Ländern weiter verschärfen wird», konterte er Stefan Walter. Zu hohe Kapitalanforderungen würden schliesslich die Wettbewerbsfähigkeit ersticken. «Wir müssten die Preise für unsere Produkte erhöhen.» Sprich: Kredite für Private und Firmen würden teurer.

Gute Nachrichten dringen nicht durch

In dieser diffizilen Lage gibt auch keinen Rückenwind von den Medien, im Gegenteil. Sie sind kritisch und ignorieren die Good News, wie Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse kürzlich erfahren durfte. Mit der «UBS Best of Switzerland Conference 2024» im thurgauischen Wolfsberg wollte sie ihre Treue zur Schweizer Wirtschaft beschwören. Als Beleg lüftete sie sogar ein über Jahr gehütetes Firmengeheimnis. So verriet sie, dass die Grossbank in der Schweiz eine Kreditsumme von 350 Milliarden Franken stehen habe und sie diese Summe stabil halten werde.

Doch die Journaille stürzt sich nicht auf diese News, sondern auf die Reduktion der Filialen, die Keller-Busse auch noch nannte. Nun hatten die Medien ihre Schlagzeile. «UBS-Schweiz-Chefin schliesst 85 Filialen», titelt SRF und 20 Minuten. Was sie freilich als News verkauften, war abgestandene Ware, denn Keller-Busse und Ermotti hatten seit März mehrmals die Schliessung von 85 Filialen angekündigt. 

Der nächste Tiefschlag gabs Tage später, als Swissmem eine Umfrage unter hiesigen Industriebetrieben publizierte, in der sich 23 Prozent der Befragten kritisch zur UBS äusserten. Geschlossene Filialen, angesäuerte Unternehmer und saftige Zitate vom Finma-Chef sind nicht die Meldungen, welche der Aktie frischen Schub verleihen.

Attraktiver Mix

Die Wall Street-Banken haben es da besser. Da hatte die US-Notenbank doch zur Risikominimierung 20 Prozent an zusätzlichem Eigenkapital für Grossbanken eingefordert. Doch J.P. Morgan, Goldman Sachs & Co warnten vor einer Verteuerung von Krediten und drohten mit Klagen. Nun scheint das Fed gemäss «Wall Street Journal» zurück zu krebsen und bloss noch einen Nachschlag von 9 Prozent zu verlangen. Eine Meldung, die den Anlegern schmeckte. Der Aktienkurs von UBS-Vorbild Morgan Stanley stieg seither um weitere 5 Prozent. Und der Abstand zur UBS noch grösser.

Noch ist das Rennen nicht gelaufen. Immerhin hat die UBS einen attraktiven Mix: Sie ist stärker in der Vermögensverwaltung, die weniger vom teuren Eigenkapital beansprucht. Bankexperte Venditti ist überzeugt: «Wenn die UBS ihre mittelfristigen Finanzziele erreicht, indem sie die Cost-Income-Ratio senkt und die Rendite steigert, und die Regulierung in einem vernünftigen Rahmen bleibt, dann sollte sie markant höher bewertet werden.» 

Ob sie dann die Statur von Morgan Stanley erreicht? Unwahrscheinlich, denn die Amerikaner sind vorab über Akquisitionen gewachsen, deren erfolgreiche Integration widerspiegelt sich in der stolzen Bewertung. Ermotti aber setzt nach der Übernahme der Credit Suisse auf internes Wachstum – ein mühseliges Unterfangen, das wenig Fantasien weckt. Die 50 Franken, die Cevian für die UBS-Aktien einfordert, liegen in weiter Ferne. 

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