Trotz Vollintegration
CS-Informatiker können auf einen Job bei der UBS hoffen

Die riesigen Informatikabteilungen von Credit Suisse und UBS werden zusammengelegt. Warum das für CS-Mitarbeitende keine schlechte Nachricht sein muss.
Publiziert: 16.07.2023 um 17:20 Uhr
Beat Schmid*

Mitte August ist D-Day. Dann will UBS-Chef Sergio Ermotti (63) bekannt geben, wie die fusionierte Grossbank definitiv aussehen wird. Dann wird klar sein, ob es die Schweizer Einheit der Credit Suisse noch geben wird oder nicht. Unabhängig davon, ob sie als eigenständige Bank weiterlebt oder nicht, wird sie ihre Informatiksysteme künftig von der UBS beziehen. Das bestätigen mehrere Quellen.

Was geschehen wird: Sämtliche Prozesse und Daten der Credit Suisse werden auf die Server und Datenbanken der UBS migriert. Doch was passiert nach Abschluss des wohl grössten Informatikprojekts, das die Schweiz je gesehen hat? Dann werden nicht nur Zehntausende Server und Arbeitsstationen eingemottet, dann braucht es auch Heerscharen von Informatikern und Systemadministratoren nicht mehr, die den riesigen Maschinenpark der CS in Schwung gehalten haben.

CS-PUK: Eine Flut von Indiskretionen?

Die Freiburger Mitte-Ständerätin Isabelle Chassot (58) hat diese Woche über die erste ordentliche Sitzung der PUK informiert – oder besser: nicht informiert. Unter Hinweis auf die Geheimhaltungspflicht wollte sie nicht sagen, wen die Kommission vorladen wird und welche Dokumente die Politikerinnen und Politiker einsehen können. Es ist aber davon auszugehen, dass sie die brisantesten Berichte zu lesen bekommen. Zum Beispiel die als geheim klassifizierten Finma-Berichte über diverse Enforcement-Verfahren bei der Grossbank.

Trotz oder vielleicht gerade wegen der verhängten Informationssperre dürfte das eine oder andere brisante Detail an die Öffentlichkeit gelangen. «Es ist mit einer Flut von Indiskretionen zu rechnen», sagt eine Person aus dem Umfeld der PUK. Überraschen würde es niemanden.

Die Freiburger Mitte-Ständerätin Isabelle Chassot (58) hat diese Woche über die erste ordentliche Sitzung der PUK informiert – oder besser: nicht informiert. Unter Hinweis auf die Geheimhaltungspflicht wollte sie nicht sagen, wen die Kommission vorladen wird und welche Dokumente die Politikerinnen und Politiker einsehen können. Es ist aber davon auszugehen, dass sie die brisantesten Berichte zu lesen bekommen. Zum Beispiel die als geheim klassifizierten Finma-Berichte über diverse Enforcement-Verfahren bei der Grossbank.

Trotz oder vielleicht gerade wegen der verhängten Informationssperre dürfte das eine oder andere brisante Detail an die Öffentlichkeit gelangen. «Es ist mit einer Flut von Indiskretionen zu rechnen», sagt eine Person aus dem Umfeld der PUK. Überraschen würde es niemanden.

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Ob die Fusion, wie manche Beobachter vermuten, zu einem Stellenmassaker in der Informatik führen wird, ist nicht so klar. Es könnte auch ganz anders kommen, ist aus dem Innern der Bank zu hören. Klar ist, dass es zu Entlassungen kommen wird, aber von den rund 4000 IT-Mitarbeitenden der CS in der Schweiz könnte etwa die Hälfte bei der UBS weiterbeschäftigt werden, sagt eine gut informierte Quelle.

Bei der Credit Suisse befinden sich aktuell rund 100'000 Server im Einsatz. Nach der Integration braucht es sie nicht mehr. (Symbolbild)
Foto: Shutterstock
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Der Grund dafür ist, dass bei der UBS etwa die Hälfte der IT-Fachleute keine Festangestellten sind. Sie sind sogenannte Contractors, die von grossen IT-Outsourcing-Unternehmen gemietet werden. Da man mit diesem Modell nicht nur gute Erfahrungen gemacht hat, sind viele Grosskonzerne dazu übergegangen, den Anteil an eigenen Mitarbeitenden wieder zu erhöhen.

Die UBS wäre dumm, sich diese Chance entgehen zu lassen

So auch die UBS. Der oberste IT-Chef der UBS, Mike Dargan (45), hat laut Quellen die Vorgabe erhalten, den Anteil der eigenen Informatiker auf 70 Prozent zu erhöhen. Durch die Übernahme der Credit Suisse kommt die UBS an einen Pool von IT-Cracks, aus dem sie schöpfen kann. Es wäre ausgesprochen dumm von der Bank, sich diese Chance entgehen zu lassen.

Die Zusammenlegung der IT-Plattformen wurde schon vor Jahren diskutiert. Tidjane Thiam (60), damaliger Chef der Credit Suisse, und Sergio Ermotti zeigten bereits 2016 Interesse am Aufbau einer gemeinsamen «Transaktionsbank». Die Gespräche zwischen den Bankchefs verliefen jedoch im Sand.

Das Problem: Eine der Grossbanken hätte ihre Informatik abschreiben müssen. Das wollten weder UBS noch Credit Suisse. Heute ist die Ausgangslage radikal anders. Die Credit Suisse wurde durch den Übernahme-Deal zum Dumpingpreis und die Wertlosigkeitserklärung der AT1-Anleihen praktisch auf unter null abgeschrieben.

Konkret geht die CS-Informatik in der UBS Business Solution AG auf. Diese wird zu einem der wichtigsten Konzernbereiche der UBS mit mehreren Zehntausend Mitarbeitenden. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen. Sie erbringt IT- und Business-Services für das Wealth Management, die Investment Bank, das Asset Management und das Schweizer Geschäft.

Die Monsterfusion der beiden riesigen IT-Abteilungen wird viele Kosten freisetzen. Je schneller sie zusammengeführt werden, desto schneller wird sich dies bemerkbar machen. Gemäss gut informierten Quellen kostet allein der Betrieb der CS-Informatik rund zwei Millionen Franken pro Tag. Gelingt es, die Integration der Systeme in zwei statt wie geplant in vier Jahren zu realisieren, ergeben sich Einsparungen von knapp 1,5 Milliarden Franken. Geschwindigkeit ist also entscheidend.

Kostenersparnis von 40 Prozent

Die Synergien sind enorm. Die Kosten für das Gesamtsystem dürften nicht wesentlich höher sein als heute für den Betrieb der UBS. Gut informierte Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 40 Prozent der kombinierten IT-Kosten eingespart werden können. Dies entspricht rund zwei Milliarden Franken pro Jahr.

Nach der Zusammenlegung der IT-Systeme könnte die UBS Business Solutions AG auch Informatik-Dienstleistungen für andere Banken anbieten, sagt eine Quelle. Sollte es dazu kommen, ist es denkbar, dass sich die UBS Services AG für weitere Aktionäre öffnet. Auch ein Börsengang wäre denkbar.

Die Zusammenlegung der IT-Systeme erfolgt unabhängig von der Entscheidung, ob die CS Schweiz eigenständig bleibt oder nicht. Kommt es zu einer vollständigen Integration des Schweizer Retail- und Firmenkundengeschäfts in die UBS, wird es in der Schweiz zu einem dramatischen Stellenabbau kommen. Dieser wird deutlich grösser sein als der Stellenabbau durch die Zusammenlegung der IT-Systeme.

* Der Journalist Beat Schmid schreibt im SonntagsBlick über Finanzthemen. Er ist Herausgeber des Online-Mediums tippinpoint.ch

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