Sie sind die Fahrer der Polit-Prominenz
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WEF-Chauffeure erhielten letzte Instruktionen
Sie sind die Fahrer der Polit-Prominenz

Wo ein Prominenter ist, da darf sein Fahrer nicht fehlen. Am Samstag erhielten die WEF-Chauffeure die letzten Instruktionen.
Publiziert: 22.05.2022 um 01:16 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2022 um 09:47 Uhr
Christian Kolbe

Das Jahrestreffen des World Economic Forum in Davos GR wird dieses Jahr diverser und bunter – zumindest, was die Autoflotte für die VIPs aus der ganzen Welt betrifft. Rollen sonst am WEF dunkle A8-Limousinen Stossstange an Stossstange durch die Stadt in den Bergen, so werden es dieses Jahr verschiedenste Typen des Ingolstädter Herstellers sein.

Der Grund dafür sind Schwierigkeiten der globalen Logistik: «Es dauert bis zu einem Jahr, bis das gewünschte Auto geliefert werden kann», erklärt Reto Branschi (63) die breite Typenpalette und die abwechslungsreiche Lackierung der Prominenten-Kutschen. Während 51 Wochen im Jahr ist Branschi Tourismusdirektor von Davos-Klosters, in der WEF-Woche ist er Chef der knapp 100 speziell ausgesuchten Fahrer, die Staats- und Regierungschefs, Botschaftspersonal oder Minister durch die Schweiz und Davos chauffieren. «Nun sind wir einfach froh, dass wir überhaupt genügend Fahrzeuge haben», so Branschi.

Maskenpflicht für die Fahrer

Aber es könnte knapp werden: In den letzten Tagen stieg die Zahl der WEF-Anmeldungen nochmals deutlich an, rund 2500 Gäste werden nun in Davos erwartet. Viele warteten offenbar bis zum letzten Moment ab, ob das Jahrestreffen wirklich durchgeführt wird – und sagten erst dann zu.

Instruktionen von den Audi-Experten für die VIP-Fahrer: Das richtige und schnelle Laden ...
Foto: Siggi Bucher
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Einen Tag vor Eröffnung des WEF gibt Branschi den Fahrern, aber auch einigen Fahrerinnen, in einem Hotel in der Nähe des Flughafens Zürich letzte Instruktionen. Dabei gilt eine strikte Kleiderordnung: «Es nicht erlaubt, nur in einem kurzärmligen Hemd einen Gast zu befördern.» Jackett oder zumindest die rote Arbeitsjacke des Limousinenservice müssen es schon sein. Und: Maske ist Pflicht, sobald ein Prominenter im Auto sitzt. Persönlicher Service wird gross geschrieben. «Ihr steigt aus, geht ums Auto herum und öffnet dem Gast die Hintertür», so Branschi. «Aber denkt an die Zentralverriegelung, sonst wird es peinlich!»

Ein ganzes Set an Ausrüstungsgegenständen liegt für Chauffeure und Chauffeusen bereit: unter anderem zwei Handys – und ein Funkgerät. Wenn es schnell gehen muss, dauert der Verbindungsaufbau übers Mobilfunknetz viel zu lange. Nicht nur Autos, auch Fahrer sind offenbar knapp. Normalerweise sind die meisten von ihnen Polizisten, die sich extra fürs WEF eine Woche freinehmen. Doch nach der Absage für den gewohnten Termin im Januar konnten nicht mehr alle ihre Ferien auf den Mai verschieben.

Es geht nicht ums Geld

Reich werden sie in der Davos-Woche nicht, die Arbeitstage sind hart, die Wartezeiten lang, und die Hektik manchmal gross. Doch wegen der 280 Franken Tageshonorar inklusive Verpflegung ist keiner hier, es geht um mehr. So auch für Cornelia Sägesser (36), die heute noch im Mailkontakt mit einem US-Senator steht, der einst ihr Fahrgast war. «Ich habe diese Abwechslung gerne, kenne mich zudem mit Blaulichtfahrten aus», so Sägesser, die schon einige Jahrestreffen mitgemacht hat.

In diesem Jahr sind die VIP-Autos vollelektrisch oder zumindest Plug-in-Hybride. «Als ich das erste Mal mit einem Elektroauto vom Flughafen nach Davos gefahren bin, habe ich gezittert, ob es mit der Ladung auch wirklich reicht», erinnert sich Sägesser. Damit der Saft nicht ausgeht, ist Laden bei jeder Pause Pflicht. Ein Audi-Experte erteilt Anweisungen für das optimale Laden und weist darauf hin, dass die Hybride in Davos nur noch elektrisch fahren dürfen. So wird zwar das WEF selbst tatsächlich umweltfreundlicher, die Anfahrt im Auto bleibt allerdings eine Belastung für die Umwelt.

Gäste auf dem Beifahrersitz

Adryan Paris (52) hat schon viele WEFs auf dem Buckel und liebt es, Leute zu treffen, in deren Nähe man normalerweise nicht kommt. «Ich habe Matt Damon schon zweimal chauffiert. Oder die ehemalige Königin Beatrix der Niederlande. Nach der Fahrt hat sich die Königin mit ‹Danke, Adryan› persönlich von mir verabschiedet – das war schön», erinnert sich der Einsatzleiter in einer Notrufzentrale. Einen Wermutstropfen gibt es jedoch: Der Thurgauer hat dieses Jahr im Fond sehr wenig Platz, das ihm zugeteilte Auto ist nicht für alle Fahrgäste geeignet. Aber Paris hofft: «Vielleicht setzt sich jemand auf den Beifahrersitz, wie einst (der Musiker; Red.) Peter Gabriel.»

Die Autos kamen – in 18 Spezialtransportern – bereits am Dienstag in die Schweiz. Nun schillern sie in einer Zürcher Tiefgarage in allen Farben. Einzig die gepanzerten Limousinen für die gefährdetsten Gäste stehen an einem geheimen Ort, gut bewacht von der Polizei. Der Rest der Flotte wird hier für den Einsatz fit gemacht, erhält Schweizer Nummernschilder, Vignetten und Spezialaufkleber. Denn nur mit denen ist die Einfahrt in die streng bewachte Sicherheitszone rund um das Kongresszentrum möglich.

Und damit die WEF-Fahrzeuge für die Prominenten auch immer sauber sind, fährt in jedem eine kleine Tasche voller Putzutensilien mit.

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