Weg mit «lebenslangen» Sperren!
Das will Neo-Boss Musk an Twitter ändern

Elon Musk verliert nach dem Kauf von Twitter keine Zeit: Er will den Umgang mit kontroversen Inhalten neu regeln und laut Medienberichten soll bald ein Jobabbau beginnen. Twitter muss jetzt nicht mehr transparent sein.
Publiziert: 31.10.2022 um 18:59 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2022 um 07:17 Uhr

Tech-Milliardär Elon Musk beginnt nach der Übernahme von Twitter, dem Online-Dienst seinen Stempel aufzudrücken. Unter anderem will er ein neues Gremium zum Umgang mit kontroversen Inhalten schaffen. Bevor ein solcher Rat zusammentrete, werde es keine grossen Entscheidungen zur Inhalte-Politik oder der Wiederherstellung von Accounts geben, schrieb er bei Twitter. Damit wäre auch die von Musk in den vergangenen Monaten ins Gespräch gebrachte Freischaltung des Accounts von Ex-Präsident Donald Trump nicht umgehend zu erwarten.

Laut Medienberichten sollten umgehend Stellenstreichungen bei Twitter eingeleitet werden. Der Finanzdienst Bloomberg schrieb, Musk habe Software-Entwickler des von ihm geführten Elektroautobauers in die Twitter-Zentrale geholt, um den Programmcode der Plattform zu begutachten. «Business Insider» berichtete, Musk sei in internen Profilen mit dem Titel Firmenchef aufgetaucht. Zuvor war bereits berichtet worden, er wolle den Posten zusätzlich zum Spitzenjob unter anderem bei Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX übernehmen.

Begrenzung von 280 Zeichen könnte aufgehoben werden

Zugleich versprach Musk am Wochenende per Tweet: «Alle, die aus geringfügigen und zweifelhaften Gründen gesperrt wurden, werden aus dem Twitter-Gefängnis freikommen.» Er zeigte sich zudem offen dafür, für Tweets die Begrenzung auf 280 Zeichen aufzuheben. Er fand es auch eine gute Idee, wenn Nutzer die Wahl zwischen verschiedenen Versionen des Dienstes haben könnten: «Wie eine Alterseinstufung im Kino.»

Twitter gehört jetzt offiziell Elon Musk.
Foto: AFP
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Musk hatte am Donnerstag die rund 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Online-Dienstes abgeschlossen. Offizielle Angaben zum Geschehen bei Twitter blieben seitdem weitgehend aus. Auch die Entlassung von Top-Managern rund um den bisherigen Chef Parag Agrawal wurde zunächst nur über Medienberichte bekannt. Details zu seinen Plänen für die Twitter-Zukunft nannte Musk bisher ebenfalls nicht. Das könnte auch so weitergehen: Mit dem Kauf nimmt Musk Twitter von der Börse und muss danach nicht mehr über die Entwicklung des Geschäfts informieren.

50'000 rassistische Tweets nach Übernahme

Musk hatte oft kritisiert, bei Twitter werde die Redefreiheit zu sehr eingeschränkt. Das weckte Sorgen, bei Twitter könnte es unter seiner Kontrolle mehr Hass und Hetze geben. Die Bildung des Inhalte-Rates könnte nun einen vorsichtigeren Kurs signalisieren.

Bobachtern fiel nach Vollzug der Twitter-Übernahme ein Anstieg von Tweets mit rassistischer Hassrede auf. Twitter zufolge kamen rund 50'000 solcher Tweets von nur 300 Accounts und man kämpfe dagegen an.

Musk will keine Sperrung für User

Auch zu Sperrungen von Nutzern hat Elon Musk eine klare Meinung. Ein Beispiel ist Donald Trump: Dieser hatte sich am 6. Januar 2021 noch als Präsident lobend über seine Anhänger geäussert, die gewaltsam das Kapitol in Washington erstürmten. Daraufhin war er bei Twitter und Facebook gesperrt worden. Inzwischen ist er bei seiner hauseigenen Twitter-Kopie Truth Social aktiv, hat dort aber eine deutlich geringere Reichweite.

Trump selbst bekräftigte am Wochenende, dass er nicht zu Twitter zurückkehren wolle, auch wenn dies möglich werden sollte. Stattdessen werde er bei Truth Social bleiben, sagte Trump Fox News Digital. «Es gefällt mir hier mehr», erklärte er. «Ich mag Elon, aber ich bleibe bei Truth.» Zugleich schränkte er ein: «Ich denke nicht, dass Twitter ohne mich erfolgreich sein kann.» Tatsächlich war es für Twitter nach seiner Verbannung nicht schlechter gelaufen.

Trump kehrt nicht zu Twitter zurück

Musk hatte die permanente Sperre von Trump im Mai als «moralisch falsch und einfach nur dumm» kritisiert. Zudem kündigte er an, «lebenslange» Sperren von Nutzern generell abschaffen zu wollen.

Trump hatte auch schon früher gesagt, dass er nicht zu Twitter zurückkehren würde, auch wenn er dürfte. Bei Twitter hatte Trump mehr als 80 Millionen Follower. Bei seiner Twitter-Kopie Truth Social sind es nur wenige Millionen. Wenn Trump sich für eine Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2024 entscheiden sollte, könnte er eine grössere Plattform gut gebrauchen. (SDA/was)

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