Heikle Aussagen zur WM-Vergabe
Wie Trump den Fifa-Chef beim Dinner zum Schwitzen brachte

Fifa-Präsident Infantino (49) sollte bei der WM-Vergabe neutral bleiben. Doch er und US-Präsident Donald Trump (73) haben gute Beziehungen zueinander. Das wurde beim Dinner am WEF klar.
Publiziert: 23.01.2020 um 20:20 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2020 um 07:26 Uhr

Um ein Dinner mit US-Präsident Donald Trump (73) reissen sich die Herren der Teppichetagen der Weltkonzerne. Am WEF gab es dazu am Dienstagabend für wenige von ihnen die Gelegenheit. Die Chefs von Novartis, Sony, Nokia – sie alle sitzen am Tisch und machen Trump, mehr oder weniger unterwürfig, die Aufwartung.

Doch wer darf neben dem US-Präsident sitzen? Es ist Gianni Infantino (49), Fifa-Präsident – von Donald Trump jovial «Johnny» genannt. Das Weisse Haus veröffentlichte nun das Transkript des Gesprächs und bezeichnet dort den FIFA-Präsidenten ebenfalls als «Johnny» statt Gianni.

Wenn Kameras mitlaufen, werden Schmeicheleien verteilt, links und rechts, man preist sich und sein Gegenüber. Und Infantino ist ein Meister seines Fachs.

Donald Trump (73) bedankte sich artig für den Fussball, den er von Gianni Infantino (49) bekam.
Foto: DUKAS
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Trump: «In meinen Augen ein grossartiger Mann, früher ein grossartiger Athlet. Johnny, bitte. Schiess los.»

Infantino: «Danke. Soll ich aufstehen, oder soll ich sitzen bleiben?»

Trump: «Whoa, das mag ich. (Gelächter. Er erhält einen Fussball). Du kannst stehen oder sitzen.»

Infantino: «Ich stehe. Ich stehe. Ich stehe.»

Dann beginnt «Johnny» seine Lobhudelei auf den mächtigsten Mann der Welt.

Infantino: «Jemand aus Ihrem Staff – ich werde nicht sagen wer – sagte, dass ich heute der zweitwichtigste Mann in Davos bin. Das ist natürlich nicht wahr. Sie alle sind viel wichtiger, aber es tut gut, das zu hören.»

Danach spricht er über die Jobs, die der Fussball und die Fifa generieren, über die Einnahmen, die mit Fussball gemacht werden. Und wie der Fussball überall auf der Welt Freude und Hoffnung verbreitet. Und schliesslich spricht Infantino darüber, wie die USA auf der Schwelle zur Fussball-Grossmacht seien.

Infantino: Wir werden die Weltmeisterschaft 2026 in Nordamerika organisieren. Präsident Trump war von Anfang an in diesen Prozess involviert.

Trump: Richtig.

Infantino: Präsident Trump ist definitiv ein Sportler. Ich schätze mich glücklich, in meinem Leben manche der talentiertesten Fussballer zu treffen. Präsident Trump ist aus dem selben Holz geschnitzt. Er will immer wetteifern, immer gewinnen. Er will immer zeigen, wer der Beste ist. Er sagt, was viele denken.»

Trump: «Well – danke Johnny, Danke.»

Dann wiederholt Trump seine Erfolge bezüglich der Weltmeisterschaft – und was er sagt, ist, wie die «NZZ» süffisant bemerkt hat, nicht ohne Brisanz. Infantino könnte ob den Aussagen etwas ins Schwitzen gekommen sein.

Trump: «Es ist eine Ehre, die Weltmeisterschaft in die USA gebracht zu haben. Ich war als gewählter Präsident – und sogar einige Zeit vorher – involviert. Sie haben angerufen und gefragt: Kannst du helfen? Und du und deine Leute, ihr habt die USA gewählt. Du wolltest die WM dort haben, ich wollte sie hier haben – und wir haben es geschafft, bevor ich ins Amt kam.»

Warum das problematisch ist? Eigentlich ist der Fifa-Präsident während des Bieterverfahrens zur Neutralität verpflichtet. Offiziell durchgesetzt haben sich die USA zusammen mit Kanada und Mexiko erst im Juni 2018 in einer offenen Abstimmung gegen Marokko.

«Johnny» kanns egal sein, hat er doch mit Trump den mächtigsten Verbündeten der Welt – auch wenn die Andeutungen von Trump laut «NZZ» zumindest vor der Ethikkommission landen müssten. (neo)

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