Verzicht auf Russen-Rohstoffe?
Import-Stopp würde die Schweiz 41 Milliarden Franken kosten

Der Preis, den die Europäische Union und damit auch die Schweiz für einen sofortigen Verzicht auf russische Energieträger und Rohstoffe zu bezahlen hätten, wäre hoch. Das zeigen KOF-Berechnungen.
Publiziert: 06.04.2022 um 10:17 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2022 um 15:28 Uhr

Europa will weiterhin Gas und Öl aus Russland. Dabei wäre ein Importstopp wohl die am wirkungsvollste Massnahme, um die russische Staatskasse und damit die Kriegsmaschinerie von Kreml-Chef Wladimir Putin (69) zu treffen.

Auch Russland könnte seinerseits Exporte von eigenen Rohstoffen und Energieträgern in die EU verweigern. Der Preis dafür wäre so oder so immens. Allein die Schweiz würde um 41 Milliarden Franken ärmer. Das schreibt die «Aargauer Zeitung» mit Verweis auf Zahlenmaterial der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich.

EU würde in Rezession schlittern

Ein sofortiger Verzicht auf russische Rohstoffe würde sich stark auf das Wachstum der Schweizer Wirtschaft durchschlagen. Laut KOF käme die Schweiz im Jahr 2022 mit einem Importstopp nur noch auf ein Wirtschaftswachstum von 1 Prozent anstatt 3 Prozent. 2 Prozentpunkte Wachstum gingen futsch. Das entspräche einer Wertschöpfung von rund 15 Milliarden Franken.

Russische Gazprom-Ölraffinerie in Moskau: Die EU ist ein wichtiger Abnehmer russischer Rohstoffe.
Foto: Bloomberg via Getty Images
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Im Folgejahr gingen 3,5 Prozentpunkte Wachstum verloren, verglichen mit einer Welt ohne Ukraine-Krieg. Totaler Wachstumsverlust über zwei Jahre: rund 41 Milliarden Franken.

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Noch härter würde ein russischer Energieträger-Stopp die EU treffen. Laut KOF käme es zu einer Rezession und zu «gravierenden Engpässen». Der Handelspartner Schweiz litte hier mit, weil Produktionen unterbrochen werden müssten.

KMUs befürchten Verfügbarkeitsprobleme

Leiden würden vor allem auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU). 60 Prozent der Schweizer KMU rechnen wegen der geopolitischen Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten mit negativen Auswirkungen auf ihr Geschäft, wie das am Mittwoch veröffentlichte KMU-Panel der ZHAW zeigt.

«Der Krieg in der Ukraine hat die Pandemie im Sorgenbarometer der KMU abgelöst», sagt ZHAW-Studienleiter Andreas Schweizer. Am deutlichsten ausgeprägt sind die Befürchtungen bei Unternehmen, die in der Herstellung von chemischen Erzeugnissen, im Detailhandel oder in der Maschinen- und Elektroindustrie tätig sind.

Pessimistisch sehen die befragten Unternehmen auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Halbfabrikaten: Etwas mehr als die Hälfte beurteilt sie aktuell und für die kommenden drei Monate als eher schlecht bis existenzbedrohend. (uro)


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