Unmut in der Führungsetage
Dem Migros-Chef Irminger droht ein Machtverlust

Vertreter der Migros Zürich begehren gegen Unternehmensleiter Mario Irminger auf. Er soll aus der Verwaltung des Genossenschafts-Bundes zurücktreten.
Publiziert: 28.09.2023 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2024 um 09:36 Uhr

Mit derart kritischen Delegierten hatten die Migros-Manager offensichtlich nicht gerechnet. Die Verantwortlichen hatten die Medienmitteilung bereits vorbereitet und mit folgender Überschrift verschickt: «Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes wird verkleinert.» Kurz darauf kam eine Korrektur. Denn die Delegierten hatten die Verkleinerung abgelehnt. Die notwendigen zwei Drittel Ja-Stimmen kamen nicht zustande.

Das bringt die Pläne der Migros-Führung durcheinander. Denn mit der Gründung der neuen Supermarkt AG soll ein von 23 auf 14 Personen verkleinerter Verwaltungsrat einhergehen. Mit dieser Einheit will die Migros-Spitze den Grossverteiler auf Effizienz trimmen und den seit Jahren anhaltenden Verlust von Marktanteilen im Kerngeschäft stoppen.

Austritt aus MGB-Verwaltung gefordert

Warum sträuben sich die 100 Delegierten aus allen Migros-Genossenschaften gegen den wichtigen Schritt hin zu neuen Strukturen? Laut einem Anwesenden ging es um die Person des Migros-Chefs Mario Irmiger. Der im Mai angetretene Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) soll wie bisher in der MGB-Verwaltung Einsitz nehmen. Dazu erhält er neu auch den Posten als Verwaltungsrats-Vizepräsident der Supermarkt AG.

Migros-Chef Mario Irminger gibt mit der Gründung der Supermarkt AG bereits viel Macht ab. Nun könnte er bald noch mehr an Einfluss verlieren.
Foto: Alex Spichale
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Dagegen wehrten sich Delegierte der Genossenschaft Zürich. Sie führten Governance-Standards ins Feld und forderten, dass Irminger aus der MGB-Verwaltung austritt. Dass die Genossenschaft Zürich aufbegehrt, ist kaum ein Zufall. Sie gilt als Verliererin des Umbaus und hat in der zentralen Supermarkt-Einheit keine Vertreter.

Nun droht Irminger ein Machtverlust. Dabei hat er im Vergleich zu seinem Vorgänger Fabrice Zumbrunnen bereits weniger Einfluss. Das Marketing inklusive Einkauf und damit rund 700 Mitarbeitende gehen vom MGB in die Supermarkt AG über. Diese Einheit führt Peter Diethelm. Er hat damit im Kerngeschäft das Sagen.

Eine Quote für die Romandie?

Im November wird die Delegiertenversammlung erneut über die Verkleinerung der MGB-Verwaltung abstimmen. Diesmal dürfte die Konzernzentrale einen neuen Vorschlag unterbreiten. Wird Irminger auf einen Sitz in der MGB-Verwaltung verzichten? Die Migros-Medienstelle schreibt dazu: «Das Traktandum der Verkleinerung der Verwaltung wird momentan noch evaluiert.»

Ein Sprecher bestätigt, dass neben der Frage, ob der Präsident der Generaldirektion in der Verwaltung einen Sitz haben soll, auch der Punkt einer angemessenen Vertretung der Sprachregionen zur Diskussion stand. Eine Quote für die Romandie dürfte machbar sein. Wenn aber der Präsident der MGB-Generaldirektion aus der Verwaltung fliegt, wäre das ein Paradigmenwechsel.

Am 11. November werden die Delegierten zudem über die Gründung der Supermarkt AG abstimmen. Insider erwarten dazu ein Ja. An der jüngsten Versammlung habe es keine Voten gegen das Konstrukt gegeben – im Gegenteil. Später werden noch die zehn Genossenschaftsräte über die Supermarkt AG befinden. Auch von dort dürfte kaum Opposition kommen. Alles andere als ein Abnicken akzeptiert das Management offenbar aber auch nicht. «Falls nicht alle zustimmen, wird mit den betreffenden Organen der Dialog gesucht», sagt der Migros-Sprecher.

Artikel aus der «Bilanz»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Bilanz» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du unter bilanz.ch.

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