Von wegen Tessin!
In Zürich liegt die wahre Sonnenstube der Schweiz

Die Zürcher Kantonalbank hat erstmals schweizweit alle Sonnenuntergangszeiten berechnet. Dazu hat ein Hochleistungsrechner die Simulation für 100 Millionen Punkte durchgeführt. Das Ergebnis überrascht. Und kann für den Wert einer Immobilie entscheidend sein.
Publiziert: 21.04.2021 um 01:47 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2021 um 13:18 Uhr
Patrik Berger und Dorothea Vollenweider

Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig ein trautes Eigenheim bei Homeoffice und Lockdown sein kann. Genug Platz, eine entspannte Nachbarschaft und vor allem viel Sonne. «Wer schätzt es nicht, die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf der eigenen Terrasse geniessen zu können?», sagt Ursina Kubli (41), Immobilien-Expertin bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Schweizer schätzen dieses Privileg. Und sind auch entsprechend bereit, für gut besonntes Wohneigentum tiefer in die Tasche zu greifen.

Immo-Verkäufer wissen: Abendsonne ist eines der wichtigsten Argumente für ein Haus oder eine Wohnung. Gerade Südwest-Hanglagen versprechen einen späten Sonnenuntergang. Kommt noch eine gute Aussicht dazu – wenn möglich mit Seesicht –, dann bewegt man sich im Reich der besonders exklusiven Wohnlagen. An solchen Lagen wird entsprechend auch mit grosser Kelle angerührt.

In diesem 500-Seelen-Dorf gibts am längsten Sonne
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Mitten im Zürcher Weinland:In diesem 500-Seelen-Dorf gibts am längsten Sonne

Im Sommer bis 20 Uhr Sonne

Viele Regionen haben ihren bekannten Sonnenhügel. Im Tessin, der Sonnenstube der Schweiz, heisst eine Gemeinde Collina d'Oro, übersetzt Goldhügel. Sie liegt am Sonnenhügel ob Lugano. Die Sicht auf den Luganersee ist beeindruckend. Am Zürichsee ist es die Goldküste, an der die gesuchtesten Wohnlagen im warmen Abendlicht erstrahlen.

Truttikon gehört zu den heimlichen Sonnenstuben der Schweiz.
Foto: STEFAN BOHRER
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Das Immo-Team von Ursina Kubli hat darum die besonders gut besonnten Wohnlagen aufgespürt. Ein Hochleistungsrechner hat die Simulation für 100 Millionen geografischen Punkte in Bezug auf den längsten und den kürzesten Tag des Jahres durchgeführt.

In den Sommermonaten scheint die Sonne in weiten Teilen der Schweiz relativ lang. 84 Prozent der Wohnungen haben am 21. Juni selbst um 20 Uhr noch Sonne.

Wie die Schweiz wohnt

Wohnen in der Stadt boomt. Heute leben drei Viertel der Schweizer Bevölkerung im urbanen Raum. Die Städterinnen und Städter verteilen sich auf 2 Millionen Wohnungen in 540'000 städtischen Gebäuden. Die grosse Mehrheit wohnt zur Miete.

Die «Statistik der Schweizer Städte 2021» gibt auch Zahlen zum Bevölkerungsmix preis: Nur 20 Prozent der ausländischen Personen wohnen auf dem Land. Die Mehrheit der Stadtbewohner ist zwischen 20 und 64 Jahre alt.

Betrachtet man die Verteilung nach Grössenklasse der Gemeinde zeigt sich: Je kleiner die Gemeinde, desto höher der Anteil der Einfamilienhäuser. Bei den Mehrfamilienhäusern verhält es sich umgekehrt. Bei den Wohnungen dominieren jene mit drei Zimmern. Fast 70 Prozent der städtischen Mieterinnen und Mieter wohnen in einer Drei- oder Vier-Zimmer-Wohnung.

Deutlich über dem Schweizer Durchschnitt (11,4 Prozent) liegen die Grossstädte beim gemeinnützigen Wohnungsbau. In der Stadt Zürich sind 22,4 Prozent der Drei-Zimmer-Wohnungen gemeinnützig gebaut. Ulrich Rotzinger

Wohnen in der Stadt boomt. Heute leben drei Viertel der Schweizer Bevölkerung im urbanen Raum. Die Städterinnen und Städter verteilen sich auf 2 Millionen Wohnungen in 540'000 städtischen Gebäuden. Die grosse Mehrheit wohnt zur Miete.

Die «Statistik der Schweizer Städte 2021» gibt auch Zahlen zum Bevölkerungsmix preis: Nur 20 Prozent der ausländischen Personen wohnen auf dem Land. Die Mehrheit der Stadtbewohner ist zwischen 20 und 64 Jahre alt.

Betrachtet man die Verteilung nach Grössenklasse der Gemeinde zeigt sich: Je kleiner die Gemeinde, desto höher der Anteil der Einfamilienhäuser. Bei den Mehrfamilienhäusern verhält es sich umgekehrt. Bei den Wohnungen dominieren jene mit drei Zimmern. Fast 70 Prozent der städtischen Mieterinnen und Mieter wohnen in einer Drei- oder Vier-Zimmer-Wohnung.

Deutlich über dem Schweizer Durchschnitt (11,4 Prozent) liegen die Grossstädte beim gemeinnützigen Wohnungsbau. In der Stadt Zürich sind 22,4 Prozent der Drei-Zimmer-Wohnungen gemeinnützig gebaut. Ulrich Rotzinger

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Südwesthänge haben es in sich

Entscheidend ist an diesen Lagen aber der Winter. Also die Jahreszeit, in der man sich nach Licht und Wärme sehnt. Es gibt viele Wohnlagen, in denen die Sonne ausgerechnet dann äusserst rar ist. Gerade in engen Bergtälern verschwindet sie kurz nach dem Mittag.

Und doch: Auch in den Bergen gibt es sonnige Wohnlagen. Bevorteilt sind Liegenschaften an den Südwesthängen weiter Täler. Gut sichtbar sei das etwa auf der Nordseite des Rhonetals, wo sich die Hänge in Richtung Sonne neigen.

Wie sieht es im Mittelland aus, wo zwei Drittel der Bevölkerung leben? Vom Genferseebogen bis nach St. Gallen zieht sich ein breites orangerotes Band. Es zeigt auf, dass die Sonne hier am Winterabend besonders lang scheint.

Grosse Unterschiede im Mittelland

Aber: Auch im Mittelland gibt es grosse Unterschiede. Grund dafür sind die vielen Hügel und Bergzüge. So auch in den Grossstädten. Am Genfersee scheint die Sonne besonders lang. Genf und Lausanne stehen ganz weit vorne, wenns um den Sonnenschein geht.

Auch in Biel BE scheint die Sonne entlang des Jurasüdfusses im Winter noch lange ungehindert über die Uhrenmetropole. Nördlich des Juras erwärmt sie das Gemüt der Basler. Genfer, Berner und Basler geniessen im Durchschnitt bis zu 30 Minuten länger Sonne als Stadtzürcher.

Deren Pech: Die Ausläufer des Uetlibergs stehen ihnen vor der Sonne. Die Folge: Die Stadt Zürich schneidet im Vergleich mit anderen Grossstädten zumindest in den Wintermonaten schlecht ab, was das Sonnenlicht anbelangt. Ähnlich geht es den Luzernern. Am Vierwaldstättersee geht die Sonne noch eine halbe Stunde früher hinter dem Pilatus unter.

30'000 Einfamilienhäuser von Senioren

Explodierende Preise und das knappe Angebot: Für so manchen platzt der Eigenheim-Traum. Gute Nachrichten gibts für jene, denen es nicht eilt: Langfristig dürften die heute über 60-Jährigen mehrere Zehntausend Einfamilienhäuser auf den Markt bringen – allein im Kanton Zürich!

Laut der Zürcher Kantonalbank (ZKB) besitzen die baldigen Rentner im Kanton Zürich 54'000 Einfamilienhäuser und 158'000 Wohnungen. Das sind über die Hälfte aller Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen. Fast jedes zweite Einfamilienhaus bleibt zwar innerhalb der Familie. Rund 30'000 Einfamilienhäuser kommen aber in den nächsten 25 Jahren auf den Markt.

Bessere Aussichten beim Stockwerkeigentum: 100'000 Wohnungen sollen laut ZKB-Berechnungen in dieser Zeit allein von den über 60-Jährigen zum Verkauf stehen. Dorothea Vollenweider

Explodierende Preise und das knappe Angebot: Für so manchen platzt der Eigenheim-Traum. Gute Nachrichten gibts für jene, denen es nicht eilt: Langfristig dürften die heute über 60-Jährigen mehrere Zehntausend Einfamilienhäuser auf den Markt bringen – allein im Kanton Zürich!

Laut der Zürcher Kantonalbank (ZKB) besitzen die baldigen Rentner im Kanton Zürich 54'000 Einfamilienhäuser und 158'000 Wohnungen. Das sind über die Hälfte aller Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen. Fast jedes zweite Einfamilienhaus bleibt zwar innerhalb der Familie. Rund 30'000 Einfamilienhäuser kommen aber in den nächsten 25 Jahren auf den Markt.

Bessere Aussichten beim Stockwerkeigentum: 100'000 Wohnungen sollen laut ZKB-Berechnungen in dieser Zeit allein von den über 60-Jährigen zum Verkauf stehen. Dorothea Vollenweider

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Sonne und tiefe Steuern

Wer die Kombination von sonnige Lagen, Stadtnähe und tiefen Steuern sucht, der kommt in Uitikon ZH auf seine Rechnung. Oder am Goldhügel von Lieli AG. Zumikon, Zollikon und Küsnacht an der Zürcher Goldküste werden bis 16.20 Uhr von der Sonne verwöhnt. Den spätesten Sonnenuntergang hat man aber in Benken ZH, Truttikon ZH und Rafz ZH. Die Dörfer bieten auch im Winter Sonnenschein bis 16.40 Uhr. Das Zürcher Weinland ist also die eigentliche Sonnenstube der Schweiz.

Und erst noch deutlich günstiger als die Region Pfannenstiel, wo Küsnacht, Zumikon und Zollikon liegen. Laut dem Immobilien-Marktbericht von Wüest Partner kostet dort eine 4-Zimmer-Eigentumswohnung 1'296'000 Franken, ein 4-Zimmer-Einfamilienhaus deren 1'282'00 Franken.

Im Weinland stehen die Preise bei 692'000 Franken für eine 4-Zimmer-Eigentumswohnung. Ein 4-Zimmer-Einfamilienhaus gibt es für 631'000 Franken.

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