UBS-Schockstudie zeigt
Starker Franken kostet 52'000 Jobs!

Die Industrie ächzt unter dem starken Franken: 52000 Arbeitsplätze sind seit 2007 nicht geschaffen worden, weil die Währung überbewertet ist. Dennoch: Vom Lichterlöschen ist die Schweizer Industrie weit entfernt.
Publiziert: 14.07.2016 um 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:20 Uhr
Die Schweizer Industrie behauptet sich: Das deutsche Unternehmen Man produziert mitten in Zürich Kompressoren.
Foto: GAETAN BALLY
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Guido Schätti

«Die grösste Bedrohung für Industrieunternehmen ist heute der Schweizer Franken.» Was sich anhört wie das Dauer-Lamento der Gewerkschaften, stammt von der UBS. Die Ökonomen der Grossbank haben nachgerechnet: Seit 2010 sind in der Schweiz 52000 Industriejobs nicht geschaffen worden, weil der Franken überbewertet ist.

Seit 2007 hat sich der Euro zum Franken um rund 35 Prozent abgewertet. Der zuvor erfolgte Aufschwung in der Industrie wurde abgewürgt. 6000 Stellen wurden in den letzten sechs Jahren abgebaut. Und 52'000 Jobs wurden nicht geschaffen. Zu dieser Zahl kommen die UBS-Ökonomen durch einen Vergleich mit der deutschen Industrie. Dank schwachem Euro kann sie von der Wertwirtschaft und vom schwachen Euro. 

300'000 Jobs in 30 Jahren futsch

Dennoch: Die Ängste vor einer schockartigen Deindustrialisierung der Schweiz sind gemäss der UBS-Studie übertrieben. Denn im Vergleich mit anderen Ländern schlägt sich die Schweizer Industrie beachtlich. Den grossen Strukturwandel hat sie breit hinter sich. 

Die grössten Einschnitte erlebte die Industrie in den 1970-er und den 1990-er Jahren. Von 1970 bis 2000 gingen 300'000 Industriejobs verloren. In den letzten 20 Jahren wurden hingegen kaum mehr Jobs abgebaut. «Somit ist die Deindustrialisierung in den letzten 20 Jahren zum Stillstand gekommen», schreibt UBS-Ökonom Alessandro Bee.

Seit dem Jahr 2000 hat die Schweizer Industrie ihren Wertschöpfungsanteil an der Gesamtwirtschaft sogar leicht gesteigert. In den meisten anderen Ländern hat die Industrie hingegen Federn gelassen. Der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung liegt in der Schweiz bei 19 Prozent. Mit 23 Prozent hat die deutsche Industrie allerdings einen höheren Anteil. 

Erfolgsbeispiel Nespresso

Allerdings hat sich die Struktur der Industrie massiv verändern. Fast die Hälfte der Industriejobs in der Schweiz sind heute Bürojobs. Forschung, Marketing, Administration und Management werden im Vergleich zur Produktion immer wichtiger. So genannte «Blue Collar"-Jobs sterben aus. Hinzu kommt: Die Sparten Pharma und Uhren werden immer wichtiger, die Maschinen-, Metall- und Elektroindustrie befindet sich ebenso im Rückwärtsgang wie die Chemie. 

Dafür steigen neue Bereiche auf. Als Beispiel für eine erfolgreiche Reindustrialisierung nennen die UBS-Ökonomen die Nestlé-Tochter Nespresso: «Ihr ist es gelungen, mit innovativen Produkten und Geschäftsmodellen neue Marktsegmente zu begründen.» Nespresso produziert sämtliche Kapseln für den Weltmarkt in der Schweiz. Das gilt auch für die neue Vertuo-Linie. 

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