Uhrenkönig vermisst Wertschätzung in der Schweiz
Hayek lässt Dampf ab

Eigentlich hat Swatch-Boss Nick Hayek keinen Grund, hässig zu sein: Sein Uhren-Imperium tickt wieder richtig gut. Doch der fehlende Respekt vor der Industrie geht ihm auf die Nerven.
Publiziert: 14.03.2018 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:03 Uhr
Klassiker: Swatch-CEO Nick Hayek zieht während der Pressekonferenz an einer Zigarre.
Foto: ANTHONY ANEX
Konrad Staehelin

Je reicher die Reichen in China sind, desto besser geht es Chef Nick Hayek (63). Vor allem dank der wiedererweckten Lust der Asiaten auf Luxusgüter ist sein Swatch-Konzern im letzten Jahr um 5,4 Prozent gewachsen. Der Patron lässt sich den Erfolg mit 7 Millionen Franken entlöhnen – das sind über 11 Prozent mehr als im Vorjahr.

Doch das sind nur Brosamen, wenn man es mit den Dividenden vergleicht, die der Hayek-Clan einstreicht: 92 Millionen Franken – ebenfalls ein Plus von 11 Prozent gegenüber 2016. Heisst: Jetzt wird es auch auf den Konten der Aktionäre sichtbar, dass die Uhrenindustrie ihre Krise der letzten Jahre überwunden hat und die Swatch-Gruppe vorwärtsmacht.

Nicht nur ein paar alte Männer

Doch Geld allein macht nicht glücklich. Auch Wertschätzung braucht es. Und die vermisst Uhrenkönig Hayek, als er den Medien gestern am Hauptsitz der Swatch-Tochter Omega in Biel BE die guten Zahlen fürs letzte Jahr präsentiert.

Uhrenkönige: Marc Hayek (r.) und sein Onkel Nick.
Foto: ANTHONY ANEX

Hayek lässt Dampf ab: «Viele Schweizer meinen, in unserer Branche sitzen ein paar alte Männer an ihren Werkplätzen und schrauben an Uhren rum», ruft er aus. «Dabei sind wir eine der innovativsten Industrien im Land.» Überall im Ausland träume man davon, so viele kleine, spezialisierte Firmen wie die Schweiz mit ihrer Uhrenbranche zu haben.

«Wir sind gut in der Mikrotechnologie, haben hervorragende mechanische Fähigkeiten», wirbt Hayek.

20 Milliarden Wertschöpfung

«Manchmal denke ich, die Schweizer kapieren nicht, was sie an der Uhrenindustrie haben.» Neben einem weltweiten Image ist diese für eine Wertschöpfung von rund 20 Milliarden Franken pro Jahr und 60'000 Arbeitsplätze verantwortlich.

Unterstützung erhält der Patron von seinem Neffen Marc Hayek (47), der ebenfalls in der Swatch-Teppichetage arbeitet: «Hier in der Uhrmacher-Region sehen die Leute die Bedeutung der Industrie. Aber vielerorts im Rest der Schweiz verstehen sie nicht, wie viele Jobs die Branche garantiert.»

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Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich stand in diesem Artikel, Swatch habe die Preise wegen des Frankenschocks zulasten der Marge gesenkt, um Arbeitsplätze zu sichern. Dies entspricht aber nicht der Wahrheit – offensichtlich hat der Autor des Texts hier Nick Hayek missverstanden. Nach Intervention von Swatch («Wir haben unsere Preise nie gesenkt, und erst gar nicht in einer solch massiven Dimension.») wurde die entsprechende Textpassage angepasst. (16.3.2018)

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