«Was soll daran schlimm sein?»
SP-Bodenmann verteidigt Rüpel-Milliardär von Crans-Montana

Im Gegensatz zu seiner SP-Vergangenheit findet Peter Bodenmann, dass im Tourismus und bei den Bergbahnen der freie Markt spielen sollte. Darum stören ihn auch nicht die Investitionen ausländischer Geldgeber in Institutionen der Schweizer Berge.
Publiziert: 28.08.2019 um 18:36 Uhr

Schützenhilfe von unerwarteter Seite: Der ehemalige SP-Präsident Peter Bodenmann (67) hält im Tourismus nichts von Staatshilfe, dafür umso mehr von den Kräften des Marktes. Auch wenn diese aus dem Ausland kommen, wie er in einem Interview mit der «NZZ» sagt. 

Der frühere Politiker ist heute erfolgreicher Hotelier in Brig VS. 320 Betten bietet sein Haus an. In der Hochsaison seien diese zu 97 Prozent gefüllt. Insgesamt 75'000 Übernachtungen verzeichnet das «Good Night Inn» pro Jahr. Hauptsächlich empfängt Bodenmann Rentner, aus Deutschland oder den Niederlanden. Viele kommen im Bus. Brig ist für die Touristen Ausgangspunkt für Ausflüge nach Zermatt VS, Chamonix (F) oder Stresa (I).

Gerne mit Geld von ausländischen Milliardären

Laut Bodenmann sei es praktisch das gleiche, eine Partei oder ein Hotel zu führen. In beiden Fällen müsse man verkaufen. Da ist jeder auf sich gestellt, zumindest wenn es nach Bodenmann geht. Er ist der Meinung, dass staatliche Geldspritzen dagegen nur den Strukturwandel verhinderten.

Früher war Peter Bodenmann engagierter SP-Politiker und kämpferischer Parteipräsident. Heute ist er Hotelier. In dieser Rolle hält er mehr vom freien Markt und weniger von staatlichen Geldspritzen.
Foto: Philippe Rossier
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Sein Vorschlag: «Bergstationen wie Resorts betreiben.» Wie soll das aussehen? Alle Ferienwohnungsbesitzer sollten ein Bergbahn-GA kaufen müssen, damit würde dann die Infrastruktur finanziert. Zudem glaubt er, dass weniger Bergbahnen mehr wären.

Lobende Worte findet Bodenmann für ausländische Reiche, die Schweizer Berggebieten unter die Arme greifen. Radovan Vitek (48) oder Peter Schröcksnadel (78) etwa. «In Crans-Montana pumpt Radovan Vitek viel Geld in die Infrastruktur, in Saas-Fee ist es Peter Schröcksnadel. Was soll daran schlimm sein? Die wagen wenigstens etwas», hält er im «NZZ»-Interview fest. Eine Alternative zum Kapitalismus gebe es ohnehin nicht.

Reicher Tscheche setzt sich durch

So unproblematisch ist gerade Vitek für viele nicht. Der tschechische Milliardär und Mehrheitsbesitzer der Bergbahnen in Crans-Montana pumpt zwar über 100 Millionen Franken ins Walliser Berggebiet, will dafür aber auch etwas zu sagen haben. Dabei schreckt er nicht vor Konfrontation zurück.

Im Januar hat er so kurzerhand eine Pistenbeiz geschlossen und das Team freigestellt, nachdem er bei einem Besuch vom kalten Essen enttäuscht wurde.

Noch radikaler griff der Milliardär 2018 durch. Damals stellte er die ganzen Bergbahnen von Crans-Montana für zwei Tage ab. Bei einer Drohung blieb es im vergangenen Winter. Hätte er diese wahrgemacht, dann wäre sogar das Frauen-Weltcup-Rennen auf dem Spiel gestanden. Den Übernamen Rüpel-Milliardär wird er wohl nicht mehr los.

Immerhin, dieser Tage sorgt Crans-Montana für positive Schlagzeilen. Im Walliser Bergort finden nämlich ab Donnerstag die Omega European Masters statt, ein internationales Golfturnier. Schon angereist ist Golffan, Sänger und Schauspieler Justin Timberlake (38). (jfr)

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