Vertrauen seit CS-Pleite dahin
Risikoprämie für Schweizer Coco-Bonds vorgeschlagen – wegen Misstrauen

Anlegerinnen und Anleger von Coco-Bonds sind nach der Pleite der Credit Suisse leer ausgegangen. Weltweit wird der Entscheid der Finma hinterfragt. Investoren zeigen sich nun misstrauisch gegenüber den regulatorischen Bedingungen in der Schweiz.
Publiziert: 18.04.2023 um 15:35 Uhr
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Mit der CS-Übernahme sind AT1-Anleihen – auch Coco-Bonds genannt – im Wert von 16 Milliarden abgeschrieben worden. Die Strippenzieherin war die Schweizerische Finanzmarktaufsicht (Finma). Im Gegensatz zu den CS-Aktionären erlitten die Anlegerinnen und Anleger von Coco-Bonds einen Totalverlust.

Weltweit hat die Aktion der Finma für Kopfschütteln gesorgt. Investoren stellen den kompletten Markt für Coco-Bonds infrage. Ein regelrechter Ausverkauf war die Folge. Mittlerweile haben sich die Preise wieder leicht erholt, schreibt die Financial Times (FT).

Lohnt sich Schweizer Risiko?

Das Misstrauen gegenüber der Schweiz bleibt jedoch hoch. Mark Holman, Geschäftsführer der Investmentfirma TwentyFour Asset Management, sagt gegenüber FT: «Einige Leute werden kein Schweizer Risiko kaufen, weil sie dem regulatorischen Hintergrund nicht vertrauen.»

Nach der CS-Pleite fand ein regelrechter Ausverkauf von Coco-Bonds statt.
Foto: AFP
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Analysten von JPMorgan hat gar vorgeschlagen, eine rechtliche Risikoprämie für die Schweiz einzuführen. Denn der Vertrauensbruch bei Coco-Bonds beziehe sich vor allem auf den Schweizer Markt.

Da Coco-Bonds in der Schweiz schon ab 5000 Franken verkauft werden, sind auch private Anlegerinnen vom Abschreiber betroffen. Wie auch Nick Vogel* (67): Er hat mit Coco-Bonds 200'000 Franken verloren, wie er Blick verraten hat.

Hohes Risiko, hohe Zinsen

Auf Coco-Bonds gibt es hohe Zinsen für ein hohes Risiko. Sinkt die Kernkapitalquote der Bank unter einen bestimmten Wert, können die Anleihen kurzfristig in Aktien umgewandelt werden. Aus einem Kredit mit Zinsen werden dann Anteilsscheine. Was im Falle eines abstürzenden Unternehmens heisst: Das Geld ist futsch.

Banken haben Coco-Bonds nach der Finanzkrise 2008 eingeführt, um die gesetzliche Einkapitalanforderungen zu erfüllen. Das Problem bei der CS: Die Reihenfolge. Bankenexperten gingen davon aus, dass im Krisenfall die regulären Aktien erst im schwindenden Eigenkapital der Bank eingehen und erst danach die Coco-Bonds. Die Finma machte es umgekehrt. Sie rettete Aktionären 25 Rappen pro Aktie und liess dafür die Coco-Bondbesitzer leer ausgehen.

Beim Bund sind deshalb bereits zwei Klagen eingegangen, wie das Finanzdepartement (EFD) gegenüber der Nachrichtenagentur SDA bestätigte. Der Bund hat zudem Kenntnis, dass weitere Investoren Klagen prüfen.

So auch rund 30 Investoren aus Singapur, wie das Finanzportal finews.ch schreibt. Die Gruppe beruft sich dabei auf ein Freihandelsabkommen. Dieses schreibt eine «faire und gerechte» Behandlung ausländischer Investoren aus Singapur vor.

Andere Länder entwarnen

Andere Länder nutzen den Vorfall, um das Vertrauen der Investorinnen für sich zu gewinnen. Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die Bank of England haben den Anlegern versichert, dass der Entscheid der Finma nicht zum Präzedenzfall werde, sondern eine Ausnahme sei.

Seit dem Kollaps der CS hat keine grosse globale Bank mehr Coco-Bonds ausgegeben. Die Kurse bestehender Anleihen liegen deutlich unter dem Niveau vom Jahresbeginn.

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