US-Notenbank senkt Zins erstmals seit 2008
Warum Trump trotzdem wettert

In den letzten Jahren hoben die US-Währungshüter die Leitzinsen häppchenweise an. Jetzt aber machen sie einen Schritt zurück. Was das für die Zukunft heisst und warum Trump wettert, obwohl auch er eine Zinssenkung forderte.
Publiziert: 01.08.2019 um 14:24 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2019 um 15:48 Uhr
Am Mittwoch beschlossen die US-Währungshüter eine Zinssenkung. Zum ersten Mal seit über zehn Jahren!
Foto: Keystone
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Mit sieben zu zwei Stimmen haben sich die US-Währungshüter am Mittwoch für eine Zinssenkung entschieden. Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren! Neu liegt der Leitzins um 0,25 Prozent tiefer bei einer Spanne von 2 bis 2,25 Prozent. Die Verkündigung war zwar keine Überraschung, aber dennoch ein Ausrufezeichen. Nach vier Zinserhöhungen im vergangenen Jahr hat die Zentralbank um Fed-Chef Jerome Powell nun einen Schritt zurückgemacht.

Möglicherweise war es erst der erste von mehreren. Eine Serie von Zinssenkungen sei aber nicht zu erwarten, das hielt Powell in seiner Rede klipp und klar fest. Dass der US-Index Dow Jones nach Powells Erklärungen um 500 Punkte fiel, dürfte mit dieser Euphorie-Warnung an die Märkte zusammenhängen. Reagiert hat auch der Dollar – es ging deutlich aufwärts für die US-Währung.

Handelskonflikte beunruhigen

Was steckt hinter der Zinswende? Einerseits seien es die Handelskonflikte, die verunsichern, andererseits das langsamere globale Wirtschaftswachstum. Es gehe darum, «angemessen zu handeln», um den Aufschwung der US-Wirtschaft «zu erhalten», erklärte Powell die Fed-Überlegungen. Immerhin: Die US-Konjunktur schätzt er als robust ein, mögliche Risiken seien global. Die Zinssenkung ist denn auch eher eine vorbeugende Massnahme. Eine «Versicherung» gegen eine mögliche Wachstumsabkühlung, wie Powell erklärte.

Eine weitere Erklärung für die Zinssenkung liefert Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe. Er vermutet in seiner Einschätzung, dass sich die Fed «mehr denn je» vor einer Rezession fürchte. Sollte dieses Szenarium eintreten, dann wäre ihr Reaktionsspielraum relativ beschränkt. Denn die Zinsen sind jetzt schon tief. Die Folge: «Im Falle einer schwerwiegenden wirtschaftlichen Krise müsste auch die Fed rasch über unkonventionelle Mittel nachdenken», so Gitzel. Mit der aktuellen Zinssenkung dürfte die Fed frühzeitig handeln, um Schlimmeres zu verhindern und dann in Zugzwang zu geraten.

Trump unzufrieden

Grössere Sorgen um die US-Wirtschaft macht sich offenbar US-Präsident Donald Trump. Er fühle sich von Fed-Chef Powell im Stich gelassen, wettert er auf Twitter.

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Trump wünscht sich eine stärkere Zinssenkung. Diesen Wunsch äusserte er zuletzt via Twitter auch am Montag. Das sei nötig, um die um die Wettbewerbsfähigkeit der USA zu stärken. Die US-Notenbank aber handelt – wie auch die Schweizerische Nationalbank – unabhängig von der Politik. Kritiker befürchten aber, dass sich Powell und seine Fed-Kollegen schon beim Entscheid vom Mittwoch zu stark von Trump beeinflussen liessen.

Möglicherweise sorgt sich Trump auch um sich selbst. Er hat den Amerikanern nämlich ein Wirtschaftswachstum von 3 Prozent versprochen. Ein Versprechen, das ihm im bevorstehenden Wahlkampf für die nächsten Präsidentschaftswahlen noch teuer zu stehen kommen könnte, wenn er es denn verpassen sollte. Neueste Zahlen deuten bereits in diese Richtung. Demnach lag das Wachstum im zweiten Quartal nur noch bei 2,1 Prozent.

Tiefere Zinsen, neuer Schwung

Was bringt eine Zinssenkung? Sinkt der Zinssatz, verbilligen sich Kredite. Firmen können dann leichter investieren. Gleichzeitig müssen viele Bürger weniger für ihre Schulden ausgeben und haben damit mehr Einkommen zur Verfügung für ihren Konsum. Kurzum: Die Wirtschaft erhält neuen Schwung. In den USA hat sich das Wachstum zuletzt verlangsamt. (jfr)

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