Verdacht auf weitere versteckte Zahlungen
Pierin Vincenz erneut im Visier des Staatsanwalts

Noch ist der Fall Pierin Vincenz vor Gericht nicht abgeschlossen, da ermittelt die Staatsanwaltschaft erneut. Dieses Mal wegen versteckter Zahlungen im Zusammenhang mit einer Kapitalerhöhung bei Leonteq.
Publiziert: 09.07.2023 um 12:31 Uhr

Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat im Fall um den ehemaligen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz (67) neue Ermittlungen aufgenommen. Es bestehe der Verdacht, dass sich Vincenz und sein Berater Beat Stocker (63) heimlich Geld auszahlen liessen, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.

Und zwar vom heutigen Chef der Finanzprodukteanbieterin Leonteq, Lukas Ruflin (48), und deren Gründer Jan Schoch (46). Ruflin und Schoch verkauften im Rahmen einer Kapitalerhöhung 2014 der Raiffeisen-Gruppe Bezugsrechte.

Teure Kapitalerhöhung

Dem Artikel zufolge geht es um den Verdacht heimlicher Geldflüsse im Zusammenhang mit einer Kapitalerhöhung von Leonteq. Am 24. Juli 2014 hatte Leonteq bekannt gegeben, das Kapital um 20 Prozent zu erhöhen. In der Folge stürzte die Aktie um 14 Prozent ab. Schon damals gab es Vermutungen, der Preis für die Bezugsrechte neuer Aktien könnte viel zu hoch sein. Was auch einen Teil des Kursrutsches erklären könnte.

Pierin Vincenz (links) und sein Anwalt Lorenz Erni verlassen das Gericht nach der Urteilsverkündigung im April 2022.
Foto: STEFAN BOHRER
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Für den Verkauf der Bezugsrechte an Raiffeisen erzielten Schoch und Ruflin rund 20 Millionen Franken. Ein Teil der Gelder soll als unzulässige Rückvergütung, sogenannte Kickbacks, an Vincenz und Stocker geflossen sein.

Sollte sich der Verdacht heimlicher Geldflüsse erhärten, ginge es laut Staatsanwaltschaft um Betrug und ungetreue Geschäftsbesorgung. Die Staatsanwaltschaft betonte, dass alle Beteiligten auch entlastet werden können und die Unschuldsvermutung gelte. Ruflin, Schoch und Stocker wussten bisher nichts von den Ermittlungen und bestritten jegliche Schuld.

Neues Licht auf den Vincenz-Prozess

Der Anwalt von Stocker sagt dazu in der Zeitung: «Wir haben weder Kenntnis von der erwähnten Kapitalerhöhung noch von einem Strafverfahren. Herr Stocker hatte nie etwas mit dem Thema Leonteq zu tun.»

Die neuen Ermittlungen lassen den Vincenz-Prozess in neuem Licht erscheinen: Im April vergangenen Jahres waren der Ex-Raiffeisen-Boss und Beat Stocker wegen Betrugs, des versuchten Betrugs, der Veruntreuung, ungetreuer Geschäftsbesorgung und Urkundenfälschung vor dem Bezirksgericht Zürich schuldig gesprochen worden.

Vincenz wurde zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Er muss zudem eine bedingte Geldstrafe von 840'000 Franken zahlen.

Sein Geschäftspartner Beat Stocker wurde zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Dazu kommt eine bedingte Geldstrafe von 480'000 Franken. Zudem haben die geschädigten Firmen Raiffeisen und Aduno Schadenersatz-Forderungen in noch unbestimmter Höhe gestellt.

Allerdings sind diese Urteile noch nicht rechtskräftig, sowohl Staatsanwaltschaft als auch die Verurteilten haben Berufung eingelegt. Dieser Berufungsprozess vor dem Zürcher Obergericht könnte in rund einem Jahr beginnen. (koh)

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