Vergleich mit Nachbarländern: Wir sind lockerer – und haben am meisten Corona-Fälle
Nirgends kann man einfacher einreisen als in die Schweiz

Die Schweiz geht mit Ferienrückkehrern deutlich lockerer um als die Nachbarländer. Dabei füllen die Schweizer, die den Sommer im Kosovo, Griechenland oder Spanien verbracht haben, gerade die Spitäler.
Publiziert: 02.09.2021 um 16:14 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2021 um 16:45 Uhr
Nicola Imfeld

Die Ferienrückkehrer bereiten der Schweiz Sorge. Sie schleppen das Virus aus Feriendestinationen wie Griechenland oder Spanien in die Heimat ein, wie die Task-Force des Bundes bestätigt hat. Insbesondere die Doppelbürger, die aus dem Kosovo zurückkehren, haben zuletzt die Berichterstattung dominiert. Sie erzählten im Blick von wilden Partys und Mega-Hochzeiten in Pristina, wo die Impfquote besonders tief ist – fast immer sei ohne Masken und Abstand gefeiert worden. Einige müssen gar mit der Rega ausgeflogen werden.

Dass an den Flughäfen nur lasch kontrolliert wird, wie Blick diese Woche aufgedeckt hat, ist die eine Sache. Doch anders als auf dem Luftweg gelten bei der Einreise auf dem Landweg überhaupt keine Einreiseregeln. Wer mit dem Zug, Bus oder Auto in die Schweiz einreist, benötigt aktuell kein Covid-Zertifikat. Die Behörden wissen also nicht, ob jemand geimpft, getestet oder genesen ist. Nicht einmal ein Einreiseformular, das auf dem Luftweg ebenfalls obligatorisch ist, müssen Einreisende auf dem Landweg ausfüllen. Von einer Quarantänepflicht ganz zu schweigen.

Nachbarländer sind härter

International ist man da deutlich strenger. So können Schweizer weiterhin nicht in beliebte Reiseziele wie Amerika, Australien oder Japan einreisen. Doch so weit muss man nicht einmal schauen. Der Vergleich mit unseren Nachbarländern zeigt: Nirgends kann man so einfach einreisen wie bei uns!

Die Ferienrückkehrer schleppen das Virus weiter in die Schweiz ein.
Foto: Keystone
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In Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien gilt eine Testpflicht, wenn man nicht gegen Covid-19 doppelt geimpft oder von der Krankheit genesen ist. Egal, auf welchem Weg man ins Land einreist. Auch müssen die Einreisenden zwingend ein Formular ausfüllen. In Deutschland allerdings nur, wenn man aus einem Risikogebiet kommt.

Kommt die BAG-Quarantäneliste wieder?

Sogar eine Quarantänepflicht kennen zwei unserer Nachbarländer. In Deutschland und Frankreich muss man sich nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet zehn beziehungsweise sieben Tage in Quarantäne begeben. Länder wie der Kosovo oder Zypern hat die Regierung in Berlin beispielsweise auf diese Liste gesetzt.

In der Schweiz hat man im Sommer die Quarantänepflicht abgeschafft. Als Konsequenz davon wird auch die Liste des Bundesamts für Gesundheit (BAG) für Risikoländer aktuell auch nicht mehr geführt. Dies könnte sich hinsichtlich der Herbstferien allerdings wieder ändern, wie Gesundheitsminister Alain Berset (49) und Lukas Engelberger (46), Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren, zuletzt durchblicken liessen.

Politik fordert härteres Einreiseregime

Unsere lockere Einreisepolitik wird aktuell auch in der Politik diskutiert. So forderte FDP-Ständerat Josef Dittli (64, UR) diese Woche im Blick eine Test- und Quarantänepflicht für gewisse Reiseländer. Auch SP-Nationalrätin Yvonne Feri (55, AG) will strengere Kontrollen. «Über Quarantäneregeln kann man wieder diskutieren – aber nur für Länder, die wegen hohen Ansteckungsquoten problematisch sind», sagte sie.

Der Vergleich mit den Nachbarländern zeigt auch: Die Schweiz steht am schlechtesten da. In den letzten sieben Tagen verzeichneten wir 2024 neue Corona-Fälle per 1 Million Einwohnern. In Deutschland (834), Frankreich (1681), Österreich (1100) und Italien (731) sieht die Lage teilweise deutlich entspannter aus.

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