Warum eine Mega-Fusion von UBS und CS mehr Probleme schafft als löst
Banken-Heirat wäre keine Vernunftsehe

Eine Fusion der beiden Grossbanken ist das Thema der Woche am Finanzplatz. Doch bei näherem Hinschauen zeigt sich, damit würde sich niemand einen Gefallen tun.
Publiziert: 17.09.2020 um 23:11 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2020 um 20:37 Uhr
Christian Kolbe

Von so einem ikonischen Moment Schweizer Wirtschaftsgeschichte träumen wohl viele: Damals stiegen zwei Männer die Wendeltreppe im UBS-Konferenzgebäude Grünenhof in Zürich hoch, umringt von Fotografen und Kameraleuten. Das Lächeln der Sieger umspielte ihre Lippen, gleich werden Marcel Ospel (1950–2020) und Mathis Cabiallavetta (74), die Chefs von Bankverein und Bankgesellschaft, die Fusion ihrer beiden Institute zur vorübergehend grössten Bank der Welt vor den Medien verkünden.

Das war vor fast 23 Jahren, am 8. Dezember 1997. Seither schielen Bank-CEOs auf einen ähnlichen Platz in den Geschichtsbüchern, wären Journalisten gerne wieder einmal bei so einem Knaller der Wirtschaftsgeschichte dabei. Das ist möglicherweise mit ein Grund, warum die Idee der Fusion der beiden letzten Schweizer Grossbanken in regelmässigen Abständen in den Medien die Runde macht.

Banken-Fusion gibt kein Denkmal

Allerdings spielen UBS und Credit Suisse längst nicht mehr in der globalen Topliga, sind bestenfalls noch europäische Spitzenklasse. Wurden so wie die anderen europäischen Banken von asiatischen und amerikanischen Instituten von der Spitze verdrängt. Gerade die US-Banken profitieren von einem riesigen Heimmarkt und einer bis vor kurzem boomenden Wirtschaft.

Marcel Ospel (SBV, links), und Mathis Cabiallavetta (SBG) steigen am 8. Dezember 1997 gemeinsam die Treppe zum Presseraum hinauf, um die Fusion von Schweizerischer Bankgesellschaft (UBS) und Schweizerischem Bankverein (SBV) bekannt zu geben.
Foto: Keystone
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Sich ein Denkmal zu setzen, ist in diesem Umfeld schwierig. Zumal die beiden UBS-Gründer längst nicht mehr auf ihren Sockeln stehen. Cabiallavetta musste die UBS bereits 1998 verlassen, Ospel wurde in der Finanzkrise 2008 gestürzt.

Das weiss auch der aktuelle UBS-Präsident Axel Weber (63). Zudem ist es fraglich, ob mit der Fusion von UBS und Credit Suisse wirklich ein Denkmal zu schaffen wäre. Vielmehr könnte der Zusammenschluss als Akt der Verzweiflung ausgelegt werden, als Eingeständnis, dass Wachstum aus eigener Kraft nicht mehr möglich ist. Das wäre eine Art Bankrotterklärung für das Swiss Banking.

Ohne Schweiz geht gar nichts

Die Marke Schweiz hat im Bankgeschäft international immer noch einen ausgezeichneten Namen. Ohne das S in UBS hätte die Grossbank auf den Weltmärkten genauso wenig Kredit wie eine Credit ohne Suisse im Namen. Die Drohung, den Hauptsitz der UBS nach Frankfurt am Main (D) zu verlegen, macht deshalb wenig Sinn.

Das weiss auch die UBS, die dieser Tage nicht müde wird, ihren VR-Präsidenten als lupenreinen Patrioten zu verkaufen: «Axel Weber hat sich stets zum Finanzplatz Schweiz bekannt und sich zum Wohle des Heimmarktes und des UBS-Hauptsitzes in der Schweiz eingesetzt. Jede andere Behauptung ist schlichtweg falsch», schreibt die Grossbank.

Planspiele im Verwaltungsrat

Was dagegen zum Pflichtenheft eines Verwaltungsrats gehört, ist das Durchspielen von Szenarien über die Zukunft der Bank – auch die Fusion mit einem Konkurrenten. Im Planspiel gilt es etwa abzuklären, wie CS-Präsident Urs Rohner (60) auf die Avancen der UBS reagieren würde. Denn für ihn gäbe es in diesem Szenario wohl keinen Job mehr.

Dieser Tage trifft sich das Aufsichtsgremium der UBS im bankeigenen Konferenzzentrum Wolfsberg in Ermatingen TG. Personalentscheide stehen derzeit nicht an, bleibt Raum für andere Themen – und vielleicht Planspiele. Normalerweise erfährt das Publikum nie etwas über deren Inhalt. Einzige Ausnahme: Wenn jemand um jeden Preis verhindern will, dass aus dem Spiel Ernst wird. Dann gelangen die Überlegungen – so wie jetzt – durch gezielte Indiskretionen an die Öffentlichkeit.

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