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Vor dem Black Friday warnen Finanzexperten
Junge, spart für das Alter!

Noch nie seit der Einführung der modernen Rentenwerke waren die finanziellen Sorgen junger Erwachsener betreffend ihre Altersvorsorge so gross wie heute. Weil die obligatorische Altersvorsorge nicht genügt, sollen Junge die private Vorsorge mit Konsumverzicht fördern.
Publiziert: 27.11.2019 um 23:17 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2019 um 10:45 Uhr

Noch nie war das Vertrauen junger Erwachsener in die Altersfinanzierung so erschüttert. «Sicher ist das nicht einfach ein Spruch, wenn junge Erwachsene sagen, dass sie von ihrer Altersrente nicht mehr viel sehen werden», glaubt der Präsident der Jungfreisinnigen, Andri Silberschmidt (25). Der Initiant der Renten-Initiative will nicht von Angst reden, sondern eher von einer pragmatisch-realistischen Einschätzung der Lage. «Ich kenne tatsächlich kaum jemanden in meinem Alter, der glaubt, in 40 Jahren von der AHV und der zweiten Säule genügend profitieren zu können.»

Die Desillusion Junger über ihre Altersvorsorge zeigte sich im Credit-Suisse-Jugendbarometer 2018. Darin bezeichneten Junge unter 30 Jahren die AHV und Vorsorge mit Abstand (Anteil 53 Prozent) erstmals als grösstes Problem der Schweiz – noch vor der Zuwanderung.

In einer globalen Umfrage des Versicherungskonzerns Zurich zusammen mit der Universität Oxford wiederum galt dieses Jahr erstmals seit Jahrzehnten nicht die Bezahlung der monatlichen Rechnungen als grösste finanzielle Sorge. «Neu steht die Sorge um eine genügende Vorsorge zuoberst», sagt Zurich-Schweiz Sprecher David Schaffner.

Junge Erwachsene konsumieren gern, aber sie überlegen sich sehr bewusst, was sie sich gönnen.
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Millennials sind à jour

Offenbar sind die jungen Erwachsenen nicht nur besorgt, sie handeln auch. Wie die Zurich-Umfrage weiter zeigt, ist nicht nur das Wissen der Millennials über Vorsorgeversicherungen ähnlich gut wie bei älteren Semestern. Sie sind auch ebenso gut abgesichert.

Natürlich freut es die Versicherungsbranche, wenn sie mehr junge Kunden für Vorsorge- und Sparprodukte gewinnen kann. Wegen der zunehmenden Überalterung ist es allerdings kein Geheimnis mehr, dass der Lebensstandard nach der Pension künftig nicht mehr so leicht wie bisher beibehalten werden kann. Und dass dazu zusätzliche private Vorsorge notwendig ist.

Der Versicherungskonzern Swiss Life erlebt in Beratungsgesprächen, dass den jungen Arbeitnehmenden die steigende Bedeutung der privaten Vorsorge bereits bewusst ist, sagt Swiss-Life-Sprecherin Fabienne Schneider. Der Chef von Swiss Life Schweiz, Markus Leibundgut (50), empfiehlt jungen Erwachsenen, sich früh mit den Themen Sparen und Altersvorsorge auseinanderzusetzen.

Je früher, desto besser

Gegenüber BLICK spricht Leibundgut überraschend offen, auch über einen Tipp seiner Berater an Junge, der vor einigen Jahren undenkbar gewesen wäre. «Bewusster Konsumverzicht in der Gegenwart kann die finanzielle Selbstbestimmung im Alter massgeblich erhöhen.»

Doch gibt es bei jungen Erwachsenen eine Bereitschaft zum Verzicht fürs Alter? Die jungen Kundinnen und Kunden sparen sehr bewusst, sagt Schneider. Sie entscheiden sich sehr überlegt für Dinge, die sie sich gönnen möchten. Sei es, um kurzfristige Bedürfnisse zu befriedigen, konkrete Träume zu realisieren oder um bereits für den dritten Lebensabschnitt zu sparen.

Empfiehlt die Konkurrenz ebenfalls Konsumverzicht? Zurich-Sprecher David Schaffner formuliert es vorsichtig: «Zurich rät Jungen, die sich Sorgen um ihre Finanzsituation im Alter machen, bewusst einen Teil ihres Geldes fürs Alter auf die Seite zu legen.»

Die private Altersvorsorge, insbesondere die Säule 3a, gewinne angesichts der herausfordernden Situation der 1. und der 2. Säule immer mehr an Bedeutung, betont auch Axa-Winterthur-Sprecher Ueli Kneubühler. In der Altersvorsorge sei zudem die Zeit fast wichtiger als der Betrag. «Somit kann nicht früh genug mit dem Sparprozess begonnen werden», betont er.

Bewusstsein und wenig Disziplin

Schöne Ratschläge hin oder her – gibt es bei den Jungen eine höhere Bereitschaft zur finanziellen Vorsorge über die Säule 3a hinaus? «Vom Mindset her ja, aber in der Realität gibt es nur ein relativ kleines Segment, das in jungen Jahren mehr anspart», sagt Baloise-Sprecherin Nicole Hess.

Was meint Silberschmidt zum Konsumverzicht für die Altersvorsorge? «Seien wir ehrlich: Konsumverzicht aufgrund gut gemeinter Ratschläge von aussen funktioniert selten», sagt der junge Politiker. Er sehe das bei sich selbst: «Auch ich bringe eine solche Disziplin kaum auf.»

Spartipps

Die steigende Lebenserwartung, die Überalterung und die tiefen Zinsen bringen das Modell der beruflichen Vorsorge in Schieflage. Für immer mehr Rentner decken die Gelder aus den beiden Säulen AHV und Pensionskasse nicht mehr 60 Prozent des letzten Einkommens vor der Pensionierung ab. Obwohl das einst die Absicht des Gesetzgebers war.

Die dritte Säule war eigentlich gedacht für die Finanzierung zusätzlicher Wünsche im Alter. Nun wird sie immer wichtiger, um Vorsorgelücken zu schliessen, die durch die beiden ersten Säulen nicht abgedeckt werden können.

Bisher galt folgende Daumenregel: Wer jährlich zehn Prozent des Lohns zur Seite legt, muss sich im Alter keine Sorgen machen. Die Baloise-Versicherung empfiehlt heute jungen Erwachsenen, schon möglichst bald neben dem 3a-Maximum pro Monat zusätzlich 1000 Franken auf die Seite zu legen – eine schöne Stange Geld.

Die steigende Lebenserwartung, die Überalterung und die tiefen Zinsen bringen das Modell der beruflichen Vorsorge in Schieflage. Für immer mehr Rentner decken die Gelder aus den beiden Säulen AHV und Pensionskasse nicht mehr 60 Prozent des letzten Einkommens vor der Pensionierung ab. Obwohl das einst die Absicht des Gesetzgebers war.

Die dritte Säule war eigentlich gedacht für die Finanzierung zusätzlicher Wünsche im Alter. Nun wird sie immer wichtiger, um Vorsorgelücken zu schliessen, die durch die beiden ersten Säulen nicht abgedeckt werden können.

Bisher galt folgende Daumenregel: Wer jährlich zehn Prozent des Lohns zur Seite legt, muss sich im Alter keine Sorgen machen. Die Baloise-Versicherung empfiehlt heute jungen Erwachsenen, schon möglichst bald neben dem 3a-Maximum pro Monat zusätzlich 1000 Franken auf die Seite zu legen – eine schöne Stange Geld.

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