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Vegetarier entfachen Werbestreit um Fleischkonsum
«Verantwortungsvolle Eltern ernähren sich vegan»

Tierfreunde stecken 100’000 Franken in eine Kampagne, die den Verzicht auf tierische Erzeugnisse propagiert – und sie verlangen, dass keine Steuergelder mehr in die Fleischwerbung fliessen.
Publiziert: 28.07.2019 um 09:51 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2020 um 22:25 Uhr
Thomas Schlittler

Am Bahnhof, in Social Media, vor dem Fernseher: Überall werden wir dieser Tage mit Werbung konfrontiert, die uns sagt, was wir auf den Grill werfen sollen.

Konzerne wie Coop («Jetzt isch tsch tsch»), Migros («#Grillitarier») und Bell («Grill your Bill») werben mit riesigen Kampa­gnen für Fleisch.

Das gefällt nicht allen.«Dass für Fleisch Werbung gemacht wird, finden wir mehr als problematisch», sagt Danielle Cotten, Sprecherin von Swissveg, der grössten Interessenvertretung vegetarisch und vegan lebender Menschen in der Schweiz.

Am Bahnhof, auf Social Media, vor dem Fernseher: Überall werden wir dieser Tage mit Werbung konfrontiert, die uns sagt, was wir auf den Grill werfen sollen.
Foto: Thomas Meier
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Fleischwerbung vom Bund subventioniert

Wurstwaren und rotes Fleisch könnten gesundheitsgefährdend sein und gehörten deshalb nicht in die Werbung, findet Cotten. Besonders stossend sei zudem, dass Proviande, die für Werbung zuständige Organisation der Schweizer Fleischwirtschaft, vom Bund auch noch subventioniert werde – und zwar mit rund sechs Millionen Franken pro Jahr.

Cotten: «Ein Produkt, das so klimaschädlich ist wie Fleisch, sollte sicher nicht noch mit Steuergeldern gefördert werden.»

Am 3. Juli 2019 hat Swissveg der Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Nationalrats einen Brief mit der entsprechenden Forderung geschrieben: Keine öffentlichen Gelder für Fleischwerbung!

Kampf um Werbeflächen

Doch nicht nur auf politischer Ebene sagt Swissveg der Fleischlobby den Kampf an. Auch die Werbeflächen überlässt die Organisation nicht kampflos den Detailhändlern. An Bahnhöfen wirbt sie derzeit mit riesigen Plakaten für einen gänzlichen Verzicht auf tierische Erzeugnisse. «Es ist die bisher grösste und Ressourcen-intensivste Kampagne von Swissveg», so Cotten. Die Gesamtkosten beliefen sich auf über 100000 Franken.

Auf einem Plakat ist etwa zu lesen: «Verantwortungsvolle Eltern ernähren sich vegan.» Cotten sagt dazu: «Es ist unsere Absicht, etwas zu provozieren und Menschen dazu zu bringen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.»

Die Fleischlobby gibt sich auf Anfrage diplomatisch: «Ob sich jemand vegan oder vegetarisch ernährt, ist jedem und jeder Person selber überlassen. Das gilt auch für Eltern», sagt Regula Kennel von Proviande.

Grillwerbung mit Gemüse

Und sie dreht den Spiess um: «Allerdings sind Eltern dann nicht mehr verantwortungsvoll, wenn sie ihre Kinder rein vegan ernähren.» Tierische Proteine, Vitamin B12 und B2 und ­Eisen seien für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen von zentraler Bedeutung.

Die Positionen könnten nicht weiter voneinander entfernt sein. Immerhin gibt es auch versöhnliche Töne. Cotten: «Es gibt dieses Jahr auch Grillwerbung mit Gemüse! Das freut uns sehr.»

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