Corona trifft die Reisebranche hart. Wochenlang waren die Grenzen dicht. Unsicherheit machte sich breit. Flieger blieben am Boden, Ferien wurden storniert. Reiseveranstalter mussten ihr Geschäft neu aufstellen.
Corona ist aber auch die Zeit der Schnäpplijäger. Die Preise sind im Keller. Das bestätigt eine Umfrage von BLICK bei den drei grossen Reiseveranstaltern Hotelplan, Tui Suisse und Kuoni. «Aktuell und aufgrund der Corona-Krise haben wir unsere Preise wieder so angepasst, wie das sonst nur zu Frühbucherzeiten der Fall ist», sagt etwa Tui-Sprecherin Bianca Schmidt.
Für die Reisenden heisst das: Wer den Sommer am Strand verbringen will, kommt für wenige Hundert Franken an die Traumdestination. Inklusive Flug, Hotel und Verpflegung. Gleiches gilt für einen Abstecher innerhalb der Schweiz.
Kampf gegen leere Betten
Vor allem Destinationen, die sonst gerne von ausländischen Touristen angesteuert werden, werben jetzt mit Betten, Znacht und Wellness-Duschbrause zum Günstigtarif. Die Hoteliers sagen sich in der aktuell schwierigen Zeit: Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Selbst Sterne-Gastgeber halten sich an diese Weisheit.
Das gilt auch für eine Spontanreise zum Nationalfeiertag. Die Umfrage von BLICK zeigt: Wer kurz entschlossen ist, kann in Zermatt zwei Nächte in einem Viersternehaus verbringen und den 1. August am Matterhorn verbringen. Inklusive grosser Wellnesslandschaft. Kosten: Knapp über 200 Franken pro Person. Der Veranstalter: Tui.
Ein anderes Beispiel aus der Welt von Hotelplan: Hier gibt es zwei Nächte obendrauf. In der Summe also vier Übernachtungen. Alles im Herzen von Adelboden im Berner Oberland, mit viel Boutique-Chic und rustikaler Holzästhetik. Der Preis: knapp über 300 Franken. Das 1.-August-Feuerwerk gibt es da noch obendrauf.
Ultra-Last-Minute-Ferien
Das Schnäppli aus dem Katalog von Kuoni: Zwei Nächte in Lugano TI. Und das nicht in irgendeiner Absteige, sondern im traditionsreichen Continental Parkhotel. Frühstück inklusive. Blick auf den See auch. Wieder kostet die Nacht ein Hunderternötli pro Person.
Wer den Nationalfeiertag auslassen möchte und lieber mit Caipirinha am Strand anstossen will, kann sich in den Flieger setzen. Airlines wandeln sich zu Reiseanbietern, Reisebüros legen mit Last-minute-Schnäppchen nach. «Wenn gewünscht, können Kunden sogar am Morgen in eine Filiale gehen oder per Telefon die gewünschte Reise buchen und bereits am Abend im Flieger sitzen, also quasi Ultra-Last-Minute», sagt eine Hotelplan-Sprecherin.
Ein Beispiel: Vier Nächte in der berühmten Partymeile von Ayia Napa auf Zypern gibt es bei Hotelplan für deutlich unter 100 Franken pro Person und Nacht. Inklusive Flug, Frühstück und Viersternebett. Entfernung zum Strand: zwanzig Schritte in den Flipflops.
Geld-zurück-Garantie
Wer das Flugzeug meidet und wegen Flugscham oder Corona lieber im Zug sitzt, kann sich in den TGV setzen und nach Paris düsen. Den Eiffelturm haben Frankophile in diesem Sommer fast für sich alleine, das Bett im Dreisternehotel darf drei Nächte lang geteilt werden – à la française. Kosten inklusive Zugbillet ab Zürich: 250 Franken. Der Veranstalter: Kuoni.
Und was, wenn sich die Einreisebestimmungen ändern? Oder die Quarantäneregeln? Kein Problem – meistens zumindest. In Zeiten von Corona zeigen sich die Reisebüros oft kulant – ganz anders als Expedia und andere grosse Buchungsplattformen.
Die heimischen Anbieter garantieren, dass die Kunden nicht auf den Kosten sitzen bleiben. Sie wollen sich die Zukunft nicht verbauen, denn das Wasser steht vielen bis zum Hals. Hotelplan und Tui haben bereits eine Massenentlassung angekündigt. Die Hiobsbotschaft bei Kuoni steht noch aus.