«Es ist überraschend, das Rohner auf den Bonus verzichtet»
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Konsequenzen nach CS-Debakel:«Es ist überraschend, das Rohner auf den Bonus verzichtet»

Vontobel-Analyst Andreas Venditti über das CS-Debakel
«Das ist ein gewaltiger Vertrauensverlust»

Die Credit Suisse verliert wegen den Hedgefonds-Pleiten über 4 Milliarden Franken. Die Affären sind für die Bank noch lange nicht ausgestanden, meint Vontobel-Analyst Andreas Venditti.
Publiziert: 06.04.2021 um 16:07 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2021 um 14:24 Uhr
Nicola Imfeld

Die Hedgefonds-Skandale stürzen die Credit Suisse ins Minus. Wie die Bank am Dienstag vermeldete, haben die Affären mit Greensill und dem Archegos-Fonds bislang 4,4 Milliarden Franken gekostet. Für das erste Quartal rechnet die CS mit einem Vorsteuerverlust von 900 Millionen Franken.

Bank-Vontobel-Analyst Andreas Venditti hat dies erwartet. «Diese 4,4 Milliarden liegen aber schon am oberen Ende», sagt er zu BLICK. Etwas überrascht hat ihn der Verlust von 900 Millionen Franken, der im Vergleich zu den Hedgefonds-Abschreibern tief ausfällt. «Das operative Geschäft der CS ist also massiv besser gelaufen als erwartet», kommentiert Venditti.

Ironischerweise hat die zweitgrösste Bank der Schweiz gerade im Investmentbanking stark abgeschnitten. Abgesehen natürlich von den Verlusten mit Greensill und Archegos.

Die CS erlitt in den vergangenen Wochen gleich zwei Skandale mit US-Hedgefonds.
Foto: AFP
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Skandale nicht ausgestanden

Doch mit diesen ersten Verlusten sind die Affären noch lange nicht ausgestanden. Das scheint auch die Credit Suisse zu wissen. Die Bank hat am Ostermontag an der New Yorker Börse weitere Positionen abgestossen. «Das deutet daraufhin, dass im zweiten Quartal allenfalls weitere, allerdings massiv geringere Verluste im Zusammenhang mit den Hedgefonds-Pleiten auf die CS zukommen könnten», sagt Venditti.

Weitere Schatten werfen drohende Sanktionen der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma). Diese hat sich bereits vergangene Woche in den Fall eingeschaltet. «Gut möglich, dass die Finma die Kapitalanforderungen an die CS erhöhen wird», glaubt Venditti.

«Entlassungen sind logisch»

Die Geschäftsleitung der Credit Suisse erhält im Zug der Skandale 40,8 Millionen Franken weniger Lohn. Der abtretende VR-Präsident Urs Rohner (61) kassiert 1,5 Millionen weniger, CS-Chef Thomas Gottstein (57) gehen 5,6 Millionen durch die Lappen. «Es war absehbar, dass das Management büssen wird», so Venditti.

Dass mit Investment-Bank-Chef Brian Chin (42) und Risikochefin Lara Warner (52) zwei Topmanager gehen müssen, überrascht Insider nicht. Venditti: «Im Risikobereich muss einiges schiefgelaufen sein. Dann ist es nur logisch, dass die Bank die Konsequenzen zieht.»

Anleger trauen der CS nicht

Für den Vontobel-Analysten fällt neben dem finanziellen Verlust aber noch etwas anderes schwer ins Gewicht. «Der Vertrauens- und Reputationsschaden ist gewaltig. Das wirkt sich langfristig auf die Credit Suisse aus», sagt er.

Dass die Märkte dem relativ tiefen Verlust von 900 Millionen Franken nicht trauen, zeigte sich am Dienstag. Die Analysten haben nach den Zahlen eigentlich mit einem kräftigen Kursanstieg gerechnet. Die CS-Aktie legte erst etwas zu, rutschte dann aber ins Minus. Mittlerweile bewegt sich der Kurs leicht im Plus und steht wieder bei 10.20 Franken.

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