UBS-Vorsorge-Studie warnt
«Mit Kindern wird es richtig schwierig»

Teilzeitarbeit kann grosse Auswirkungen auf die Altersvorsorge haben. Sie verschärft auch die Finanzierungslücke in der AHV. Eine UBS-Studie zeigt nun: Gerade die teuren Kita-Kosten sind ein Problem für die Vorsorge.
Publiziert: 25.01.2024 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2024 um 14:00 Uhr
Teilzeitarbeit kann für die Altesrvorsorge ein Problem darstellen.
Foto: KEYSTONE
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Teilzeitarbeit liegt im Trend und das nicht nur bei Eltern. Das hat zum Teil erhebliche Folgen für die Altersvorsorge, wie eine Studie der UBS zeigt. Teilzeitarbeit senkt einerseits die Einzahlungen in die berufliche Vorsorge. Sie kann sich aber auch negativ auf die zukünftige Lohnentwicklung auswirken. Zudem hat die steigende Teilzeitarbeit negative Auswirkungen auf die umlagefinanzierte AHV.

Gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) arbeiteten 2022 rund 30 Prozent der alleinstehenden Frauen ohne Kinder Teilzeit, bei den Männern waren es etwa 15 Prozent. Während Väter nicht häufiger Teilzeit arbeiten als Männer ohne Kinder, führt die Mutterschaft bei Frauen zu einer Veränderung der Erwerbstätigkeit. Rund ein Fünftel der Mütter ist nicht erwerbstätig. Von den erwerbstätigen Müttern arbeiten 80 Prozent Teilzeit mit einem durchschnittlichen Pensum von rund 60 Prozent. 

Kita-Kosten verhindern Vollzeitarbeit

Wie gross die Vorsorgelücke ausfällt, hängt stark vom Haushaltstyp ab. Die UBS-Ökonomen haben hierfür alleinstehende Personen ohne Kinder mit Ehepaaren mit zwei Kindern verglichen. Während Teilzeitarbeit bei Alleinstehenden ohne Kinder meist zu überproportionalen Vorsorgelücken im Vergleich zur Pensumsreduktion führt, ist dies bei Paaren nicht immer der Fall. «Interessanterweise kann Teilzeit im Zusammenhang mit einkommensabhängigen Kita-Subventionen dazu führen, dass kaum Rentenlücken entstehen», erklärt Elisabeth Beusch, Ökonomin bei UBS. 

Grundsätzlich sei die «Kinderbetreuung in der Schweiz unsäglich teuer», so Beusch. «In der Stadt Zürich bezahlt man ohne Subventionen fast 36'000 Franken Vollzeitbetreuung für ein Kind. Kinder ziehen entsprechend das Sparvolumen massiv nach unten.» Das gelte bereits bei einer geringen Pensumsreduktion. Arbeiten beide Eltern 100 Prozent und müssen hohe Kita-Gebühren zahlen, können sie weniger auf die Seite legen. «Mit Kindern und Vollzeit wird es richtig schwierig», so Beuschs Fazit. Das erhöhe den Anreiz für Eltern, Teilzeit, statt Vollzeit zu arbeiten. Ansonsten fehlen beispielsweise Ersparnisse für den Aufbau einer 3. Säule. 

AHV-Finanzierungslücke von 600 Milliarden Franken

Die Teilzeitarbeit verstärkt die Finanzierungslücke in der AHV. Diese beträgt auch nach der Reform AHV 21 noch etwa 600 Milliarden Franken. Würden gerade Frauen ihre Pensen erhöhen, könnte diese Lücke leicht verkleinert werden. Falls gleichzeitig jedoch die Männer, die im Schnitt mehr verdienen, ihre Pensen reduzieren, würde die Lücke wiederum grösser, erklärt UBS-Ökonomin Jackie Bauer. 

Gerade bei den über 55-Jährigen sinkt die Erwerbsquote deutlich. Das geschieht nicht immer freiwillig. Viele Leute finden in diesem Alter keine Festanstellung mehr. Ein höheres Pensum ab 55 hätte jedoch nur einen geringen Vorsorgeeffekt. Trotz der prozentual höheren Lohnbeiträge im Alter, bringt es Frauen mehr, bereits in jüngeren Jahren das Pensum aufzustocken, so Bauer. Dann können sie mit einer positiveren Lohnentwicklung rechnen. 

Viel mehr einschenken würde bei der Schliessung der Rentenlücke beispielsweise das Rentenalter 67, sagt UBS-Ökonomin Veronica Weisser. «Strukturelle Reformen sind unerlässlich, um die AHV langfristig zu finanzieren», so Weisser. «Dazu gehört beispielsweise ein höheres Rentenalter.» 

Junge Generation als Netto-Zahler bei der AHV

Während die heutigen Rentner im Schnitt deutlich weniger in die AHV einzahlen, als sie später beziehen, dürfte dieses Verhältnis künftig kippen. «Angehörige der jungen Generation sind Netto-Zahler bei der AHV», sagt UBS-Ökonomin Veronica Weisser. Sie rechnet aufgrund der Finanzierungslücke künftig mit Steuererhöhungen, damit die wachsenden Kosten gestemmt werden können. Hinzu kommen die höhere Mehrwertsteuer sowie steigende Lohnbeiträge. 

Aktuell beziehen Schweizerinnen und Schweizer in ihrer Vorsorge im Schnitt Netto-Leistungen von 750'000 Franken. Bei Alleinstehenden sind es gar 950'000 Franken. Das heisst, sie beziehen in ihrem Leben viel mehr an Vorsorgeleistungen vom Staat, als sie über ihr gesamtes Leben einbezahlt haben. 

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