Warum Christoph Blocher eine ausländische Lösung nicht per se ablehnt
«Zusammenlegung von UBS und CS wäre schlimme Sache»

Der Unternehmer und SVP-Patron analysiert im Interview mit SonntagsBlick die Finanzspritze für die Credit Suisse – und warnt eindringlich vor einer Fusion mit der UBS.
Publiziert: 18.03.2023 um 18:49 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2023 um 19:11 Uhr
Alt Bundesrat Christoph Blocher will auch in Zukunft Konkurrenz unter Schweizer Banken.
Foto: Peter Mosimann
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

SonntagsBlick: Herr Blocher, die SNB musste der Credit Suisse diese Woche 50 Milliarden Franken zur Verfügung stellen, weil die Grossbank auf dem Markt die nötige Liquidität nicht mehr bekommen hat. Es scheint, als ob wir 14 Jahre nach der UBS-Rettung keinen Schritt weitergekommen sind.
Christoph Blocher: Es gibt immer noch Banken, die «too big to fail» sind. Das sollte es in einer freien Marktwirtschaft nicht geben. Aber wir haben es leider trotz aller Bemühungen nicht geschafft, die Grossbanken so aufzuspalten, dass man einzelne Teile untergehen lassen kann. Die Unterstützung der Nationalbank ist jedoch keine Staatshilfe. Die SNB hat der CS lediglich ein Darlehen von 50 Milliarden gegeben und dafür Wertschriften und Hypotheken als Sicherheiten erhalten. Solche Darlehen muss die CS eines Tages zurückbezahlen – inklusive Zinsen. Ich befürchte nur, dass das nicht reichen wird, um das Vertrauen wiederherzustellen.

Wenn es keine Staatsrettung war, dann zumindest eine Wettbewerbsverzerrung. Jedes KMU muss schauen, dass es seine Finanzen im Griff hat und liquide ist. Wenn eine kleine Regionalbank auf dem Markt kein Darlehen erhält, geht sie ebenfalls in Konkurs. Die grosse CS dagegen kriegt Unterstützung von höchster Stelle.
Das ist eine Folge des «too big to fail». Eine Regionalbank ist nicht systemrelevant. Die SNB hat per Gesetz die Aufgabe, für einen geordneten Geldverkehr zu sorgen. Die Darlehensgewährung der SNB erfolgt nicht aus Sympathie gegenüber der CS und ihrem Management, sondern aus egoistischen Gründen: Schlimmeres soll für die Volkswirtschaft verhindert werden.

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«Eine ausländische Übernahme wäre nicht per se schlimm»
Christoph Blocher
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Einige sagen, dass die Finanzspritze der SNB nur ein Tropfen auf den heissen Stein sei. Die Kundenabflüsse würden weitergehen und die CS schon bald weitere Unterstützung brauchen. Wie beurteilen Sie das?
Leider ist das nicht auszuschliessen. Aber ich kann dies aus der Ferne nicht beurteilen. Dafür braucht man Einsicht in die Bücher der Bank und in die Kundenreaktion. Die kommenden Tage und Wochen werden zeigen, ob die Unterstützung durch die SNB ausreicht, um das Vertrauen in die CS zurückzugewinnen.

Viele sehen eine Übernahme durch die UBS als die einzige Möglichkeit, um die CS wieder auf Kurs zu bringen.
Eine Zusammenlegung von UBS und CS wäre für den Werkplatz Schweiz eine schlimme Sache, vor allem für die Bankkunden. Es gibt Geschäfte, die international tätige Schweizer Firmen nur mit einer Grossbank, also in der Schweiz mit der UBS oder mit der CS machen können. Wenn es da keinen Wettbewerb mehr gibt, sind die Firmen der alleinigen Bank ausgeliefert.

Können Sie ein Beispiel machen?
Wenn wir zum Beispiel mit der Ems-Chemie grosse Investitionen im Ausland planten, holten wir jeweils eine Offerte der dazu fähigen Bank ein, das sind in der Schweiz die CS und die UBS. Vielleicht fragten wir auch noch bei einer US-Bank nach. Durch diese Konkurrenz waren die Banken gezwungen, das bestmögliche Angebot zu machen – und das Angebot mit den besten Konditionen erhielt den Zuschlag. Das war zu meiner Zeit als Unternehmer so, und das dürfte auch heute und morgen so gemacht werden. Haben wir nur noch eine Grossbank, gibt es keinen Wettbewerb mehr.

Was ist denn die Alternative, falls es die CS aus eigener Kraft nicht schafft? Die Übernahme durch eine US-Bank?
Eine Übernahme durch eine ausländische Bank wäre nicht per se schlimm. Die CS ist ja schon heute mehrheitlich in ausländischer Hand. Wichtig ist vielmehr, dass potenzielle Käufer ernsthaft daran interessiert sind, die Schweizer Bank langfristig zu stabilisieren und das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Das aktuelle Management scheint leider keine überzeugenden Ideen zu haben, wie dies gelingen soll. Die meisten Fehler bei der CS wurden im Verlauf der letzten zehn Jahre gemacht. Ein trübes Kapitel.

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