Ungleichheit steigt – Geringverdiener müssen 82 Prozent ihres Einkommens für Lebensunterhalt aufbringen
Grosse Studie gibt Einblicke in die Armut in der Schweiz

Alltagsausgaben und Wohnkosten drücken schwer auf das Portemonnaie der ärmsten Menschen in der Schweiz. Eine neue, grosse Studie mit Daten von drei Millionen Menschen in der Schweiz zeigt die steigende Ungleichheit auf.
Publiziert: 23.05.2024 um 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 23.05.2024 um 11:53 Uhr
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Die Lebenshaltungskosten verstärken laut einer Studie Ungleichheiten in der Schweiz. Während die zehn Prozent der Spitzenverdiener im Schnitt 31 Prozent ihres Einkommens für die Lebenshaltung ausgeben, sind es der Studie zufolge bei den zehn Prozent der Menschen mit niedrigstem Einkommen im Schnitt 82 Prozent.

Für die Untersuchung in der Zeitschrift «Social Change Switzerland» werteten das Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften (Fors), die Berner Fachhochschule und die Universität Bern Daten von drei Millionen Personen in der Schweiz aus, wie es in einer Mitteilung des Fors vom Donnerstag hiess.

Insbesondere die Alltagsausgaben und Wohnkosten tragen demnach zu einer Verschärfung der Ungleichheit bei. Direkte Steuern und Prämienverbilligungen federn diese Mechanismen teilweise ab.

Die zehn Prozent der Menschen mit dem niedrigsten Einkommen in der Schweiz geben im Schnitt 82 Prozent für Lebensunterhaltskosten aus.
Foto: Keystone

Erste Studie dieser Art

«Die Analyse der Lebenshaltungskosten ist wichtig – insbesondere in einem teuren Land wie der Schweiz», schrieben die Autorinnen und Autoren in der Studie. Bisher sei aber für die Schweiz keine entsprechende Studie vorgelegen.

Um zu quantifizieren, inwiefern diese Unterschiede zu Ungleichheiten beitragen, verwendeten die Forschenden den sogenannten Gini-Index. Dieser ist ein Mass für Ungleichheit einer Verteilung, die vom Statistiker Corrado Gini entwickelt wurde. Der Gini-Koeffizient nimmt den Wert 100 bei absoluter Ungleichverteilung und den Wert 0 bei einer Gleichverteilung an.

Betrachtet man lediglich die Einkommensverteilung in der Schweiz, ergibt sich laut der Studie ein Gini-Koeffizient von 31,3 Punkten. Schliesst man die Lebenshaltungskosten mit ein, erhöht sich dieser Koeffizient um 10,9 Punkte.

Umfangreiche Daten

Für ihre Berechnungen verwendeten die Forschenden Daten des Bundesamts für Statistik zu Lebenshaltungskosten und Steuerdaten der Kantone Aargau, Bern, Genf, Luzern, St. Gallen und Wallis für das Jahr 2015, die für eine andere Studie entsprechend aufbereitet worden waren. Damit konnten die Forschenden nach eigenen Angaben die finanzielle Situation von rund 45 Prozent der Schweizer Bevölkerung unter 65 Jahren abbilden.

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